Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
ravacaulos
56a
Brassica rapa L. emend. Metzg. ssp. rapa Brassicaceae

 
 Stoppelrübe
deutscher Name 
 Raapzaad
niederländischer Name 
 navet 
französischer Name 
 wild turnip
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung

Botanische Beschreibung der Art

Die Stoppelrübe ist eine Kulturpflanze, die sich aus der Wildform des Wilden Rübsen (Brassica rapa) des Mittelmeerraumes entwickelt hat. Sie ist eine der vielen Rübsaat-Varietäten, wozu einige ölliefernde Unterarten zu zählen sind (Rübsenöl wird wie Rapsöl in erster Linie zu Speisezwecken verwendet, war aber bis zur Einführung des Petroleums in Europa ein wichtiges Brennöl); aber auch Peking- und China-Kohl gehören hierhin. Die Stoppel-, Herbst-, Wasser- oder Weiße Rübe ähnelt im Wuchs dem Rettich, wird auch frisch wie dieser oder gedünstet als Gemüse gegessen. Sie sollte aber nicht mit der Kohl-, Steckrübe oder Wruke (Brassica napus ssp. rapifera) verwechselt werden, einer rotköpfigen gelbfleischigen Rübe, die als Wintergemüse im 1. und nach dem 2. Weltkrieg die Hungernahrung der Zivilbevölkerung in den Städten war und von daher manchem älteren Menschen noch in recht ambivalenter Erinnerung ist.

Die Stoppelrüben wachsen sehr schnell. Sie werden im Juli/August ausgesät (oft zwischen die Stoppeln der Getreidefelder, daher der Name!) und von Oktober bis Anfang November, nachdem die Jungpflanzen vorher noch im Abstand von 10-20 cm vereinzelt worden sind, geerntet. Früher wurden die Rüben als Gemüse für den Menschen in Mieten eingelagert. Heute werden sie in der Regel dem Vieh als Silage verfüttert.

Die Rübe besteht aus der Wurzel und dem unteren Stängelanteil. Auf ihr sitzt eine aufrechte Rosette von fiederspaltigen, kurz und dünn behaarten Blättern. Die Stoppelrübe ist zweijährig. Wird sie nicht geerntet, überwintert sie und schiebt im Frühjahr einen aufrechten, verzweigten, meist kahlen Blütentrieb hervor. Die Blätter sind bis auf den Mittelnerv fiederteilig, der Endabschnitt ist größer als die Seitenabschnitte. Sie sind bläulich bereift, die oberen umfassen den Stängel herzförmig. Die gelben Blüten stehen in mäßig reichblütigen, meist doldig eingeebneten Trauben an den Enden des Stängels und der Äste. Sie haben einen Durchmesser von 0,8-1,2 cm und bestehen aus 4 rundlichen, keilig in den Stiel verschmälerten Blütenblättern. Die 4 Kelchblätter stehen fast waagerecht ab. Die Frucht ist eine kahle, etwas abgeflachte Schote von 4-6,5 cm Länge und 2-3 mm Dicke.
 

zum Seitenanfang
 

Geschichte

Lange Zeit sprechen die Naturgeschichten und Kräuterbücher der Alten nur unspezifisch und allgemein von Rüben. Dioskorides schreibt, dass Rüben, gekocht als Gemüse oder in Salzwasser eingelegt gegessen, Blähungen hervorrufen und wenig Nahrung geben. Er nennt als weiteren Namen für die Rüben die griechische Bezeichnung gongyle und meint das bedeutungsgleich zu rapum, denn er unterscheidet dadurch nicht verschiedene Pflanzen, geschweige denn, dass er damit auch nur im entferntesten die Varietät gongylodes, unseren heutigen Kohlrabi, gemeint hat. Nach der Abbildung, die er der Beschreibung beigibt, könnte es sich aber der Form der Blätter und der Rübe nach doch um die Stoppelrübe handeln. Allerdings variieren die Formen der Rüben sehr, diese sind bei den heutigen Sorten sehr unterschiedlich von langgestreckt bis rund oder plattrund, von weiß- bis gelbfleischig, rotköpfig oder rotrindig. Der hier wiedergegebene Holzschnitt ist praktisch identisch mit der Abbildung bei Dioskorides und stammt aus dem Kräuterbuch von 1532 des Otto Brunfels.
 

zum Seitenanfang
 

Heutige Bedeutung und Verwendung

Als besonderes Gemüse und Spezialität unter den Stoppelrüben oder Rübsen, wozu neben Mai- und Herbstrüben auch der im Norden Deutschlands beliebte Stielmus zu zählen ist, gelten die Teltower Rübchen (Brassica rapa ssp. rapa forma teltowiensis), eine nur daumengroße Zwergform, die Jahrhunderte lang nur südlich von Berlin im Sandboden der Mark Brandenburg kultiviert und wegen ihres eigenartigen Geschmacks unter Feinschmeckern immer schon geschätzt wurde. Sie enthalten weniger Wasser als die anderen Rübsensorten, dafür relativ viel Zucker, Stärkemehl und bis zu 3 % Eiweiß. Sie werden heute im Raum Berlin kaum noch gepflanzt und kommen aus Norddeutschland insbesondere den Vierlanden bei Hamburg. Teltower Rübchen haben eine lange Tradition und galten als Delikatesse. Goethe ließ sie sich per Eilboten von Freunden aus Berlin nach Weimar schicken. Sogar der Feinschmecker und Justizminister Napoleons Cambacérès servierte die feinen Rübchen auf seiner Festtafel. Sie können in gesalzenem Wasser gekocht und in einer Soße aus Butter, Mehl, Gemüsewasser und Milch zubereitet werden. Gewürzt wird diese mit Salz, weißem Pfeffer und wenig Muskatnuss.
Ein anderes Rezept ist:

 800 g Teltower Rübchen
 40 g Butter oder Margarine
 20 g Zucker
 1/8 l heiße Fleischbrühe aus Würfeln
  Salz, weißer Pfeffer
 1 Teel. Speisestärke
 1 Bund  Petersilie
Rübchen waschen, schälen, abtropfen lassen und in feine Scheiben oder 2 cm große Würfel schneiden. Butter oder Margarine im Topf schmelzen, Zucker einrühren und 2 Min. goldbraun anrösten. Rübchen dazugeben und 5 Min. leicht bräunen. Heiße Fleischbrühe angießen, salzen und pfeffern. Dann bei schwacher Hitze zugedeckt 45 Min. dünsten. Speisestärke in einem Becher mit sehr wenig Wasser glattrühren. Den Gemüsefond damit binden und einmal kurz aufkochen lassen. Evtl. mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Die Teltower Rübchen in eine vorgewärmte Schüssel geben, mit feingehackter Petersilie bestreuen und servieren.
 

 

zum Seitenanfang

[Eine Seite zurück]  [Zur Übersichtsseite über den Karlsgarten]  [Home]
 

zuletzt geändert am: 18.I.2002