Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
lilium |
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Iris germanica L. | Iridaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Deutsche Schwertlilie ist der Prototyp einer Iris, die als Gattung der ganzen Familie den Namen gegeben hat. Die Pflanze ist ausdauernd und verfügt über einen kräftigen Wurzelstock (Rhizom). Die Deutsche Schwertlilie stammt aus dem Mittelmeergebiet und ist bei uns sehr selten verwildert in warmen Lagen auf Halden, in Weinbergen und deren Mauern zu finden. Die Pflanze braucht kalkhaltigen, nährstoffreichen oft steinigen Lehm- oder Lößboden und blüht von Mai – Juni.
Sie wird seit dem 16. Jahrhundert als Zierpflanze angebaut. Die Pflanzen sind steril und lassen sich nur über Rhizomteilung vermehren, was vermuten lässt, dass die Art aus einer Bastardierung entstanden ist, deren Eltern aber bis heute nicht ermittelt werden konnten.
Das Rhizom stellt sich als
unterirdisch wachsende, gestauchte, von den basalen Teilen der Blätter
beringelte, dickliche, weil Nährstoffe speichernde, Sprossachse dar.
Es wächst an der Spitze, verzweigt sich regelmäßig zu beiden
Seiten hin und stirbt nach einigen Jahren vom hinteren Ende her ab. Die
aktiven Teile des Rhizoms sind randlich mit zahlreichen Nährwurzeln
besetzt. Die Blätter entstehen abwechselnd rechts und links in einer
Ebene, spreizen sich zu einem Fächer, aus dessen Mitte schließlich
ein mit Blüten besetzter Stengel schiebt. Das Rhizom kann mehrere
Jahre an der Spitze wachsen. Bildet es jedoch einen Blütenschaft,
beendet dieser das Spitzenwachstum unter Hinterlassung einer Narbe und
Seitenknospen setzen das System fort. Die flache, längliche "Schwert"form
der Blätter veranlassten den deutschen Gattungsnamen und sind heute
noch Gegenstand kontroverser Diskussionen zur Interpretation ihrer "Morphologie"
(Gestaltlehre). Diese sind 30-70 cm lang, graugrün und mitunter säbelartig
gebogen, die Nerven verlaufen paralell. Der Blütenschaft ist mit 2-6
kurzgestielten Blüten besetzt und überragt die Blätter.
Die Blüten folgen in ihrem Aufbau der Dreizähligkeit (was übrigens
bis auf wenige Ausnahmen für alle einkeimblättrigen Pflanzen
charakteristisch ist). Drei äußere nach unten gebogene ca. 8
cm lange Blütenblätter ("Hängeblätter") sind tiefviolett
oder blauviolett, am Grunde hell gelblich und im unteren Teil der Mittelrippe
mit gelblichen, zottig-haarigen Auswüchsen besetzt, die als Bart bezeichnet
werden. Darauf folgen in den Lücken drei etwas kürzere, innere,
hellere, aber im Farbton gleiche Blütenblätter ("Domblätter"),
die aufrecht stehen und bogig nach innen weisen. Über die Bärte
legen sich die Narbenlappen mit blütenblattähnlichen Ästen
eng auf die Hängeblätter geschmiegt, indem sie je ein fertiles
Staubblatt in ihre Mitte nehmen. An der Basis dieses Komplexes, deren es
drei in jeder Blüte gibt, wird Nektar ausgeschieden. Interessant und
bemerkenswert ist die Situation, die sich hieraus für potentielle
Bestäuber, z.B. Hummeln, ergibt. Um das Nektarangebot einer Irisblüte
auszubeuten, muss jeder Teilbereich der Blüte einzeln angeflogen werden,
was dann auch separat für jedes Samenfach des dreiteiligen Fruchtknotens
zur Bestäubung führt. Die Irisblüte besteht somit aus drei
"Blumen" (als Fachterminus für die bestäubungsökologische
Einheit). Dass im Fall der Deutschen Schwertlilie die Bestäubung dennoch
nicht zur Befruchtung führt, hängt mit der vermuteten Bastardnatur
der Pflanzen zusammen.
