Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
alia |
|
Allium sativum L. | Alliaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Knoblauch gehört
zu den Zwiebel- oder Lauchgewächsen. Er ist mehrjährig und vermehrt
sich vor allem über seine zahlreichen Zwiebeln. In Europa sind die
Balkanländer sein Hauptanbaugebiet, außerhalb ist es der gesamte
Nahe Osten und weite Teile Zentralasiens. Dort vermutet man auch seinen
Ursprung in der Art Allium longicuspis, die noch heute in Kasachstan
kultiviert wird und höhere Erträge als Allium sativum liefert.
Knoblauch braucht lockeren, sandigen Boden, viel Wärme und gedeiht
hervorragend in Gebieten mit regenarmen Sommern.
Der Knoblauch hat einen aufrechten,
bis zur Hälfte beblätterten Stängel, und wird 30-80 cm hoch.
Die Blätter sind flach, 1-2 cm breit und gekielt. Im Gegensatz zu
den Zwiebeln hat Knoblauch keine dominierende Hauptzwiebel, sondern viele
Nebenzwiebeln, die sich rund um die Hauptachse anordnen. Diese sog. "Zehen"
mit weißlich-grüner bis violetter Haut stecken in einer trockenen,
weißlichen Hülle, die deren Form nachzeichnet, woraus die typische
Gestalt der Knoblauchzwiebel im Gegensatz zu den glatten, runden Formen
der normalen Zwiebeln resultiert.
Der Blütenstand ist
eine wenigblütige Scheindolde, in der viele, oft mehr als Blüten
vorhandene bis 1 cm große Brutzwiebeln sitzen. Ein langes Hüllblatt
schließt den Blütenstand ein, überragt diesen spornartig
und fällt später ab. Die Blüten sind blassrosa oder grünlich-weiß,
die Blütenstiele 2-5 cm lang. Knoblauch blüht von Juni-August.
Die Zwiebeln werden von September-Oktober geerntet, zu Bündeln gebunden
oder zu Kränzen geflochten und getrocknet. Knoblauch war früher
in vielen Bauerngärten als Kulturpflanze zu finden und ist neuerdings
als typische Pflanze des Mittelmeers und den vielen Menschen aus dieser
Region, die inzwischen bei uns leben, wieder stärker in Mode gekommen.
Selten und unbeständig kommt er in Deutschland verwildert z.B. in
Franken vor. Dort liegt auch in der Umgebung von Fürth das "Knoblauchland",
ein traditionell wichtiges Anbaugebiet.
Geschichte
Ägypten war das Knoblauchland
des Altertums, er galt dort als heilige Pflanze. Berühmt ist, worüber
Herodot berichtete, dass beim Bau der Pyramiden von den Arbeitern Knoblauch
gegessen wurde. Für deren Versorgung mit Knoblauch, Rettich und Zwiebeln
mussten allein beim Bau der Cheopspyramide 1600 Silbertalente aufgewendet
werden, eine Summe, die sich heute nur gutgestellte Mehrfachmillionäre
leisten könnten. In Griechenland sagte man, Knoblauch verleihe Kraft.
Aber die Götter mochten ihn nicht, weil er stank. Folglich war der
Besuch von Tempeln Knoblauchessern untersagt und die vornehmen Leute aßen
ihn nicht mehr. Seither hängt ihm der Makel des Unfeinen an und er
galt als Essen armer Leute. Seine gesundheitsfördernden Wirkungen
kennend hielt man ihn außerdem auch für ein Aphrodisiakum. Für
das Fest der Ceres, der Göttin der Fruchtbarkeit, stellten die Römer
einen Liebestrank aus Knoblauch und Koriander her. Im FLORIDUS MACER steht:
"Verzehrt oder als Salbe aufgetragen, heilt Allium Stiche und Bisse, die
Schlange oder Skorpion dem Menschen beibringen, mit Honig aufgelegt, auch
Hundebisse." und etwas weiter gibt es die Anweisung, "es mit Tausendgüldenkraut
den Wassersüchtigen zu reichen, denn es trocknet die wasserflüssigen
Körpersäfte" und "dass Nierenkranke es gesotten essen sollen."
Dioskorides bestätigt dies und verschreibt ihn mit Honig vermischt
gegen "die Zittermahl / Flechten / Sprüteln / Masen / die fliessende
Haupt Geschwer / die reude und kleyechten Schuppen des Haupts."
Im Mittelalter galt er schließlich
sogar als Mittel gegen die Pest, da er Bestandteil des Vierräuber-
oder Pestessigs, Acetum aromaticum, war, wozu u.a. auch Raute und Salbei
gehörten. Knoblauch war Theriaca rusticorum, der Theriak der
einfachen Leute. Theriak ist eine Sammelbezeichnung für magisch hergestellte
Mixturen, die als universelle Gegengifte und lebensverjüngende Elixiere
galten. Warum man hierzu Knoblauch nahm, erklärt von Perger so: "Weil
der Knoblauch, wenn er längere Zeit an der Luft hängt, schwarz
wird, so glaubte man, dass er das Böse an sich zöge, und benützte
ihn aus diesem Grund zum Ausscheiden des Giftes oder als Bewahrungsmittel
vor demselben." Die alten Hebräer trugen ihn als Talisman um den Hals.
