Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
ameum |
|
Trachyspermum copticum (L.) Link | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Ammei oder die Knorpelmöhre
gehört zur Familie der Doldenblütler. Botanisch versteht man
darunter Ammi majus, eine einjährige Pflanze des Mittelmeerraumes,
die bei uns eingeschleppt gelegentlich in der Nähe von Bahnhöfen
und anderen Verkehrsflächen zu finden ist. Trachyspermum copticum
(= Ammi copticus), der "echte" Ammei, Ajowan oder Adjowan, ist von
den Botanikern mal in die Verwandtschaft des Kümmels, der Möhre,
des Sesels oder des Selleries gestellt worden. Der heute gültige Gattungsnahme
ist Trachyspermum, was anzeigt, dass er innerhalb der Umbelliferen
einen eigenen Platz erhalten hat. Für das Etikett im Karlsgarten haben
wir dennoch den Namen Ammei gewählt, weil er die größte
Ähnlichkeit mit der Nennung "ameum" in der Capitulare-Liste aufweist.
Der Name ist semitischen Ursprungs und bedeutet ´Besen´, nach
der Gestalt des Fruchtstands. Wie Marzell weiter berichtet, leitete Linné
ihn irrtümlich vom griech. ammos, was Sand bedeutet, ab.
Ajowan ist einjährig
und sieht wie wilde Petersilie aus. Dem echten Kümmel oder dem Kreuzkümmel
ist er sehr ähnlich. Heimisch ist er in Indien, wo er in den Provinzen
Madhya, Pradesh, Andhra Pradesh, Gujarat, Maharashtra, Uttar Pradesh, Rajasthan,
Bihar und West Bengal angebaut wird ebenso wie in Pakistan, Afghanistan
Iran und Ägypten. Wild kommt er auch in Äthiopien vor.
Ajowan wächst aufrecht,
ist kahl, verzweigt mäßig und wird bis zu 90 cm hoch. Die entfernt
stehenden Blätter sind filigran in feinste Abschnitte und pinnate
Fiederchen unterteilt. Fünf bis fünfzehn weiße Blüten
bilden eine Dolde. Die Früchte sind rauhaarig, worauf der Gattungsname
Trachyspermum Bezug nimmt, eiförmig, graubraun und duften sehr
aromatisch. Wegen der Früchte wird die Pflanze angebaut.
Ajowan wächst auf fast
allen Böden, besonders gut aber auf Lehm und tonigem Lehm. Er wird
sowohl in Trockenkultur als auch unter Bewässerung angebaut. In Südasien
wird er von September bis Oktober gesät. Geerntet wird nach etwa zwei
Monaten, wenn die Dolden braun werden. Sie werden gepflückt, auf Matten
nachgetrocknet und mit der Hand oder den Füßen ´gerebelt´,
d.h. von den Dolden separiert.
Geschichte
Dioskorides bezeichnet Ammi
als den "Aetiopischen Kümmel" und schreibt, dass der "Same ist gut
in Wein getruncken / wider das Grimmen / wider die Harnwinde / unnd wider
die Gebrechen / davon der Harn schwerlich mit Schmerzen gefangen wirdt
/ und wider aller Gifftigen Thier bissz / treibt auch der Weiber monatliche
Blum ... Der Dampf des angezünden Ammey Samens mit Meerträublin
oder Hartz vermischt / reyniget die Beermutter."
Ajowan gelangte im frühen
Mittelalter – es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, dass
er auf den mittelalterlichen Märkten in den großen Städten
als wohlriechendes und exotisches Gewürz aus dem vorderen Orient gehandelt
wurde - nach Europa, wo man auch versuchte, ihn anzubauen. Tabernaemontanus
erwähnt, dass dies aber wegen des ungünstigen Klimas mit erheblichen
Schwierigkeiten verbunden war. Ende des 17. Jh. hat man den Anbau in Europa
aufgegeben. Später importierte man das Gewürz aus Vorderasien,
jedoch hielt sich der Handel damit in bescheidenen Grenzen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Früchte des Ajowan
enthalten 3-4 % etherisches Öl, das zu 45-50 % aus Thymol besteht.
Sie riechen in der Tat stark nach Thymian, sind aber als gleichwertiger
Ersatz nicht geeignet. Das Öl gewinnt man durch Destillation. Die
Wirkung ist harntreibend, schleimlösend, krampflösend, beruhigend,
verdauungsfördernd, schweißtreibend und stark antiseptisch.
In der ayurvedischen Medizin Indiens findet Ajowan nach wie vor rege Anwendung.
Innerlich wird das Öl verwendet bei Erkältungen, Husten, Grippe,
Asthma, Durchfall, Cholera, Koliken, Verdauungsstörungen, Blähungen,
Ödemen, Arthritis und Rheuma. Allerdings ist Ajowan für Patienten
mit übermäßiger Magensäureproduktion nicht geeignet.
Allgemein ist bei der Verwendung Vorsicht geboten. Ajowan kann allergische,
insbesondere photosensible Reaktionen bei Kindern und Babies auslösen.
Während der Schwangerschaft (bereits Dioskorides beschrieb die gebärmutterkontrahierende
Wirkung) sollte er nicht eingenommen werden.
Das thymolreiche Öl
findet in der Parfumherstellung Verwendung und wegen seiner außergewöhnlich
guten desinfizierenden Wirkung ebenfalls bei der Herstellung von Mundwässern
und Zahnpasten. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ein naher
Verwandter, Ammi visnaga, als Zahnstocherkraut bezeichnet wird,
denn in den Ländern des Mittelmeeres pflegt man die getrocknete Dolde
nach dem Essen herumzureichen und jeder Gast bricht sich davon einen Strahl
ab und benutzt denselben als Zahnstocher.
In der Küche des Orients
hat Ajowan einen festen Platz. In Indien nimmt man die Samen zum Würzen
pikanter Speisen wie Currygerichten, Hülsenfruchtgerichten und von
Gebäck. In der arabischen Welt erfreut sich eine "berebere" genannte
Gewürzmischung, die aus Äthiopien, dem Land der Kopten (Epitheton
copticus) stammt und sowohl indische wie arabische Würzkräuter
vereint, einiger Beliebtheit.
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zuletzt geändert am: 3.VII.2004