Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
pastenacas |
|
Pastinaca sativa L. | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Pastinak (bzw. die Pastinake)
gehört, wie die nah verwandte Möhre, zur Familie der Doldenblütler.
Von letzterer unterscheidet er sich jedoch durch die gelben Blüten
und die großen, nur einfach gefiederten Blätter, die an dem
kräftigen, gefurcht-gerillten etwas sparrigen und nur im Bereich der
Dolden verzweigten Stängel sitzen. Der Pastinak ist zweijährig,
wobei im ersten Jahr nur Blattrosette und Speicherwurzel angelegt werden.
Er blüht im zweiten Jahr von Juli bis August und erreicht dann eine
Höhe von bis zu 1,50 m. Die gelblich-weiße, unverzweigte Wurzel
mit dunklen Querrillen kann bis 30 cm lang werden mit einem Durchmesser
zwischen 4 und 12 cm. Die Pflanze ist zwar frostresistent, gedeiht aber
am besten in Gebieten mit milden Wintern.
Der wilde Pastinak mit dünnerer
Wurzel kommt in ganz Europa und Asien vor. Er wächst an Ruderalstandorten
zusammen mit Wegwarte und Steinklee, aber auch auf Wiesen. Pastinak braucht
kalkhaltigen, lockeren, nährstoffreichen Lehmboden.
Geschichte
Wann die Kultivierung des
Pastinaks begann, ist ungeklärt, da Samenfunde nur unsichere Erkenntnisse
geben. Vermutlich wurde der Pastinak im Mittelmeergebiet aus einer Wildform
(var. pratensis) kultiviert. Der Name ist von lat. pastus
(=Nahrung) abgeleitet. Mitteleuropa erreichte die Pflanze sowohl als Wild-
wie auch als Kulturform wahrscheinlich erst mit den Römern. Allerdings
ist wegen der unklaren wechselweisen Begriffsverwendung von carotus
und pastinaca für Möhre wie auch für Pastinak bis
ins Mittelalter nicht eindeutig zu klären, welche Pflanze jeweils
gemeint war. Dioskorides beschreibt die wilde Pasteney unter dem griech.
Namen Staphylinos agrios und dem latein. Namen Pastinaca erratica,
nennt aber Merkmale von Pastinak und Möhre, wenn er sagt: "... hat
Blätter dem Körbelkraut (Kerbel) ehnlich / jedoch breyter unnd
ein wenig bitter / einen starcken / rauhen Stengel / mit einem Krönlin
darauff / wie der Dill geziehrt / in welchem weisse Blumen wachsen / die
in der Mitte etwas Purpurfarbs haben / beynahe Saffran geel." Dioskorides
münzt die gelbe Farbe der Doldenschirme des Pastinak und die dunkel-purpurne
Mohrenblüte als Charakteristikum der Möhre auf ein und dieselbe
Pflanze. Die zugeschriebenen Eigenschaften sind wie bei der wilden Möhre.
Im Capitulare werden "carvitas" und "pastenacas" hintereinander genannt,
was andeutet, dass man begann die beiden Rübenlieferanten klarer voneinander
zu unterscheiden.
Aus Frankreich finden sich
ab Beginn des 15. Jh. eindeutige Hinweise für die Kultur von Pastinaken.
Zwischen dem 17. und 19. Jh. spielte er in Frankreich und England eine
bedeutende Rolle. Neben den Gemüsesorten gab es auch Sorten, die als
Mastfutter für Hammel und Rinder verwendet wurden. Nach der weiträumigen
Einführung der Kartoffel verminderte sich der Anbau des Pastinak spätestens
Mitte des 19. Jh. erheblich; als Gemüse wurde er daneben auch von
der Möhre verdrängt. In Deutschland wurde Pastinak nachweislich
nach 1938 nicht mehr feldmäßig angebaut.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Wurzel enthält mit
ca. 80 % relativ wenig Wasser. Der größte Anteil der Trockensubstanz
besteht aus Stärke und Zuckern (11-18 g pro 100 g), von den Mineralien
ist Kalium in größeren Mengen enthalten, Vitamine finden sich
eher wenig, am meisten noch Vitamin C (6-32 mg/100 g). Die Samen enthalten
etherische Öle, daneben u.a. Cumarine und Furocumarine. Auch die Wurzel
enthält größere Mengen etherische Öle (1,5-3,6 %)
und riecht aromatisch. Die Heilanwendung von Samen, Wurzel und Kraut, deren
Wirkung im wesentlichen auf den etherischen Ölen beruht, erfolgt bei
Nieren- und Blasenleiden, zur Entwässerung bei Rheuma und als Mittel
bei Blähungen. Der Pflanzensaft kann mit Licht auf der Haut Entzündungen
hervorrufen.
Auf Initiative der Heimatvertriebenen
aus dem Osten berichten einige Beobachter, dass die Kultur des Pastinak
wieder zunimmt. Vermehrt wird er in Bio-Gemüseläden als wieder
entdeckte alte Gemüseart angeboten. Der Bekanntheitsgrad ist aber
nicht nachhaltig gestiegen, vielleicht auch, weil die Rüben oft verzweigt,
knorrig und schwieriger in der Zubereitung als Möhren sind. Gelegentlich
werden sie in Suppen und Fleischspeisen gegeben, was man ebenfalls aus
Osteuropa kennt.
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zuletzt geändert am: 30.VII.2002