Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
cardones | 66b | Cynara cardunculus L. | Asteraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Kardone (auch Cardy, Gemüse-Artischocke oder Spanische Artischocke
genannt) gehört zu den Korbblütlern. Die ausdauernde Staude stammt
aus dem Mittelmeergebiet. Sie ist mit der Artischocke eng verwandt und
entwickelt im zweiten Jahr ähnliche Blütenköpfe wie diese.
Da die Blütenköpfe der Kardone aber weniger fleischig sind als
die der echten Artischocke (Cynara scolymus), werden nur die fleischigen
Blattstiele als Gemüse oder zarter Salat verwendet. Im ersten Jahr
bildet die Kardone eine Rosette von ausladenden, langgestielten, schmalen,
tief fiedrig eingeschnittenen, stacheligen, flaumig behaarten, grauen bis
grünen Blättern. Aus der Rosette treibt ein kräftiger Schaft,
der bis zu 2 m erreichen kann und an seiner Spitze meist einen schönen,
großen violettblauen, distelähnlichen Blütenstand entwickelt.
Die Pflänzchen werden ab April vorgezogenen und im Mai bis Juni
mit großem Abstand gepflanzt. Die Pflanze insgesamt ist zwar ausdauernd,
aber nur die gebleichten Stängel der Blätter der einjährigen
Pflanze sind genießbar und zum Verzehr geeignet. Mit dem Bleichen
beginnt man Anfang September. Hierzu werden die Blätter und Blattstiele
der kräftigsten Pflanzen zusammengebunden, zusätzlich mit schwarzer
Folie umhüllt und mit Erde angehäufelt oder Blechröhren
übergestülpt. Nach zwei bis drei Wochen werden die Blattstiele
geerntet, anschließend sollten sie dann bald verbraucht werden. Meist
ist es möglich, draußen bis in den November zu bleichen.
Die Kardone benötigt ein mildes Klima in besonnter geschützter
Lage, sowie lockere, humose Erde. Gründüngung im Winter und im
Frühjahr und Sommer organischer Dünger sowie eine Kopfdüngung
im Abstand von 4 und 8 Wochen nach der Pflanzung tun ihr gut. Beim Verpflanzen
und bei der Ernte sollte man mit Handschuhen arbeiten, Kardonen können
empfindlich stechen!
Geschichte
Der lat. Gattungsname Cynara
leitet sich von griech. kyon (=Hund) ab und bezieht sich auf die
Ähnlichkeit der stacheligen Blätter mit den Gebiss eines Hundes.
Eine Wildform der Kardone ist nicht bekannt.
Die vermutlich aus Äthiopien
stammende Artischocke war schon 500 v.Chr. in Ägypten bekannt und
in Griechenland und im christlichen Rom eine teure Gemüsespezialität.
Dioskorides beschreibt die Verarbeitung der jungen, noch zarten Triebe
als Spargel ähnliches Gemüse. Weiter rühmt er die Kraft
der schwarzen Wurzel, "welche / wie ein Pflaster ubergelegt oder angestrichen
/ vertreibt den gestanck der Achseln und deß ganzen Leibs. Eben solches
vermag sie auch / in Wein gesotten / unnd davon getruncken / unnd treibt
viel stinckendes Harns."
Seit dem 15. Jh. breitete
sich der Anbau von Kardonen und Artischocken über Frankreich bis nach
England aus. Um 1650 war die Pflanze in ganz Europa verbreitet. Heute wird
sie hauptsächlich noch in Nordamerika angebaut.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Blätter von Kardonen
und Artischocken enthalten neben der als Heilmittel wirksamen Substanz
Cynarin bis zu 5% Sesquiterpen-Bitterstoffe Daher ist die Verarbeitung
in der Küche relativ aufwendig, denn nach dem Abziehen der Epidermis
kocht man die Blattstiele der Kardone in mit Zitronenwasser angesäuertem
Mehlwasser, wodurch sie ihren bitteren Geschmack verlieren.
Nach der Entdeckung des Cynarins
hat die Artischocke in den letzten Jahren auch als Heilpflanze an Bedeutung
gewonnen. Das aus Blättern, die kurz vor der Blüte geerntet werden,
gewonnene Cynarin verbessert die Funktion von Leber- und Gallenblase und
senkt die Cholesterinwerte im Blut. Auch die Blutzuckerwerte werden durch
Kardonen- und Artischockenprodukte positiv beeinflusst. Sie wirken auf
die Leber entgiftend.
Kardonen und Artischocken
sind als Einzelpflanzen mit ihren großen dekorativen violettblauen
Blütenköpfen schöne ausdauernde Zierstauden und finden dementsprechend
in Staudenpflanzungen als strukturgebende Elemente Verwendung.
Kardonengerichte wurden früher
in ganz Frankreich angeboten, heute gelten sie als Spezialität der
Gegend um Lyon. Auch in Spanien, Italien und Nordafrika werden sie verzehrt,
beispielsweise in aromatischen Gemüseragouts und Saucen zum traditionellen
Couscous.
Ein
Kardonen-Gratin für 4 Personen bereitet man wie folgt:
1,5 kg Kardonen
100 ml Hühnerbrühe
100 g frisch geriebener Parmesan
75 g Butter
2 Essl. Mehl
2 Essl. Zitronensaft
6 Prisen Muskatnuss
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
Die Kardonen putzen, indem die dicksten Stiele entfernt
und von den zarteren die Fäden abgezogen werden. Stiele waschen und
trockentupfen. In einem Topf mit kochendem Wasser das Mehl und den Zitronensaft
einrühren und die 7-8 cm langen Abschnitte der Stiele nacheinander
hineingeben. Nach dem Aufkochen 5 Min. garen. Die Rippen der Stiele sollen
noch fest sein.
Backofen auf 225ºC vorheizen, Auflaufform mit Butter
ausstreichen. In Pfanne 50 g Butter zerlassen und die abgetropften Kardonenstiele
hineingeben. Hühnerbrühe angießen. Salz, Pfeffer und Muskatnuss
zugeben. Stiele 5 Min. dünsten bis sie weich aber noch bissfest sind
und von einer glänzenden, aromatischen Schicht überzogen sind.
Kardonen schichtweise in die gebutterte Auflaufform geben.
Jede Schicht mit Parmesan bestreuen. Als letzte Schicht Parmesan überstreuen
und Butter in Flöckchen darauf setzen. 15 Min. im Ofen backen, bis
es goldgelb ist und heiß servieren. Das Gratin passt sehr gut zu
hellem Fleisch und gebratenem Geflügel.
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zuletzt geändert am 20.VIII..2003