Der Biogarten
Nützlinge – freiwillige und fleißige Helfer im Biogarten
Allgemeines
Methoden des erfolgreichen biologischen Gärtnerns
Nützlinge und Schädlinge
im biologischen Gleichgewicht
Maßnahmen, die
den Garten für Nützlinge attraktiv machen
Hecken
Totholz- und Steinhaufen
Nisthilfen
Allgemeines
Viele Gärtner träumen davon, möglichst hohe Erträge
aus ihrem Garten zu erzielen. Bekannt sind die Bilder stolzer Erzeuger
mit riesigen Kürbissen, unendlich langen Gurken oder keulenschweren
Zucchinis, die allherbstlich in den Zeitungen veröffentlicht werden.
Einige wollen ihre Vorstellungen von Ästhetik im eigenen Garten verwirklichen,
andere u.U. den Garten als Experimentierfeld gebrauchen und wieder andere
wollen in der Idylle der "freien Natur" nur ihre Ruhe haben. Gärten
erfüllen viele Funktionen.
Je nach Zielvorstellung wenden die Gärtner ganz unterschiedliche
Methoden an, die eine große Spannbreite vom Ausstreuen chemischer
"Keulen" bis zu esoterisch anmutenden Praktiken, wie Ernten bei Vollmond,
umfassen.
Biogärtner sind darauf bedacht, nur Mittel und Verfahren anzuwenden,
die biologisch abbaubar sind und keine chemischen Rückstände
hinterlassen (vgl. Kapitel Pflanzenschutz) oder die auf der Erhaltung des
biologischen Gleichgewichtes beruhen.
Dazu ist es notwendig, dass Biogärtner das natürliche Geschehen
in ihren Gärten recht genau beobachten, dass sie sich Kenntnisse über
die Biologie von Pflanzen und Tieren aneignen und bereit sind, naturgegebene
Erscheinungen und Gesetze zu respektieren und die Bedürfnisse von
Pflanzen und Tieren zu berücksichtigen, ja gegebenenfalls sogar einen
verminderten Ertrag in Kauf zu nehmen. Denn Masse ist nicht immer Klasse.
Zeitungsreife Höchstleistungen sind oft nur das Ergebnis von Chemie
und extremer Kunstdüngung. Derartige Gartenfrüchte sind in der
Qualität von minderem Wert, wenn nicht sogar einer gesunden Ernährung
abträglich. Allzu bekannt ist die Diskussion um Nitrate in Trinkwasser
wie in Nahrungsmittel. Künstliche Dünger treiben die Pflanzen,
verleihen ihnen ein ansprechendes Aussehen, aber stopfen sie ebenso voll
mit Nitraten. Durch organische Düngung ausgewogen ernährte Pflanzen
sind kompakter, wirken u.U. unansehnlicher, sind aber ungleich gehaltvoller
in ihrem Nährwert und sind der Gesundheit weit zuträglicher.
Biogärtner müssen oft Mut beweisen und Rückgrat zeigen,
denn die Hektik, die rationelle Denkweise unserer Zeit und die traditionelle
Ästhetik stellen ganz andere Forderungen an Ordnung und Aufgeräumtheit
eines Gartens. Das ist wahrhaftig nicht immer leicht angesichts des manchmal
massiven sozialen Drucks, der in unserer Gesellschaft auf ´Nichteigentümer´
von Vermietern, Gartenvereinen oder anderen Gruppen ausgeübt wird.
Methoden des erfolgreichen biologischen Gärtnerns
Bevor der Biogärtner zu schädlingsvernichtenden Maßnahmen
greift, stehen ihm eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung, die
allesamt die natürlichen Kräfte mobilisieren und das gesunde
Miteinander der Organismen fördern. Zentrales Anliegen des biologischen
Gärtnerns ist die Gesundheit des Bodens. Biogärtner düngen
mit Kompost, Mist, Guano, Hornspänen oder
durch Gründünger oder durch Mulchen (vgl. Kap.
Boden, Kompost, Mischkultur).
Wesentlich ist eine schonende Bearbeitung des Bodens: kein spatentiefes
Umgraben und Wenden (das Oberste zu Unterst kehren = Katastrophe i.e.S.)
der geschichteten Krume, sondern allein das Auflockern der obersten Bodenschicht
mit dem Sauzahn reicht, um den Boden zu belüften und zum Säen
oder Pflanzen vorzubereiten.
