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Minimalpflege von Streuobstwiesen
((c) Hans-Joachim Bannier, Pomologen-Verein
e.V.)
Grundsätzlich sind Obstbäume veredelte Kulturpflanzen, die
nicht ohne eine gewisse Minimalpflege gedeihen – besonders wichtig in den
ersten zehn Jahren. Ein gut gepflegter und gesunder Apfelbaum auf der Streuobstwiese
kann 80 bis 100 Jahre alt werden. So lang wie ein Menschenleben!
Mit neu gepflanzten Obstbäumen ist es ähnlich wie mit den
eigenen Kindern: je mehr Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung wir ihnen
in den ersten Lebensjahren schenken, desto mehr Freude haben wir mit ihnen
und desto besser kommen sie im fortgeschrittenen Alter auch mit verminderter
Zuwendung zurecht.
Versagen wir unseren „Baum-Kindern" diese Zuwendung schon in den ersten
Jahren, entwickeln sich nur die wenigsten zu stattlichen Bäumen; die
meisten kümmern schon in den ersten Jahren aus den verschiedensten
Ursachen vor sich hin. Der Aufwand, sie später wieder aufzupäppeln
und die diversen entstandenen Schäden zu „reparieren", ist um ein
Vielfaches größer als die wenigen, aber regelmäßigen
Handgriffe, die wir ihnen in den ersten 5-10 Lebensjahren angedeihen lassen
sollten.
Zur Minimalpflege junger Obstbäume in den ersten Jahren gehören:
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Offenhalten der Baumscheibe durch Freihacken
oder Mulchabdeckung von Kraut- und Grasbewuchs in der Hauptwachstumszeit,
also in den Monaten April bis Juli, mindestens die ersten 5 Jahre bzw.
so lange, bis uns ein kräftiger Jahreszuwachs der Krone anzeigt, dass
der junge Baum beginnt, sich gegen die Konkurrenz des Grünlandes durchzusetzen. |
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Regelmäßiger Erziehungsschnitt des Baumes zum Aufbau
eines tragfähigen Kronengerüstes mit Stammverlängerung und
Leitästen (bei Bedarf Spreizen oder Binden) mindestens in den ersten
8 – 10 Jahren.
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Jährliche Kontrolle von Anbindung und Wildverbissschutz sowie
der Schutzvorkehrungen gegen Schäden durch Weidevieh.
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Kontrolle des Stammes: Seitenaustriebe am Stamm werden entweder
ganz entfernt oder – zur Verstärkung des Dicken-wachstums – auf 1-2
Augen zurückgeschnitten. Ausschneiden evtl. vorhandener Krebswunden
(bei Apfel und Birne) während der Vegetationszeit (Mai – Juli) und
bei trockenem Wetter.
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Kontrolle der Veredlungsstelle, die – insbesondere bei Buschobst
und schwach wachsenden Wurzelunterlagen – nicht in der Erde „versinken"
darf.
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Kontrolle auf Wühlmausbefall an den Wurzeln (sitzt der Baum
locker beweglich?) sowie Schutzmaßnahmen gegen Wühlmäuse:
Entfernen der Mulchauflage vor den Wintermonaten, Aufstellen von Ansitzstangen
für Greifvögel, Anlage von Steinhaufen für Wiesel u.ä.
sowie ggf. Bodenbearbeitung oder Beweidung der Flächen; bei Bedarf
Aufstellen von Wühlmausfallen.
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Wässern bei anhaltender Trockenheit zwischen April und Juli,
besonders im ersten Standjahr und besonders, wenn erst im Frühjahr
gepflanzt wurde.
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Optimal wäre in den ersten Jahren eine gelegentliche Gabe von (gut
ausgereiftem) Kompost auf die Baumscheibe – als Dünger für
die Bäume und zur Verbesserung der Bodenstruktur. Eine Schubkarre
Kompost, im April aufgebracht, wirkt zudem kurzfristig wie eine Mulchschicht
zur Unterdrückung der Graskonkurrenz. Eine weitergehende Düngung
der Obstbäume sollte ansonsten nicht „blind" erfolgen, sondern nach
Ergebnis der Analyse von Bodenproben. Bodenproben können (kostenpflichtig)
eingesandt werden an:
Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA),
Newinghof 40
48147 Münster.
Hinweise bzw. Merkblätter zur Art und Weise der Bodenentnahme für
die chemische Analyse können dort erfragt werden.
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Rückschnitt von Triebspitzen während der Vegetationszeit
bei Mehltau sowie auch bei sehr starkem Blattlausbefall.
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Ausschneiden von Krebswunden bei Apfel und Birne sobald der Befall
festgestellt wird, ansonsten vorzugsweise während der Vegetationszeit
(Mai bis Juli) und bei trockenem Wetter (ein Verstreichen der entstandenen
Wunden kann dann ggf. unterbleiben). Für diese Arbeit gibt es spezielle
Krebsmesser, die leider nicht überall erhältlich sind. (Bezugsadresse
u.a. Geräte-Mahs, Borsteler Reihe 30, 21635 Jork, Tel.: 04162/8197;
Preis ca. 13,00 € + Versand).
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Ggf. Kalken bzw. Weißen der Stämme vor den Wintermonaten,
um die Gefahr von Frostschäden an der Rinde zu vermindern.
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Bei Bedarf Anbringen von Wellpappegürteln an den Stämmen
älterer Apfelbäume ab etwa Ende Mai bis zur Ernte. Die Raupen
des Apfelwicklers („Obstmade") benutzen die (senkrecht verlaufenden) Röhren
der Wellpappe als Versteck zum Verpuppen und können, ca. alle drei
Wochen, abgesammelt werden. Auch Nützlinge wie z.B. Ohrwurm („Ohrenkneifer")
benutzen übrigens die Wellpappegürtel als Brutstätte und
Aufenthaltsort.
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Bei extremem Befallsdruck weitere Pflanzenschutzmaßnahmen,
wie z.B. die Spritzung von Bacillus thuringiensis gegen die blattfressenden
Raupen des Frostspanners oder Kernseifenspritzung bzw. Nützlingseinsatz
gegen Läuse. Weitergehende Pflanzenschutzmaßnahmen erfordern
– sowohl im konventionellen als auch im biologischen Obstbau – intensive
obstbauliche Kenntnisse und werden im Streuobstbau kaum noch angewandt.
aus: BANNIER, H.-J. (2000): Empfehlenswerte Streuobstsorten für Ostwestfalen-Lippe. - Bünde .
Wiedergabe an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors. Vervielfältigung und Verwendung nur mit Genehmigung des Autors bzw. des Pomologenverein e.V.
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zuletzt bearbeitet am 14.II.2004