Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
costum | 4b | Tanacetum balsamita L. | Asteraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Gattung Tanacetum umfasst 70 verschiedene ein- oder mehrjährige
Arten, die z.T. verholzen oder gar Sträucher bilden. Ihre Heimat sind
die gemäßigten Zonen im nördlichen Vorderasien; nach Amerika
dürften sie mit den Puritanern gekommen sein. Viele Vertreter dieser
Gattung enthalten ätzende etherische Öle und insektenabweisende
Stoffe. Andere duften stark aromatisch und haben "ihrer süßen
Blüten und Blätter" wegen einen festen Platz in Küche, Kosmetik
und Medizin.
Tanacetum balsamita (= Chrysanthemum balsamita) ist eine
robuste winterharte Staude, die stattliche Horste bildet und zum Wuchern
neigt. Ihre kräftigen Wurzeln bilden Rhizome aus, deren Sprosse etwas
über dem Boden liegen. Am Ende wachsen immer neue Blütensprosse
heraus, bis nach einigen Jahren die Triebspitzen absterben. Die sich ästig
verzweigenden Stängel wachsen 80-150 cm hoch und sind flaumig behaart.
Die Blätter sind lederartig, länglich bis eiförmig, ca.
20 cm lang und am Rande gesägt oder gekerbt. Sie sitzen an Stielen,
die 2/3 mal so lang oder länger sind als ein Blatt. Ihre Farbe ist
blau- oder silbergrün. Am unteren Teil des Blattes befindet sich ein
Haarschopf, das ganze Blatt ist unterseits dicht und fein behaart. Zur
Blüte kommt Tanacetum balsamita erst ziemlich spät in
heißen langen Sommern. Die einzelnen gelb-grünen Blüten
bleiben bei uns klein und unscheinbar. Sie ähneln denen des Rainfarns
und wachsen in doldigen Rispen. Im Orient allerdings entwickeln sich stattliche
Blütenrispen in dichten Büscheln mit leuchtend gelben Scheibenblüten
zum Rande der Blütenstände. Den Blättern entströmt
ein starker Geruch, scharf aromatisch, belebend, nach Minze duftend oder
streng nach Kampfer. Die Pflanze enthält etherische Öle, besonders
Campher und Thujon.
In unseren Breiten wird sie nur noch in Bauerngärten und auf ländlichen
Friedhöfen gezogen, wo sie nahrhaften, durchlässigen Boden braucht.
Sie wird durch Ausläufer vermehrt. Wild findet man sie in Südeuropa.
Geschichte
Die Herkunft des Namens "Frauenminze"
ist unklar. Tanacetum gehört zu den Asterngewächsen, während
die echten Minzen Taubnesselgewächse sind. Im Mittelalter nannte man
jedoch alle würzig riechenden Pflanzen mit einfachen Blättern
"Minzen". Das könnte zu "Frauenminze" geführt haben. Ähnlich
steht es um den Namen "Balsamkraut" für Tanacetum balsamita,
mit dem in der Antike viele wohlriechende Pflanzen benannt wurden.
Seit dem frühen Mittelalter
zog man die Frauenminze als Heil- und Gewürzpflanze in Gärten.
Sogar in der Bibel, im Hohelied Salomons, wird ein "Würzgärtlin"
erwähnt, in dem "Balsamkräuter" wuchsen. Ob es sich dabei wirklich
um Tanacetum balsamita handelte, ist unklar. Hildegard von Bingen
führt "balsamita" als ein Mittel gegen Ohnmacht, Bewusstlosigkeit,
Gifte aller Art, Läuse, Lepra und Fieber auf, dürfte aber darunter
wahrscheinlich Mentha aquatica
verstanden haben.
Tanacetum balsamita
wurde wohl im frühen Mittelalter auch unter dem Namen "menta sara"
und "tus dulcis" geführt, seit dem 16. Jh. mit Sicherheit aber unter
"balsamita" und wurde gegen Krämpfe, Eingeweidewürmer und zur
Förderung der Menstruation eingesetzt.
Als "costus" oder "costus
hortorum" wurde Tanacetum balsamita im St. Gallener Klosterplan
aufgeführt, wo es als Ersatz für die echte Kostwurz angepflanzt
wurde, die in Mitteleuropa als Freilandpflanze nicht gedeiht.
Walahfrid Strabo rühmt
die abführende Wirkung der Frauenminze:
"... Kocht man die
Wurzel, mit heilsamer Hilfe
Der volkstümliche Name
"Riechblättchen" oder "Schmeckablaadl" weist auf eine andere Verwendung
hin: ein Sträußchen Frauenminze im Gesangbuch hielt genauso
wie ein Sträußchen Eberraute (Artemisia abrotanum) die
Bauersfrauen in der Kirche am Sonntag mit ihrem Duft davon ab, bei der
mitunter langweiligen Predigt des Pfarrers einzuschlafen.
Fördert sie träge
Verdauung und regelt glücklich den Stuhlgang."
Heutige Bedeutung und Verwendung
Zur Blütezeit gesammelt und gut getrocknet werden die Blätter
zum Würzen von Fleisch, vor allem von Hammelfleisch und von Gemüse
wie Hülsenfrüchten verwendet. Auch als aromatisierender Zusatz
zu alkoholischen Getränken in der Likörherstellung oder früher
als Bierwürze wurde und wird Tanacetum balsamita gebraucht.
Außerdem tut man die frischen Blätter in kleinen Mengen an Salat
und verbackt sie in Eier-, Pflaumen- und Pfannkuchen, worauf der Name Pfannkuchenkraut
verweist.
In der Volksmedizin setzt man die Frauenminze bei Blähungen, Leber-,
Gallen- und Menstruationsbeschwerden ein und verwendet sie als Wurm- und
Wundmittel wie auch zur Insektenbekämpfung. Sie scheint leicht antiseptisch
zu wirken, hat aber heutzutage arzneilich keine Bedeutung mehr.
Heute wird die Frauenminze, das Balsamkraut, hauptsächlich wegen
ihres aromatischen Duftes geschätzt. Sie erscheint als Duftpflanze
in bunten Bauernsträußen und soll auch auf den Friedhöfen
"Dünste vertreiben".
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zuletzt geändert am 11.VII..2003