Eine andere wirksame Methode, das Wachstum zu fördern und möglichst
hohe Erträge einzubringen, liegt in der Auswahl des Pflanzgutes.
Je nach Bodenbeschaffenheit sollten Stark-, Mittel- oder Schwachzehrer
angepflanzt werden, d.h. Pflanzen, die viele, mittelviele oder nur wenige
Nährstoffe aus dem Boden ziehen.
Je nach den Lichtverhältnissen im Garten sollte man sonnen-,
halbschatten-, und schattenliebende Pflanzen verteilen.
Desgleichen sollte der Biogärtner Feuchtigkeit und Trockenheit
in seinen Pflanzplan mit einbeziehen und nasse oder auch trockene Stellen
in seinem Garten mit Pflanzen versehen, die solche Bedingungen mögen.
Ein weiterer Gesichtspunkt, der bei der Auswahl der Pflanzen berücksichtigt
werden sollte, ist das Kleinklima eines Standortes, der beispielsweise
vor einer Trockenmauer in Südlage ideal ist für eine wärme-
und trockenheitsliebende Pflanze. Auf einer Nordwand hingegen gedeiht der
schattenliebende Efeu prächtig.
Zusätzlich sollte man auch die Fruchtfolge beachten, d.h.
in welcher zeitlichen Reihenfolge man bestimmte Pflanzen aussät oder
anpflanzt, wobei natürlich die Nährstoffansprüche der Pflanzensorte
eine große Rolle spielen. Fünf Jahre hintereinander Maisanbau
macht den besten Boden kaputt. (Übrigens wußten die Bauern im
Mittelalter bereits um dieses Phänomen und bearbeiteten ihr Land in
der Dreifelderwirtschaft, damit sich im Jahr der Brache der Boden erholen
konnte.)
Die Erkenntnis, dass zwei Pflanzensorten gegenseitig ihr Wachstum
fördern oder Schädlinge von der anderen Pflanzenart
fernhalten,
wird in der Mischkultur ausgenutzt. Man pflanzt "gut verträgliche"
Nachbarn neben- und durcheinander (vgl. Kap. Mischkultur).
Wenn Biogärtner die o.g. Gesichtspunkte bei der Bearbeitung ihres
Gartens berücksichtigen, dürften sie schon gute Erfolge erzielen.
Pflanzen unter optimalen Bedingungen wachsen gesund und kräftig heran
und sind resistent gegen Schädlinge.
Sollten sich dennoch Schädlinge übermäßig
vermehren, so kann man ihnen rein biologisch mit selbstgemachten Tees,
Jauchen oder Brühen zuleibe rücken (vgl. Kap. Jauchen, Brühen
...). Oder man verwendet biologisch abbaubare Spritzmittel aus Pflanzenextrakten,
die im Handel erhältlich sind. Außerdem gibt es natürlich
noch die mechanischen Methoden wie:
Nützlinge und Schädlinge im biologischen Gleichgewicht
Eine andere Form der Schädlingsbekämpfung ist der gezielte
Einsatz
von Nützlingen, die als natürliche Gegenspieler Schädlinge
vernichten, indem sie diese direkt fressen oder als Larvenfutter bei der
Aufzucht ihrer Brut benutzen.
Doch vorweg eine allgemeine Bemerkung, die man im Hinblick auf Nützlinge
(und insbesondere auf Insekten) immer im Hinterkopf behalten sollte:
Schädlinge können sich - abhängig von Klima, Nahrungsangebot
und Anwesenheit ihrer natürlichen Feinde – bei günstigen Bedingungen
massenhaft vermehren. Nützlinge treten meist in einem 3-Jahres-Rhythmus
auf. Im ersten Jahr, wenn die Schädlinge sich massenhaft vermehren,
ist das Futterangebot für Nützlinge überreichlich und sie
vermehren sich ebenfalls schnell. Im zweiten Jahr gibt es viele Nützlinge,
die den Garten schädlingsfrei halten, aber deren Nahrung ist nicht
so reichlich und sie vermehren sich entsprechend weniger. Im dritten Jahr
treten die Schädlinge wieder in größeren Mengen auf und
der Rhythmus geht in einen neuen Zyklus. So stehen Nützlinge und Schädlinge
unter natürlichen Bedingungen abgesehen von leichten Schwankungen
in einem bestimmten Gleichgewichts-Verhältnis zueinander. Nützlinge
wirken regulierend und halten Schäden in erträglichen Grenzen.
