Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
ros marinum | 13 | Rosmarinus officinalis L. | Lamiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Rosmarin ist ein bis
zu einem (seltener bis zwei) Meter hoher dicht verzweigter Kleinstrauch
mit meist aufrechten, im zweiten Jahr verholzenden Ästen. Die flaumig
behaarten, jüngeren Zweige tragen kreuzweise gegenständig charakteristisch
nadelförmige Laubblätter. Die einzelnen oberseits ledrig glatten,
dunkelgrünen Blättchen sind selten länger als 3cm und nicht
breiter als ca. 4mm; die Blattränder sind zur graufilzig, mit Sternhaaren
besetzten Unterseite hin eingerollt, so dass diese nur als schmaler weißlicher
Streifen am Gesamterscheinungsbild Teil hat. In den Achseln der Blätter
öffnen sich vor allem im März/April an kurzen Seitentrieben bis
zu zehn blau-violette Lippenblüten. In günstigen Lagen ihrer
mediterranen Heimat blüht der Rosmarin an immer neuen Kurztrieben
zum Teil sogar ganzjährig.
Das Erscheinungsbild der
Blüten wird dominiert vom großen, herabgeschlagenen Mittellappen
und den kleineren, vorgestreckten Seitenlappen der Unterlippe. Die kleine,
zurück gebogene Blütenoberlippe fällt dagegen – zumal von
den beiden, viel längeren Staubblättern und dem Griffel verdeckt
– kaum auf. Der, wie die Blütenkrone, ebenfalls 2-lippige Kelch vergrößert
sich zur Zeit der Fruchtreife und umschließt dann die sich aus dem
vierteiligen Fruchtknoten entwickelnden Nussfrüchte. Die gesamte Pflanze
verströmt einen harzig aromatischen Duft – ein charakteristisches
Element der mediterranen Strauchheiden.
Geschichte
Die in den Macchien, den
Strauchheiden des Mittelmeergebietes, heimische Pflanze wird seit dem Altertum,
wie Erwähnungen der Art bei verschiedenen römischen Autoren wie
Plinius, Ovid und Vergil zeigen, als Schmuckpflanze, Weihrauchersatz, vor
allem aber als Gewürz- und Heilpflanze und als Abortivum kultiviert.
Als Kulturpflanze gelangte der Rosmarin möglicherweise schon durch
die Römer, vielleicht aber erst durch Benediktinermönche über
die Alpen nach Mitteleuropa. Er wird hier zuerst im Capitulare de villis
und auf dem Klosterplan von St. Gallen aus dem Jahre 820, später auch
von Albertus Magnus angeführt. Die verdauungsfördernde Wirkung
des Rosmarin wurde offenbar schon zu dieser Zeit hoch geschätzt, sodass
die Pflanze gemeinsam mit dem Kümmel und Kreuzkümmel in der Gruppe
der Verdauung beeinflussenden Kräuter im Capitulare de villis genannt
wird.
Eine Kultur ist hier jedoch
nur in Töpfen möglich, da die Pflanzen in kalten Wintern unter
Frost leiden und nach solchen Wintern nur spärlich und zeitlich verspätet
zur Blüte kommen. Im Ahrtal und anderen nördlichen Weinanbaugebieten
verwilderte Pflanzen sterben in strengen Wintern ab. Das atlantisch geprägte
Klima Englands - hierher gelangten die ersten Pflanzen wohl schon vor der
normannischen Einwanderung - erlaubt bis heute die Kultur des Rosmarins
in größerem Umfang.
Der Volksglaube sprach dem
Rosmarin unterschiedlichste Bedeutung zu. Einerseits nahm der Rosmarin
als Totenbeigabe und Friedhofspflanze in alten Bauerngärten vielfach
eine bevorzugte Stelle ein. Andererseits war er, als Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol,
Bestandteil des Brautschmuckes. Als Anne of Cleaves die vierte Frau Heinrichs
VIII. von England wurde, trug sie als Kopfschmuck eine aus Rosmarin gewundene
Krone. In Belgien sollen der Sage nach die Kinder nicht vom Storch gebracht,
sondern aus einem Rosmarinstrauch geholt werden.
