Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
olisatum |
|
Smyrnium olusatrum L. | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die zweijährige stattliche
Pflanze erreicht eine Höhe von maximal 1,5m. Die ein- bis mehrfach
dreigeteilten Blätter sind am Grund zu auffallend großen, weißhäutigen
Blattscheiden erweitert. Die Teilblättchen sind breit eiförmig
und am Rand grob gesägt bis gekerbt. Wie die übrigen Pflanzenteile
riechen sie kräftig nach Sellerie. Die kleinen gelblichen Blüten
sind in Dolden zusammengefasst. Tragblätter am Grund der Doldenstrahlen
(Hülle) und Blütenstiele (Hüllchen) fehlen meist. Die rundlichen
Früchte sind mit 6(-8)mm Höhe und Breite relativ groß und
auffallend tiefschwarz. Nach der Blüte im Mai oder Juni stirbt die
Pflanze sehr schnell ab. Schon im Juli bleiben oft nur noch die bleichen
Gerippe des Stängels und der Doldenstiele zurück, was der Art
auch den deutschen Namen Gespenst-Gelbdolde eingetragen hat.
Schon aus diesem Wuchsrhythmus
wird deutlich, dass die Art mediterranen Ursprungs ist. Im Mittelmeerraum
ist nicht der Winter sondern der trocken-heiße Sommer die Phase der
Vegetationsruhe, weshalb viele Pflanzen im Mittelmeerraum ihren Vegetationszyklus
im Frühsommer abschließen und erst im Herbst wieder beginnen.
Die wilden Vorkommen erstrecken sich vom Kaukasus bis nach Südwesteuropa
und den Kanaren, wo die Art frische bis feuchte, nährstoffreiche
Böden besiedelt. Im Nordwesten reicht das Areal bis nach England und
den Niederlanden, wobei es sich vermutlich meistens um Kulturflüchtlinge
handelt.
Geschichte
Im natürlichen Verbreitungsgebiet
war der Gebrauch der Pflanze von Alters her verbreitet. Die erste Erwähnung
findet sich bei Theophrast im 4.Jhdt. vor Chr., der die Art hipposelinon
(Pferde-Eppich) nennt. Hauptverwendung war die Zubereitung der großen
Blattstiele als Gemüse, in Geschmack und Konsistenz dem Staudensellerie
ähnlich. Die aromatischen Früchte wurden auch als Gewürz
benutzt und wie die bitteren Rüben als blutreinigendes und harntreibendes
Heilmittel eingesetzt.
In der Familie der Doldengewächse
gibt es viele ähnliche Arten, was oft zu Verwechslungen und Fehlinterpretationen
geführt hat. Auch der Pferde-Eppich ist hiervon betroffen. Dioskorides
bezeichnet ihn z.B. wie Theophrast als hipposelinon, während
smyrnion bei ihm die heute Smyrnium perfoliatum genannte Art
meint. Galen bezeichnet dagegen den Pferde-Eppich als Smyrnium.
Im antiken Rom wurde die Art bei Columella und Plinius olus atrum
(schwarzes Gemüse) genannt. Dieser Name war lange Zeit der gebräuchlichste,
wurde aber von vielen Autoren geradezu abenteuerlich verdreht. Man findet
die Namen oliserus, oleratum, olisatrum, olosatrus
oder olixatrum, was schließlich bis zu alexandrinum entstellt
worden sein soll.
Wahrscheinlich war die Kultur
des Pferde-Eppichs im Mittelalter auch in Deutschland verbreitet. Ab dem
16. Jhdt.wird die Pflanze immer seltener in Kräuterbüchern erwähnt.
Eine der letzten Erwähnungen findet sich bei Tabernaemontanus (ca.
1590) unter dem Namen "Alexandrinisches Peterlen". Neben der Zubereitung
als Blattgemüse und den schon aus der Antike bekannten Heilwirkungen
beschreibt Tabernaemontanus auch die Verwendung gegen Tollwut und Skorpionsstiche.
Völlig abstrus erscheint heute, was er der Pflanze bei äußerlicher
Anwendung zutraut:
"Alexandrinischen Peterlenkraut unnd Wurtzel frisch gestossen
unnd wie ein Pflaster ubergelegt/ ist gut wider die Biß der wütenden
oder unsinnigen Hundt/ unnd die Stich der Scorpionen.
Ein Mutterzäpfflein auß der Wurtzel deß Alexandrinischen Peterlen gemacht/ unnd zu sich gethan/ bringet wider die verstandene Monatblumen der Weiber. Wider die rohen unzeitigen Geschwülst unnd Geschwer/ die schwerlich zur Zeitigung zu bringen seindt: Nimb Alexandrinisch gepülvert Peterlenwurtzel vi.loth/ gepülvert Eibischwurtzel zwey loth/ Feigbonenmeel/ Zisererbsenmeel jedes drey loth/ die Brosam von Weitzenbrodt vier loth/ Eselscucumernöle/ alt schweinen Schmaltz/ jedes fünff loth. Seude diese Stück zusammen inn genugsamem Wasser/ wie ein dicklechtigen Brey/ das es ein Pflaster werde/ das streich auff ein Tuch und leg es warm uber die geschwulst." |
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Kultur des Pferde-Eppichs
ist heute überall, auch im Mittelmeerraum, erloschen. Der Botaniker
Alefeld schreibt 1866, dass der Pferde-Eppich vom Sellerie verdrängt
sei. Der Anbau des Pferde-Eppichs kann also längstens bis ins 19.
Jhdt. angedauert haben.
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zuletzt geändert am: 9.III.2002