Bis zu welcher Grenze die Anzahl der Schädlinge noch als erträglich
gilt, hängt ab von der ökonomischen Schadensschwelle (Verhältnis
von erwartetem Schaden zu Aufwand, der betrieben werden muß, diesen
zu vermeiden oder einzudämmen). Nach diesem Kriterium wird beim sog.
integrierten Pflanzenschutz entschieden, ob Chemie zum Einsatz kommt oder
nicht.
Aufgrund der Räuber-Beute-Beziehung und ihrer Position in der
Nahrungskette sind Nützlinge immer in geringerer Anzahl vorhanden
als Schädlinge. Der Einsatz einer chemischen Keule trifft und dezimiert
die Populationen von Schädlingen und Nützlingen gleich. Anschließend
erholen sich die Schädlinge aber ungleich schneller, denn ohne ausreichende
Beutetiere können sich die Nützlinge nicht vermehren, sie laufen
zeitlich immer den Schädlingen, ihrer Nahrungsgrundlage, hinterher.
Diese Zeitverzögerung gibt letzteren die Chance zu explosionsartiger
Vermehrung, was dann wiederum den erneuten Einsatz von Chemie erfordert
und die Organismen erneut dezimiert, die Nützlinge aber wiederum ungleich
härter trifft als die Schädlinge. Das natürliche Gleichgewicht
kann sich nicht mehr einstellen, es gerät immer weiter außer
Kontrolle und die Regelkatastrophe ist perfekt. Der ständige Einsatz
chemischer Mittel ist vorprogrammiert, weil man nur so glaubt, der Lage
Herr zu werden. Konsequentes biologisches Gärtnern, der Verzicht auf
die Anwendung chemischer Mittel und die gezielte Förderung von Nützlingen
können diesen Teufelskreis durchbrechen.
Nützlinge unter den Wirbeltieren sind bestimmte Vogelarten, Schlangen,
Lurche, Kröten, Eidechsen sowie unter den Kleinsäugern Igel,
Spitzmaus, Maulwurf, Fledermaus, Marder und (Maus-)Wiesel, die wirksamsten
Feinde der Wühlmäuse, da sie in der Lage sind aufgrund ihrer
geringen Größe den gefräßigen Nagern auch in ihren
eigenen Gängen nachzustellen.
Leider bieten unsere Gärten den meisten dieser Tiere oft nur sehr
schlechte Lebensbedingungen. Sie finden kaum ausreichende Rückzugsflächen,
auf denen sie sich noch frei entfalten können. Sie werden durch Chemikalien
vergiftet oder – so das Schicksal unzähliger Igel im Frühjahr
und Frühsommer – überfahren. Myriaden von Insekten werden im
Laufe eines Sommers von schnell fahrenden Automobilen auf die Frontseiten
gepatscht.. Viele Menschen haben kein Verständnis für Lebewesen,
die sie fälschlicherweise für gefährlich halten (Schlangen
und Reptilien), hässlich oder ekelig finden (Kröten, Lurche,
Spitzmäuse, Fledermäuse) oder deren Lebensweise ihren Ordnungssinn
und ihr Auge stört, wie Maulwurfshaufen auf einem schönen, kurzgeschorenen,
englischen Rasen es tun. Kein Mensch denkt daran, dass Maulwürfe
den Boden lüften und riesige Mengen von Insektenlarven vertilgen (vgl.
Kap. Pflanzenschutz)! Maulwürfe stehen unter strengem Schutz und dürfen
weder vergast noch geschossen noch darf ihnen auf andere trickreiche Arten
nach dem Leben getrachtet werden. Als ärgste Feinde und ´Störer
der (engl. Rasen-)Ordnung´ muß man sie ganz einfach lieben
lernen.
Vögel fressen Insekten, Würmer und Raupen oder verfüttern
sie an ihre Jungen. Ein Spatzenpaar vernichtet pro Sommer einen ganzen
Eimer voller Schädlinge. Was man tun kann, um diese Nützlinge
an den Garten zu binden, wird im folgenden beschrieben.