Rosmarin lieferte im 16.
Jahrhundert das erste eigentliche destillierte Parfüm, das berühmte
"Aqua Reginae Hungariae", das königlich ungarische Wasser (franz.
"Eau de la reine d`Hongrie"). Das Duftwasser wurde aus frischen Rosmarinblüten
mit Alkohol extrahiert. Königin Isabella von Ungarn erhielt als 72-jährige
das Extrakt von einem Einsiedler als Mittel gegen verschiedene Altersbeschwerden.
Die Wirkung, so die Sage, ging jedoch so weit, dass sie
"von jedermann
wider für jung und schön erfunden, und darüber von dem König
in Polen zur Ehe begehret worden, welches sie aber umb Christi willen abgeschlagen,
sich gänzlich einbildend, solches Mittel seye ihr vom Himmel herab
zugesendet worden".
Heutige Bedeutung und Verwendung
Rosmarin bzw. das Rosmarinöl
(Oleum Rosmarini) werden heute vorwiegend in großen Kulturen in den
Mittelmeeranrainerstaaten, insbesondere in Frankreich, Dalmatien (vor dem
Zerfall Jugoslawiens wurden hier jährlich mehr als 20.000 kg des Öls
gewonnen) und Spanien, in geringem Umfang auch in England produziert.
Rosmarin nimmt bis heute
eine zentrale Stellung in der europäischen Pflanzenheilkunde ein.
Aufgrund seiner blutdrucksteigernden, kreislaufstimulierenden Wirkung hilft
Rosmarin bzw. Rosmarinöl, einer der Hauptbestandteile von Kölnischwasser,
gegen Ohnmachtsanfälle, Migräne und Kopfschmerzen. Neben diesen
Wirkungen wird dem Rosmarin u.a. eine allgemein stärkende wie auch
stimmungsfördernde, belebende Wirkung zugeschrieben. Insbesondere
konzentrierte Wirkstoffextrakte aus den Blättern, sind in größeren
Mengen giftig. Vor allem während der Schwangerschaft darf Rosmarin
(als seit alters her bekanntes Abortivum) nicht therapeutisch genutzt werden.
Die Wirkstoffmenge, die bei normaler Nutzung des Rosmarins als Gewürz
aufgenommen wird, bleibt unbedenklich.
Eine belebende, blutdrucksteigernde
Teemischung, die munter macht, besteht zu gleichen Teilen gemischt aus:
Brombeerblättern, Rosmarin, Melisse und Johanniskraut. Rosmarinwein
besitzt eine lange Tradition als Herztonikum, für das 150g frische
Rosmarinblätter 10 Tage lang in einen Liter, starken, trockenen Rotwein
eingelegt werden. In der empfohlenen Dosis soll der Wein das Herz stärken,
das Wohlbefinden steigern.
In der Küche wird Rosmarin
als gesundes Gewürz für mediterrane Gerichte gezielt, allerdings
sparsam eingesetzt. Gestoßener Rosmarin wird hier vor allem zum Würzen
von Suppen, gekochten Kartoffeln, Teigwaren, Gemüsen, Salaten, Fischgerichten,
Lamm- und Schweinebraten, Hackfleisch, Wildbret, Soßen und Wurstwaren
eingesetzt. Gemüse mit wenig ausgeprägtem Eigengeschmack, wie
Zucchini, gewinnen durch Rosmarin sehr, obgleich das intensive Aroma gewöhnungsbedürftig
ist.
[Eine
Seite zurück] [Zur Übersichtsseite
über den Karlsgarten] [Home]
zuletzt geändert am: 8.IX.2000