Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
olisatum
30
Smyrnium olusatrum L. Apiaceae

 

 
 Pferde-Eppich
deutscher Name 
 Zwartmoeskervel
niederländischer Name 
 maceron
französischer Name 
 alexanders
englischer Name 
 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die zweijährige stattliche Pflanze erreicht eine Höhe von maximal 1,5m. Die ein- bis mehrfach dreigeteilten Blätter sind am Grund zu auffallend großen, weißhäutigen Blattscheiden erweitert. Die Teilblättchen sind breit eiförmig und am Rand grob gesägt bis gekerbt. Wie die übrigen Pflanzenteile riechen sie kräftig nach Sellerie. Die kleinen gelblichen Blüten sind in Dolden zusammengefasst. Tragblätter am Grund der Doldenstrahlen (Hülle) und Blütenstiele (Hüllchen) fehlen meist. Die rundlichen Früchte sind mit 6(-8)mm Höhe und Breite relativ groß und auffallend tiefschwarz. Nach der Blüte im Mai oder Juni stirbt die Pflanze sehr schnell ab. Schon im Juli bleiben oft nur noch die bleichen Gerippe des Stängels und der Doldenstiele zurück, was der Art auch den deutschen Namen Gespenst-Gelbdolde eingetragen hat.

Schon aus diesem Wuchsrhythmus wird deutlich, dass die Art mediterranen Ursprungs ist. Im Mittelmeerraum ist nicht der Winter sondern der trocken-heiße Sommer die Phase der Vegetationsruhe, weshalb viele Pflanzen im Mittelmeerraum ihren Vegetationszyklus im Frühsommer abschließen und erst im Herbst wieder beginnen. Die wilden Vorkommen erstrecken sich vom Kaukasus bis nach Südwesteuropa und den Kanaren, wo die Art  frische bis feuchte, nährstoffreiche Böden besiedelt. Im Nordwesten reicht das Areal bis nach England und den Niederlanden, wobei es sich vermutlich meistens um Kulturflüchtlinge handelt.
 

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Geschichte

Im natürlichen Verbreitungsgebiet war der Gebrauch der Pflanze von Alters her verbreitet. Die erste Erwähnung findet sich bei Theophrast im 4.Jhdt. vor Chr., der die Art hipposelinon (Pferde-Eppich) nennt. Hauptverwendung war die Zubereitung der großen Blattstiele als Gemüse, in Geschmack und Konsistenz dem Staudensellerie ähnlich. Die aromatischen Früchte wurden auch als Gewürz benutzt und wie die bitteren Rüben als blutreinigendes und harntreibendes Heilmittel eingesetzt.

In der Familie der Doldengewächse gibt es viele ähnliche Arten, was oft zu Verwechslungen und Fehlinterpretationen geführt hat. Auch der Pferde-Eppich ist hiervon betroffen. Dioskorides bezeichnet ihn z.B. wie Theophrast als hipposelinon, während smyrnion bei ihm die heute Smyrnium perfoliatum genannte Art meint. Galen bezeichnet dagegen den Pferde-Eppich als Smyrnium. Im antiken Rom wurde die Art bei Columella und Plinius olus atrum (schwarzes Gemüse) genannt. Dieser Name war lange Zeit der gebräuchlichste, wurde aber von vielen Autoren geradezu abenteuerlich verdreht. Man findet die Namen oliserus, oleratum, olisatrum, olosatrus oder olixatrum, was schließlich bis zu alexandrinum entstellt worden sein soll.

Wahrscheinlich war die Kultur des Pferde-Eppichs im Mittelalter auch in Deutschland verbreitet. Ab dem 16. Jhdt.wird die Pflanze immer seltener in Kräuterbüchern erwähnt. Eine der letzten Erwähnungen findet sich bei Tabernaemontanus (ca. 1590) unter dem Namen "Alexandrinisches Peterlen". Neben der Zubereitung als Blattgemüse und den schon aus der Antike bekannten Heilwirkungen beschreibt Tabernaemontanus auch die Verwendung gegen Tollwut und Skorpionsstiche. Völlig abstrus erscheint heute, was er der Pflanze bei äußerlicher Anwendung zutraut:
 

"Alexandrinischen Peterlenkraut unnd Wurtzel frisch gestossen unnd wie ein Pflaster ubergelegt/ ist gut wider die Biß der wütenden oder unsinnigen Hundt/ unnd die Stich der Scorpionen.
Ein Mutterzäpfflein auß der Wurtzel deß Alexandrinischen Peterlen gemacht/ unnd zu sich gethan/ bringet wider die verstandene Monatblumen der Weiber.
Wider die rohen unzeitigen Geschwülst unnd Geschwer/ die schwerlich zur Zeitigung zu bringen seindt: Nimb Alexandrinisch gepülvert Peterlenwurtzel vi.loth/ gepülvert Eibischwurtzel zwey loth/ Feigbonenmeel/ Zisererbsenmeel jedes drey loth/ die Brosam von Weitzenbrodt vier loth/ Eselscucumernöle/ alt schweinen Schmaltz/ jedes fünff loth. Seude diese Stück zusammen inn genugsamem Wasser/ wie ein dicklechtigen Brey/ das es ein Pflaster werde/ das streich auff ein Tuch und leg es warm uber die geschwulst."
                                
Danach verschwindet der Pferde-Eppich in Deutschland völlig aus der Kultur und wird durch den Sellerie ersetzt. Dies ist erstaunlich, weil der Sellerie auch schon seit römischer Zeit bekannt war, aber in Mitteleuropa im Mittelalter eher als Heilpflanze angebaut wurde. Erst mit dem Rückgang des Pferde-Eppichs tauchen Zuchtformen des Selleries als Gemüse auf. Eine Erklärung liefert vielleicht die Klimageschichte. Etwa ab 1500 kam es zu einer deutlichen Temperaturabsenkung, die etwa bis 1800 anhielt. Diese "Kleine Eiszeit" führte zu langen, strengen Wintern. Die Kultur des frostempfindlichen Pferde-Eppichs dürfte dadurch im Verlaufe des 16. Jhdt. immer schwieriger und schließlich unmöglich geworden sein.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Kultur des Pferde-Eppichs ist heute überall, auch im Mittelmeerraum, erloschen. Der Botaniker Alefeld schreibt 1866, dass der Pferde-Eppich vom Sellerie verdrängt sei. Der Anbau des Pferde-Eppichs kann also längstens bis ins 19. Jhdt. angedauert haben.
 

 
 


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zuletzt geändert am: 9.III.2002