Die größte Gruppe von Nützlingen stellen Insekten und
ihre Larven dar. Sie fressen andere Insekten und deren Larven oder präparieren
sie als Nahrungsangebot für ihre Brut. Sie sind es, die die Unmassen
von saugenden Läusen, Fliegen, Raupen und anderen Insekten vertilgen,
ehe diese die Pflanzen kahlgefressen oder ausgesogen haben.
Zu den fleißigsten Nützlingen gehören die Marienkäfer
und ihre Larven, von denen es sehr viele verschiedene Arten in Europa gibt
und die bei den Menschen wegen ihrer halbkugelförmigen Gestalt und
der hübschen Punktierung als "niedlich" gelten. Manche Marienkäferart
frisst als Käfer durchschnittlich 60 Blattläuse täglich,
als Larve während ihrer 20-tägigen Entwicklungsdauer 400 Blattläuse.
Raubkäfer, Weichkäfer und Laufkäfer ernähren sich von Raupen z.B. des Kohlweißlings, von Spinnmilben, Blattläusen, Wespenlarven und Borkenkäfern. Der Goldlaufkäfer kann pro Tag das 13-fache seines Eigengewichtes verzehren! Und die so selten gewordenen Glühwürmchen (Abb. unten) fressen als Larven sogar Schnecken!
Andere Nützlinge, die bei den meisten Menschen Ekelgefühle
hervorrufen, sind die Ohrwürmer, die weder Würmer sind,
noch die Menschen mit ihren Zangen ins Ohr kneifen. Sie bilden eine eigene
Ordnung im Tierreich. Die Zange am Hinterleibsende dient der Verteidigung
und dem Festhalten des Partners bei der Paarung. Ohrwürmer fressen
neben zarten Pflanzen Blatt- und Blutläuse, kleine Raupen etc. Manchmal
werden auch Früchte geschädigt, wenn keine anderen Nahrungsangebote
vorhanden sind.
!!! Abb. Schlupfwespe
Eine große Gruppe von Nützlingen besteht aus Fliegen aller
Art: Raupenfliegen legen ihre Eier ähnlich wie die Schlupfwespen
an oder in Wirtstiere oder deren Larven (Gespinstmotte, Frostspanner, Kohlweißling
u.a.) oder parasitieren Käfer.
Schwebfliegen ahmen mit ihrem schwarz-gelb geringelten Körper
kleine Wespen nach (Mimikry) und werden aufgrund dieser Verwechslung häufig
totgeschlagen. Man kann sie aber sehr gut durch ihr Flugverhalten von Wespen
unterscheiden: Schwebfliegen können lange Zeit an ein und derselben
Stelle in der Luft "schweben", diesen Platz aber auch ganz plötzlich
wechseln. Sie und ihre Larven dürften unsere wirksamsten Blattlausfeinde
sein.
Neben Blattlausfliegen, Blattlauslöwen, Gallmücken
und Raubwanzen, deren Larven räuberisch leben, gehört
auch die Florfliege (Abb. oben) zu den Nützlingen in unseren
Gärten. Mit einer Flügelspannweite von 3 cm, ihren goldglänzenden
Augen und ihrer grünen Färbung ist sie recht auffällig.
Auch ihre Eigelege kann man gut erkennen, da jedes Ei einzeln am Ende eines
Stielchens sitzt, das aus einem sofort nach der Eiablage erstarrenden Sekretfaden
gebildet wird.
Einige Wespenarten, Raubmilben und Spinnen seien als Schädlingsvernichter auch noch genannt (weitere Methoden der Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge sind beschrieben im Kap. über Pflanzenschutz).
Maßnahmen, die den Garten für Nützlinge attraktiv machen
Hecken
Gute Lebensbedingungen für eine große Anzahl von Nützlingen
bieten Hecken möglichst aus einheimischen Gehölzen und Kräutern.
Vielen Singvögeln wird hier zusätzliche Nahrung geboten. Außerdem
finden sie Verstecke und Brutplätze. Hecken mindern die Kraft des
Windes und damit eine übermäßige Austrocknung des Bodens.
Auf Feldflächen verringern sie den Bodenaustrag. Als typische linienhafte
Randstrukturen bieten sie einer Vielzahl von Arten Lebensraum und vernetzten
entfernte in der Landschaft verteilt liegende Biotopinseln miteinander.
