Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
nasturtium | 27 | Nasturtium officinale R.Br. | Brassicaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Echte Brunnenkresse ist
mit dem traubigen Blütenstand, den Schotenfrüchten und
6 Staubblättern in einer Blüte ein typischer Kreuzblüter.
Der Gehalt an Senfölglykosiden, die für den scharfen kresseartigen
Geschmack verantwortlich sind, ist in dieser Familie ebenfalls weit verbreitet.
Der Stängel der ausdauernden Art wächst meist weithin kriechend
und richtet sich erst am Ende auf. Die Blätter sind einfach, oft etwas
leierförmig gefiedert mit 3-9 Fiederblättchen. Die im Wasser
flutenden Blätter sind meist größer und in mehr Fiedern
geteilt als die Luftblätter. Die Seitenfiedern sind eiförmig,
die Endfiedern breiter, mehr oder weniger herzförmig. Die Blätter
bleiben stets grün. An den Blattachseln entspringen oft Wurzeln. Aus
den nur wenige Millimeter großen, vierzähligen, weißen
Blüten mit gelben Staubblättern entwickeln sich zur Fruchtzeit
bis 18mm lange Schoten, die leicht nach oben gekrümmt sind. In den
Schoten sind die Samen in zwei parallelen Reihen angeordnet.
Die Echte Brunnenkresse wächst
an Bachufern, Quellen und Wassergräben in voller Sonne. Das Wasser
sollte bewegt, sauerstoff-, aber auch nährstoffreich sein. Je nach
Standort kann die Gestalt der Pflanze stark abändern. Im tiefen Wasser
bleiben die Blätter klein und wenig geteilt. Die Pflanzen kommen meist
nicht zur Blüte. Am optimalen Standort in flachem Wasser können
der Stängel 3m und die Wasserblätter 27cm lang werden.
Die sehr ähnliche Kleinblättrige
Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum) ist an den etwas größeren
Schoten (16-24mm) mit einer einzigen Reihe von Samen zu erkennen. Außerdem
verfärben sich die Blätter im Winter oft bräunlich. Beide
Arten können auch bastardieren. Diese Hybride Nasturtium x
sterile
besitzt bräunliche Blätter und ist weitgehend unfruchtbar. Sie
ist aber leicht durch neu bewurzelte Sprossstücke vermehrbar. In England
wird diese Hybride als "winter cress" angebaut.
Verwechslungsgefahr besteht
außerdem mit dem Bitteren Schaumkraut (Cardamine amara), dass
sehr ähnliche Blätter besitzt. Die Blüten sind aber deutlich
größer und besitzen rotviolette Staubblätter.
Geschichte
Die weltweit verbreitete
Art war vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit in Gebrauch. Funde
von Stängeln und Blättern bei Hallstatt deuten darauf hin. Aus
antiker Zeit sind Abbildungen bei Theophrast und Plinius überliefert.
Der Name soll auf "nasus tortus" (lat. soviel wie "gerümpfte Nase")
zurückgehen und sich auf den scharfen Kressegeschmack beziehen. Plinius
benutzt zum ersten Mal den Namen nasturcium. Die Schreibweise Nasturtium
ist erst später aufgekommen. Damals wie heute wurde der Name oft auch
für andere Arten mit kresseartigem Geschmack benutzt. In England wird
sogar die Kapuzinerkresse als Nasturtium bezeichnet.
Angewandt wurde die Brunnenkresse
gegen Skorbut, Katharre der oberen Atemwege, Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen,
als harntreibendes Mittel und zur Förderung des Haarwuchses. In Nordostitalien
werden die abgekochten Blätter traditionell für Umschläge
und Kompressen gegen Arthritis und Rheuma verwendet. Gelegentlich war die
Pflanze Bestandteil der mittelalterlichen Hexensalben; welche Wirkung ihr
in diesem Zusammenhang zugeschrieben wurde, ist nicht bekannt (wenn mit
"Nasturtium" überhaupt die Brunnenkresse gemeint ist). Neben
medizinischen Anwendungen war und ist die Brunnenkresse eine beliebte Salatpflanze.
Wegen der besonderen Standortansprüche war die Kultur schwierig.
Man benutzte z.B. die angestauten Überläufe von Brunnen mit fließendem
Wasser oder hob kleine Gräben aus, durch die dann Brunnenwasser geleitet
wurde. Eine Methode zur Aufzucht in großen Mengen entwickelten Gärtner
in Erfurt-Dreienbrunnen. Dabei werden die Pflanzen in terrassenartig angeordneten
Beeten gezogen, in denen Wasser gestaut wird und die durch einen Zufluss
von oben nacheinander alle durchrieselt werden. Dieses Verfahren ist unter
Napoleon in Frankreich eingeführt worden. Nördlich von Paris
liegt heute das Zentrum des Anbaus in Europa. Auch in England wurde diese
Methode aufgegriffen und weiterentwickelt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Hauptwirkstoffe sind Senfölglykoside
oder Glucosinolate. Bei Verletzung der Zelle zerfallen sie und setzen Isothiocyanate
(schwefelhaltige organische Verbindungen, die sich formal von der Blausäure
ableiten lassen) frei. Die wichtigste Komponente ist das Gluconasturtiin,
das beim Zerfall das Senföl Phenylethylisothiocyanat liefert. Dieser
Stoff ist übrigens auch am scharfen Geschmack des Meerrettichs beteiligt.
Einen nennenswerten Anteil hat auch das Glucotropaeolin, aus dem Benzylisothiocyanat
entsteht. Darüberhinaus enthält die Brunnenkresse Flavonoide
und reichlich Vitamin C (80mg auf 100g Pflanzenmasse!).
Die Anwendung gegen Husten
und Bronchitis beruht neben dem Vitamin C-Gehalt vor allem auf den antibiotisch
wirkenden Senfölen. Während diese Wirkung in der Schulmedizin
anerkannt ist, konnte die diuretische (harntreibende) Wirkung nicht belegt
werden. Vielleicht ist dies ein lokaler Effekt der Senföle. In der
Homöopathie wird die Brunnenkresse auch gegen Erkrankungen der Leber,
Verstopfungen und nervöse Beschwerden eingesetzt.
Wegen des Geschmacks und
des hohen Vitamin C-Gehalts wird die Brunnenkresse nach wie vor als Salatpflanze,
alleine oder als Beigabe zu grünen Salaten, geschätzt. Frische
Ware findet man kaum noch im Handel. Die Art gehört aber zum Sortiment
besser sortierter Staudengärtnereien (Wenn man sie nicht bei Küchenkräutern
findet, sollte man mal bei den Wasserpflanzen schauen.) oder kann auch
aus Samen gezogen werden. Man kann sie sogar in einem abgedichteten Balkonkasten
ziehen. Man muss nur darauf achten, dass die Pflanzen niemals austrocknen
und -wenn sie die entsprechende Höhe erreicht haben- immer 1-2cm überstaut
sind.
Weniger bekannt ist, dass
man mit Brunnenkresse auch eine Suppe zubereiten kann: Brunnenkressesuppe
Man kocht mehrere Büschel Brunnenkressespitzen 10
Minuten in 1l Wasser und rührt das Ganze durch ein Passiersieb. Bei
leichter Hitze wird nun 1/4l Creme fraiche eingerührt. Nach Geschmack
mit Salz und Pfeffer würzen. Man kann das Rezept natürlich noch
verfeinern, wenn man das Wasser z.T. durch Fleisch- oder Hühnerfond
ersetzt.
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zuletzt geändert am 7.IV..2001