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Geschichte
"In summa / die Violwurtz ist zu vielen Dingen gut", so resümiert Dioskurides die "innerliche Krafft" und das "äusserlich Vermögen" dieser Pflanze, die er an den Anfang des ersten Buchs "Von den Wolriechenden Kräutern / Gewürzen / allerley Oelen unnd Salben / viel unnd mancherley Bäumen / und was an denselbigen wächst / und herauß zufliessen pflegt" seines "in siben sonderbare Bücher underschieden" Kräuterbuchs stellt. Sie steht auch in der Pflanzenliste des 70. Kapitels des Capitulare an erster Stelle, was kein Zufall ist, wenn man weiß, dass nach der Bibel das Kräuterbuch des Dioskurides das meist gelesene Buch des Mittelalters war und es als Vorlage für die Pflanzenliste des Capitulare diente.
Iris bedeutet Regenbogen, weil die Farben der Blüten sich dem Regenbogen vergleichen lassen. Der Name Violwurtz erklärt sich aus der Verwendung, denn man nutzte die in feine Scheiben geschnittenen, getrockneten Wurzelsprosse, die mit zunehmendem Alter einen feinen Veilchenduft verströmen. Verantwortlich hierfür ist das darin enthaltene ätherische Öl, das in der Antike zur Würze des Weins oder zur Beseitigung üblen Mund- und Schweißgeruches diente. Theophrast und Plinius loben als allerbeste und gehaltvollste Pflanzen die in Illyrien und Macedonien wachsenden, nach Dioskurides folgen dann die aus Afrika stammenden. Innerlich wirkt sie schleimlösend, harntreibend, (frisch verwendet) abführend und gegen Husten, Katarrh sowie Durchfall, mit Honig genossen nimmt sie einem verderbenbringendem Mittel die Kraft; äußerlich bei tiefen Wunden und Geschwüren, die sei mit neuem Fleisch füllt. Dioskurides beschreibt, dass sie in reiner Form gestoßen und mit Honig vermischt als Mittel zur Abtreibung oder als Bestandteil "der Frawen Zäpfflin", die in der Antike als Pessar dienten, verwendet wurde. Gekocht und als Pflaster aufgelegt erweicht sie die Drüsen und alte Verhärtungen. Mit Essig und Rosensalbe aufgestrichen wirkt sie wohltuend und lindernd bei Kopfschmerzen. Noch bis in unsere Zeit hat man die entrindete und getrocknete (Spross-)Wurzel zahnenden Kindern zum Beißen gegeben.
Die Schwertlilien sind die Pflanzen der griechischen Götterbotin Iris, deren Aufgabe es war, die Seelen der Sterblichen entlang der Bahn des glänzenden Regenbogens in das Land des ewigen Friedens zu geleiten. Noch heute schmückt man im Orient die Gräber von Verstorbenen mit weißen oder blauen Schwertlilien. Als Überbringerin göttlicher Botschaften wurde die Iris in der christlichen Symbolik zur Blume der Verkündigung. Die wichtigste Aussage dieser Symbolik ist aber der Regenbogen selbst als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen und als Zeichen der Versöhnung nach der großen Sintflut, denn das erste, was Noah sah, zusammen mit der Taube, die den Ölzweig brachte, war der Regenbogen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Iris gehört zu den
Gewächsen, die als Zierpflanzen weltweit unter Gartenliebhabern ihre
Bewunderer gefunden hat. Entsprechend reich ist das Sortiment der gezüchteten
Formen. In der U.S. Pharmacopoeia war die Schwertlilie als Brech- und Abführmittel
verzeichnet.
Sie findet heute eine breitere medizinische Anwendung wie bei Asthma, Bronchitis,
Husten Brechreiz, Ekelgefühl, Blähungen und Kreislaufschwäche.
Sie dient als Zusatz in Zahnpflegemitteln und Mitteln gegen Mundgeruch.
In der Kosmetik und Parfümindustrie dient sie in Pudern als Fixativ.
Wegen seines veilchenartigen Geruchs findet das ätherische Öl
vielfache Verwendung: als Zusatz zu Likören (Benediktiner, Danziger
Goldwasser, Cordial Medoc) und zum Aromatisieren von Weinen und Tabaken.
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zuletzt bearbeitet: 7.8.2000
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