Bei ausreichendem Platz im Garten kann man Hecken auch als sog. Benjes-Hecke
anlegen: Diese Art der Anlage einer Hecke ist nach ihrem Erfinder und Propagator,
Hermann Benjes, benannt. Er entwickelte diese Methode als Reaktion auf
die Anlage sog. "Behördenhecken", wie sie im Zuge u.a. von Flurbereinigungsverfahren
in ausgeräumten Landschaften bundesweit verordnet werden. Diese sind
teuer, oftmals sogar eingezäunt und bringen wenig bis keinen Nutzen
für die Tiere. Benjes-Hecken sind preiswert und haben vom ersten Augenblick
an einen vielfältigen Nutzen für Pflanzen und Tiere.
Zur Anlage einer Benjes-Hecke verwendet man Wurzelknorren, Stammholz,
Äste, Reisig und anderes organisches Material. Dieses schichtet man
zwischen ein lockeres Gerüst zuvor mit weitem Abstand gepflanzter
Büsche oder größerer Bäume oder häuft nur dieses
Material zu einem Wall auf je nach Charakter, den die spätere Hecke
haben soll. Das Schnittholz und das Reisigzeug dient vom ersten Augenblick
an Tieren als Unterschlupf und auch als Nahrung (Rinde). In dessen Schutz
wachsen dann durch Vogelkot angesamt, verschiedene Wildkräuter, Wildstauden
und Büsche heran. Das tote Holz vermodert und zerfällt allmählich
und bietet allen Arten von Insekten und Spinnen, Solitärbienen und
Wespen Möglichkeiten zur Eiablage. Zu Beginn der Heckenentwicklung
wachsen zahlreiche Kräuter und Stauden durch den Holzverhau, später,
wenn Sträucher und Bäume diese abschatten, verlagert sich der
Krautsaum nach außen. Je nach Geländesituation kann man die
Hecke auch in einer de Luxe Ausführung anlegen. Dazu schichtet man
im Zentrum Steinhaufen auf oder legt Wasserstellen an, die auch, wenn die
Hecke aufwächst, auf Dauer erhalten bleiben und die Struktur verbessern.
Totholz- und Steinhaufen
Spitzmäuse, Igel, Hauswiesel, Kröten und Eidechsen nutzen
Hecken als Unterschlupf und Überwinterungsplatz. Genauso gerne nehmen
sie auch Totholzhaufen an, die man in jedem größeren
Garten an geeigneten Stellen aus Reisig, Laub, Wurzeln, Baum- und Aststücken
aufschichten kann. In den verrottenden Holzmassen stellt sich eine bunte
Insektenfauna ein, auch Kleinsäugetiere finden hier ihr Auskommen.
Ausgesprochen wichtig sind solche ´unordentlichen´ ungestörten Ecken z.B. für Igel. Hier legen sie gerne aus Laub, trockenen Grashalmen, Staudenresten und anderen weichen Polstermaterialien ihr Nest für den Winterschlaf an. Igel zählen zu den besten Helfern im Garten. Sie sind nachtaktiv und streifen mit riesigem Appetit unermüdlich auf der Suche nach Essbarem - ihre Leibspeise sind Schnecken - durch die Beete. |
Wer in seinem Garten Platz hat für alte, morsche, absterbende oder abgestorbene Bäume, sollte diese nicht unbedingt immer gleich entfernen. Viele Höhlenbrüter, wie Eulen, Baumläufer und Kleiber legen hier ihre Bruthöhlen an. Fledermäuse ´übertagen´ (verschlafen den Tag) im Sommer in Nischen und Höhlen abgestorbener Bäume oder in Baumstümpfen. Auch diese Tiere werden immer noch verkannt. Dabei sind sie als die ´Nachtschicht der Vögel´ und unermüdliche Insektenjäger wertvolle Helfer für den Biogärtner.
Steinhaufen und lose geschichtete Steinmauern bieten durch die entstandenen, unterschiedlich großen Hohlräume Lebensraum und Unterschlupf für Kröten, Spitzmäuse, Molche, Eidechsen und eine Vielzahl von Insekten. Man kann sie je nach Lage, ob in der Sonne oder im Schatten, als Böschung, als Begrenzung zur Straße oder zum Nachbargrundstück ganz unterschiedlich gestalten und bepflanzen. Aus grob behauenen Natursteinen mit erdigem Innenkern und ebensolchen Fugen aufgebaut gilt sie als typische Trockenmauer. Eine Vielzahl von Materialien wird neuerdings auch im Handel in Form von Block- und Hohlsteinsystemen angeboten.
