Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
britlas |
|
Allium schoenoprasum L. | Alliaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Schnittlauch ist eng verwandt
mit Lauch und Küchenzwiebel. Er ist mehrjährig, hat kleine, nicht
stark ausgeprägte, längliche bis etwas eiförmige Zwiebeln,
die als solche fast nicht in Erscheinung treten. Er braucht lockeren, nährstoffreichen,
feuchten Boden. Verwildert wächst er entlang von Flussläufen
auf feinerdigen und schlammigen Sand- und Kiesbänken. Natürliche
Vorkommen gibt es in den Alpen, wo er durchsickerte Steinschutthalden und
Schneeböden besiedelt und in lockeren Beständen mit kleinen Horsten
vorkommt (Abb. oben). Diese typische Wuchsform zeigt der Schnittlauch auch
im Garten. Da diese Horste sich aufgrund zahlreicher Tochterzwiebeln sehr
dicht entwickeln, müssen sie gelegentlich geteilt und in frische Gartenerde
verpflanzt werden, damit ihre Wuchs- und Würzkraft erhalten bleibt.
Schnittlauch erreicht 10
– 50 cm Höhe. Die Blätter inserieren basal, sind röhrig,
hohl, im Querschnitt rund oder elliptisch. Fast gleich wie die Blätter
sieht der Stängel aus, der ebenfalls aufrecht, rund und glatt, aber
etwas sparriger ist. An dessen Spitze entwickelt sich ein kugeliger, dicht
besetzter Blütenstand, der nie Brutzwiebeln ausbildet und dessen basale
Hüllblätter den Blütenstand nie überragen. Die 0,8
– 1,2 cm langen Blütenhüllblätter sind allmählich zugespitzt,
hell- oder dunkelrot, bisweilen mit einem Blaustich, einem dunkler hervorgehobenen
Mittelnerv und neigen mehr oder weniger zusammen. Die Staubblätter
sind kürzer als die Blütenblätter. Die Pflanze blüht
von Mai – September. Geerntet werden die runden Blätter. Wird er oft
geschnitten, treibt er rasch neue, zartere Blätter. In den Bauerngärten
fasste man traditionell nicht nur mit Buxbaum, sondern auch mit Schnittlauch
die Kräuterbeete ein. Eng gepflanzt geben die dichten Büschel
dem Beet einen heckenartigen Abschluss und – lässt man einige Pflanzen
zur Blüte kommen – sieht das auch noch gut aus.
Geschichte
Schnittlauch war im Altertum
offenbar nicht bekannt. Die Kultur ist wohl im frühen Mittelalter
aus Italien in das nördliche Europa gelangt. Nicht unwesentlich hat
zu seiner Verbreitung die im Capitulare de villis ausgesprochene Empfehlung
beigetragen. Zudem galt den Menschen im Mittelalter der Schnittlauch als
Medizin für Jugend und Schönheit, was nicht ganz falsch sein
kann, wenn man weiß, dass den Zwiebeln allgemein eine verjüngende
Wirkung zugeschrieben wird. In der Volksmedizin wird Schnittlauch als Mittel
gegen Wurmbefall genutzt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Schnittlauch enthält Knoblauchöl, allerdings nicht in der
Menge wie beim Knoblauch selbst, weswegen er zwar milder schmeckt aber
dennoch immer als solcher in Erscheinung tritt. Ernährungsphysiologisch
bedeutsam ist der Vitamin C-Gehalt von 40 – 60 mg pro 100g des frischen Krauts, vor allem im Frühjahr,
weil er zeitig nach dem Winter treibt und das erste frische Grün liefert.
Schnittlauch ist heute als Küchenkraut in Verwendung, das in Ermangelung
eines Gartens auch auf der Fensterbank gezogen werden kann. Da sich beim
Trocknen das Aroma verliert, wird Schnittlauch immer nur frisch verwendet.
Er passt zu Kartoffeln, Eiern und Omelette. Blätter und Zwiebeln dienen
auch zum Garnieren und Würzen von Suppen, Salaten, Weichkäse,
Quark, Kräuterbutter und Soßen wie Remoulade oder Ravigote.
Dem Schnittlauch geht es wie dem Knoblauch. Die einen lieben ihn, die
anderen mögen ihn nicht besonders. Das ist sogar literarisch belegt:
"Ein Mann, der eines Nachmittags müde nach Hause kam, hätte gern
ein Stück Butterbrot mit Schnittlauch darauf gegessen." (Johann Peter
Hebel) und "Deine Verehrung (...) vor Eierkuchen mit Schnittlauch theil´
ich heut´ nicht" (Karl Gutzkow). Dabei hat Schnittlauch seinen festen
Platz in der Hamburger Aalsuppe und der Frankfurter Grünen Soße.
In der Gegend von Frankfurt wird heute noch besonders viel Schnittlauch
– sogar auf ganzen Feldern – angebaut. Dort wurde von den Juden, die ehedem
einen großen Teil der Einwohnerschaft stellten, die grüne Soße
besonders viel gegessen. In Frankreich gehört Schnittlauch sogar zu
Ragouts und Muscheln.
In den Alpenländern Italien, Frankreich, Deutschland und in Skandinavien
hat der Schnittlauch Bedeutung. Ein sehr naher Verwandter, der seit Jahrtausenden
in Asien in Kultur ist, Allium ramosum, der chinesische Knoblauch,
ist nun auch bei uns in den Gärten und der Küche angekommen.
Er schmeckt ähnlich, hat aber flachere Blätter und deutlicher
ausgebildete Zwiebeln.
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zuletzt geändert am: 22.II.2002