Hekate, die Göttin des Zauberns, bekam als Nachtmahl einige Knoblauchzehen
auf eine Wegekreuzung gelegt. In Volksmedizin und Aberglaube spielte und
spielt noch heute der Knoblauch in ganz Europa eine wichtige Rolle. In
der Phantasie der Menschen macht ihn seine antibakterielle Wirkung zauberkräftig.
Sagen sprechen ihm beschwörende Wirkung gegen Hexen und Teufel zu.
Legendär ist ja seine abschreckende, geradezu lähmende Wirkung
auf Vampire. Seeleute nahmen reichlich Knoblauch mit auf ihre Reisen. Er
half gegen Bakterien, wenn in den Kesseln das Wasser faulte und ungenießbar
wurde. Ebenso wurde er in den warmen Ländern des Orients genutzt,
wo die Brunnen und Zisternen nicht immer die beste Trinkwasserqualität
lieferten.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Sehr charakteristisch sind für den Knoblauch Geruch, Geschmack
und medizinische Wirkung. Da der Geruch über die Schweißdrüsen
ausdünstet, erkennt jeder gleich den Knoblauchesser, es sei denn,
man hat selbst davon gegessen. Weil Knoblauch gut schmeckt und gesund ist,
hat er viele Freunde, aber weil er stinkt auch genauso viele Feinde. Gegen
den Geruch soll es helfen, viel Milch oder Rotwein zu trinken oder würzige
Blätter anderer Kräuter wie z.B. Raute zu kauen.
Das etherische Öl des Knoblauchs enthält Alliin, aus dem bei
der Zerstörung der Zellen dessen wasserdampfflüchtige Umsetzungsprodukte
Allicin und Ajoen entstehen. Forschungen haben nachgewiesen, dass Allicin
und weitere Bestandteile des etherischen Öls stark antibakterielle
Wirkung haben, sodass Knoblauch auch bei schwerwiegenden Infektionen wie
Ruhr hilft. Vor der Entdeckung der Antibiotika diente Knoblauch im Ersten
Weltkrieg der Wundbehandlung. Seine schleimlösenden Eigenschaften
machen ihn zu einem Mittel gegen Infektionen der Atemwege, Erkältungen,
Grippe, Ohrenentzündungen und Katarrhe. Er beruhigt Magen und Darm
und beseitigt Darmparasiten. Knoblauch wirkt blutverdünnend, Blutdruck
und Cholesterinspiegel senkend, was der Gefahr eines Schlaganfalls entgegenwirkt.
Da er den Blutzuckerspiegel senkt, kann er ergänzend den Speiseplan
bei Altersdiabetis bereichern. Als therapeutische Dosierung für diese
diätetische Maßnahme reicht der Verzehr von 4 g frischen Knoblauch
täglich. In der Volksheilkunde wird er vorbeugend gegen Arteriosklerose
eingesetzt. Hohenberger gibt hierzu das Rezept einer altchinesischen Arznei,
die in fast gleicher Zubereitung auch aus Bulgarien bekannt ist:
350 g Knoblauch schälen und mit der Knoblauchpresse durchdrücken.
300 ml 96 %igen Alkohol dazumischen. Das Gefäß verschließen
und an einem kühlen Ort 10 Tage lang stehen lassen, dann durch ein
Tuch pressen. Die Kur mit dieser Medizin verläuft so, dass am 1. Tag
nach jeder der drei Mahlzeiten 1 Tropfen, am 2. Tag 2 Tropfen, am 3. Tag
3 Tropfen, und so weiter bis zum 10. Tag 10 Tropfen eingenommen werden.
Dann geht es in umgekehrter Reihenfolge bis am letzten Tag 1 Tropfen nach
jeder Mahlzeit genommen wird.
Desweiteren ein Rezept für pikant eingelegte Knoblauchzehen.
Dazu braucht man:
5 KnoblauchknollenDie Knollen zerteilen und die Zehen schälen. Alle Zutaten außer dem Öl 3 Min. kochen und über Nacht im geschlossenen Topf stehen lassen. Dann noch einmal 5 Min. kochen und nach dem Erkalten in ein Glas füllen. Zuletzt das Öl darüber gießen.
½ l Weißwein
100 ml Essig
75 g Zucker
2 Chilischoten
1 Zweig Rosmarin
1 Zweig Thymian
1 Teel. weiße Pfefferkörner
4 Lorbeerblätter
2 Teel. Salz
4 Essl. Öl
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zuletzt geändert am: 8.II.2002