Aus groben Natursteinen geschichtete Trockenmauer zur Hangbefestigung
oder als freistehende Mauer
Ob Steinhaufen oder Trockenmauer wichtig ist, dass im Gärten neue
Möglichkeiten zur Ansiedlung Wärme, Trockenheit oder Schatten
liebender Arten geschaffen wird. Als kleiner Hinweis sei noch angemerkt,
dass auf einer südexponierten Trockenmauer gerade Würzkräuter
wie z.B. Thymian, Rosmarin, Salbei, Origano sich sehr inhaltsreich und
mit bestem Aroma entwickeln.
Nisthilfen
Ein geschickter Handwerker wird keine Schwierigkeiten haben, Nistkästen
für Vögel aus Holzbrettern herzustellen und an witterungsgeschützten
Stellen in 2 - 4 m Höhe aufzuhängen. Es ist wenig sinnvoll, solche
Nisthilfen auf Flächen anzubieten, die intensiv bewirtschaftet und
mit Pflanzenschutz- und Insektenvertilgungsmittel behandelt werden. Hier
werden sich keine Vögel einfinden oder, wenn doch größte
Schwierigkeiten haben ihre Brut aufzuziehen. Nistkästen werden im
Herbst nach jeder Brutsaison gereinigt. Viele praktische Anleitungen zum
Bau von Nisthilfen für verschiedene Vögel und Fledermäuse
nebst Katzenschutz und weitere Anleitungen für die Förderung
von Nützlingen im Biogarten finden sich im Biogarten Praxisbuch von
Bruns und in den Werkbüchern Naturschutz und Naturgarten von Steinbach.
Einfach herzustellen sind Insektenunterkünfte für Schwebfliegen, Florfliegen, Schlupfwespen und Holzbienen. Die meisten Bienen- und Wespenarten bilden keine Staaten, sondern leben einzeln (solitär). Die Weibchen bauen Brutröhren in morschem Holz, alten Zaunpfählen, Hohlstengeln von Pflanzen, in Steinspalten und Sandgruben. Als Nisthilfe kann man für sie Holzblöcke oder dicke Baumscheiben mit unterschiedlich großen und tiefen Löchern an einem sonnigen und windgeschützten Ort aufhängen oder gebündelte Brombeeren-, Himbeeren- Holunderstängel oder Schilf verteilen. |
Hummeln sind als Bestäuber in gleicher Weise wie Bienen nützlich. Sie bauen Erdnester und überdauern nicht wie Bienen mit einer reduzierten Belegschaft im Bienenstock als Volk den Winter, sondern nur die Königinnen überstehen die kalte Jahreszeit. Deshalb finden wir sie im zeitigen Frühjahr auf der Suche nach geeigneten Nistplätzen. Durch einen umgekehrt eingegrabenen Blumentopf, den man mit etwas Holzwolle auskleidet, kann man ihnen die Wohnungssuche erheblich erleichtern. Gegen Regen und zur besseren Kenntlichkeit, damit niemand versehentlich hineintritt, sollte man den Hummeltopf mit einem Brett überdecken, dass mit Steinchen auf Abstand zum Flugloch des Hummelnestes gehalten wird. |
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Ohrwürmer sind nachtaktiv, verbergen sich am Tage in dunklen, feuchtwarmen Verstecken. Als Unterschlupf nehmen Ohrwürmer gerne mit Holzwolle gefüllte Blumentöpfe (Nistglocken) an, die man an Stellen hängt - mit Ast- oder Stammkontakt - , wo es viele Blattläuse gibt. Wenn kein Blattlausbefall mehr festgestellt wird, muß der Ohrwurmtopf an einen anderen Ort plaziert werden, weil die Ohrwürmer sonst die eine oder andere Pflanze fressen.
Diese kurze Auflistung kann und will nicht vollständig sein. Gewiss
gibt es noch weitere Möglichkeiten, den Nützlingen in unseren
Gärten eine Bleibe zu schaffen. Man muss die Tiere nur genau beobachten,
kann daraus Erkenntnisse gewinnen und dann seine Phantasie spielen lassen.
zuletzt bearbeitet am 6.X.2001