Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
fasiolum | 11b | Dolichos lablab L. | Fabaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Helmbohne (ein weiterer
Vertreter der Leguminosae = Hülsenfrüchtigen) stammt vermutlich
aus Indien. Heute wird sie weltweit in den tropischen und subtropischen
Gebieten vor allem in Süd- und Südostasien, China, Ägypten
und im Sahel angebaut. Zahlreiche Zuchtsorten eignen sich für die
unterschiedlichsten Standortverhältnisse und Anbaugebiete. Die Kultur
erfordert Temperaturen über 20 °C. Die Helmbohne ist nicht frosthart.
Sie ist aber aufgrund ihrer Dürreresistenz eine wichtige Kulturpflanze
niederschlagsarmer Gebiete.
Die Helmbohne ist mehrjährig,
wird allerdings meist einjährig gezogen. Sie ist vielgestaltig, wächst
buschig, schlingend oder kletternd mit bis zu 6 m langen Trieben. Die wechselständigen
Blätter sind aus 3 breit-eiförmigen, zugespitzten, am Grund abgerundeten,
ganzrandigen Fiederblättchen zusammengesetzt. Diese sind bis zu 15
cm groß, weich behaart und von grüner oft auch violett purpurner
Farbe. Knäuelig gehäuft in Trauben stehend entwickeln sich zahlreiche
weißliche bis zart lila Blüten in den Achseln der Blätter.
Die aufrechten, bis zu 30 cm langen Stiele dieser Blütentrauben sind
kahl und oft verflacht.
Die Früchte sind je
nach Sorte sehr variabel in Größe und Farbe. Die grünen,
gelben oder violett überlaufenen Hülsen messen 5-20 cm in der
Länge und sind 1,5-3 cm breit. In der Form sichel- oder schiffchenförmig,
sind sie flach oder geschwollen, an der Spitze in einen langen, dünnen
und gebogenen Schnabel ausgezogen. Deutlich kenntlich sind die Helmbohnen-Hülsen
an ihren grob warzigen Rändern. Sie enthalten 3-6 weiße, rote,
braune, schwarze oder melierte, rundlich ovale Samen mit strichförmigem,
weißem Nabel. Dieser überzieht helmartig den Samen in Form eines
Ringwulstes, woher sich der deutsche Name Helmbohne erklärt.
Geschichte
Die Helmbohne ist neben der Kuhbohne eine zweite "grüne Bohne",
die seit Urzeiten in der alten Welt vor der Entdeckung Amerikas und der
nachfolgenden Verbreitung von Phaseolus vulgaris, der heute bei
uns üblicherweise angebauten Buschbohne, bekannt war. Die Domestikation
der Helmbohne könnte in Ost-Afrika erfolgt sein. Sehr früh gelangte
die Kultur dann allerdings nach Indien, wo die Pflanze durch prähistorische
Funde bereits aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. belegt ist. Theophrast (371-287
v.Chr.), der selber einen Pflanzgarten unterhalten haben soll, beschreibt
unter dem Namen "dolichos" eine Hülsenfrucht, die an einer Stange
emporwächst und Früchte trägt. Wie die anderen Bohnen wirkt
auch die Helmbohne vor allem blähend und, in Form von Abkochungen
getrunken, harntreibend und blutreinigend. Die von Dioskorides als "welsche
Bonen" unter dem Namen Phasiolus beschriebenen Bohnen sind wahrscheinlich
mit der Kuhbohne (Vigna unguiculata) gleichzusetzen. Dass unter
"fasiolum" des Capitulare wahrscheinlich nicht die Helmbohne zu verstehen
ist, dafür spricht auch die Biologie dieser in vielen Sorten in den
Tropen und Subtropen gepflanzten Art. Die etwas robustere Kuhbohne verträgt
unser Klima einfach besser.
Die exakte taxonomische Unterscheidung der beiden Gattungen erfolgte
erst später, sodass der Name fasiolus lange als Sammelbegriff für
alle möglichen Sorten essbarer grüner Bohnen im Unterschied zu
den "dicken Bohnen" der Art Vicia faba galt. Namensgleichheiten
und Überschneidungen sind auch heute noch üblich. So wird im
Arabischen die Helmbohne (Dolichos) lubiah oder lablab
genannt, während die Kuhbohne (Vigna) nach deutschem Sprachgebrauch
mit einem ihrer zahlreichen Trivialnamen auch als Lubia-Bohne bezeichnet
wird. An diesem Beispiel kann eine grundsätzliche Schwierigkeit der
Interpretation antiker und mittelalterlicher Pflanzennamen verdeutlicht
werden. Mangels klarer Unterscheidung der Arten bezeichnen etliche Namen
nach heutigem Kenntnisstand Artengruppen wie die damals bekannten "grünen
essbaren Bohnen". Indirekt kann zwar die eine Deutung als wahrscheinlicher
als die andere erschlossen werden, aber der spekulative Charakter dieser
Interpretation lässt sich nie ganz ausräumen, solange die bekannten
schriftlichen und/oder bildlichen Quellen keine eindeutige Zuordnung zulassen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Helmbohne ist eine wichtige
Leguminose der Tropen und Subtropen, die in mehreren hundert Lokalsorten
kultiviert wird. Der Anbau erfolgt vor allem in Gärten, aber auch
in größeren Feldbeständen, oft in Mischkultur, in Asien
vielfach als Zweitfrucht nach Reis.
Die Verwendung ist vielfältig:
Unreife grüne Hülsen werden ebenso wie reife Samen als Gemüse
zubereitet oder als nahrhafte Zutat in Eintöpfe und Suppen gegeben.
Die Blätter werden wie Spinat gegessen und Keimpflanzen wie Soja-Sprossen
verwendet. Die knolligen Wurzeln und jungen Triebe werden als Gemüse
gegessen. Die Früchte der Arten Dolichos lablab (Helmbohne)
und Dolichos biflorus (Pferdebohne) enthalten giftige Blausäureglykoside
und toxische Proteine (Lektine = sog. Haemagglutinine, die Blutgerinnung
verursachen); diese Gifte müssen daher vor dem Verzehr erst durch
längeres Kochen zerstört werden. Reife, trockene Bohnen weicht
man vor der Zubereitung mehrere Stunden ein. Reife, gespaltene Samen werden
in Indien mit Wasser zu einem scharf gewürzten Brei (Dal) verkocht,
der zu Reisspeisen gereicht wird. Zu Mehl gemahlen verarbeitet man sie
in Ostasien zu Nudeln. Die Nutzung als Futter- und Weidepflanze sowie als
Bodenbedeckung in Kaffee- und Kokosplantagen und zur Gründüngung
ist jüngeren Datums.
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zuletzt geändert am 15.VIII..2001