14.Juli 2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit Kopf und Herz in der Natur lernen. Außerschulische Lernorte in der Region.

Ruth Gestrich-Schmitz

Biologie, Chemie und Physik sind für Schüler besonders dann interessant, wenn nicht nur Theorie, sondern auch praktischer und naturnaher Unterricht vermittelt wird. Letzteres ist in der weiterführenden Schule nicht immer möglich: zu eng gestrickte Lehrpläne, immer häufiger Nachmittagsunterricht, um nur einige Gründe zu nennen.

Um natur- und praxisnahen Unterricht zu fördern und junge Menschen über "Kopf und Herz" nachhaltig für Natur, Kultur und Technik zu begeistern, haben sich 30 außerschulische Lernorte in der Region zu einem Verein zusammengefunden, dem exploregio.net, der grenzüberschreitend Angebote zu vielfältigen Themen bereit hält. So bietet der Freundeskreis Botanischer Garten Aachen e.V., Mitglied im exploregio.net, auf seinem Gelände in Aachen-Melaten z.B. Unterrichtseinheiten zum Karlsgarten, zu den Themen Wiese und Wasser und zum ökologischen Gärtnern an. Verschiedene Schulklassen haben bereits daran teilgenommen und bei der Renaturierung des Dorbachs geholfen, Tiere und Pflanzen bestimmt, Insektennisthilfen und Grassofas gebaut.

Am letzten Samstag im Juni trafen sich trotz leichten Nieselregens eine Gruppe Schülerinnen und Schüler aus den 5. und 6. Klassen des Anne-Frank-Gymnasiums Aachen im Bauerngarten des Freundeskreises Botanischer Garten, um dort unter fachkundiger Anleitung von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern bei den Gartenarbeiten zu helfen. Dies war der erste von vier Terminen, bei denen die SchülerInnen mit Naturbeobachtungen und praktischer Arbeit im Gelände mit allen Sinnen die Natur erleben sollen.

Da galt es zunächst, die Beete von Unkraut zu befreien und die Erde aufzulockern, bevor die Schubkarre mit Kompost beladen wurde. Dieser wurde mit Eimern und Schaufeln auf dem Boden ausgebracht, verteilt und mittels der Grabegabel mit der obersten Erdschicht vermischt. Anschließend mit dem Rechen bearbeitet, erhielt der Oberboden eine feinkrümelige Struktur. Nun konnten Schnüre gespannt werden, um geradlinige Rillen zu ziehen. Auf zwei Beeten säten die SchülerInnen darin dann Spinat, Rauke, rote Rüben und Endivie aus. Vorsichtig Erde darüber gehäufelt und zur besseren Keimung angegossen, damit war die erste Arbeit getan.

Doch nicht nur Aussäen stand auf dem Programm, auch Unkraut auf den Wegen zwischen den Steinen musste entfernt werden. Auch die Buchsbüsche hatten einen Rück- und Formschnitt nötig: Ein Schüler verzauberte mit der Heckenschere den Buchs in eine Spirale. Alle waren mit Eifer dabei, sogar beim Säubern der Gartengeräte. Als Belohnung durften Radieschen geerntet werden, die nach dem Waschen sofort gekostet wurden: „Lecker“ und „Ganz schön scharf“ kamen da als Kommentare.

Knapp zwei Wochen später stand der Besuch im Karlsgarten in Melaten an. Dort erfuhren die SchülerInnen zunächst Wissenswertes zu Karl dem Großen und dem Leben im Mittelalter, zu Gut Melaten und zu der Entstehung des Gartens. Bevor die Rallye zum Kennenlernen der Pflanzen gestartet wurde, ernteten die SchülerInnen einige Stängel Minze, um damit eine erfrischende Limonade zu machen.

Sehen, Riechen, Fühlen, mit dem Einsatz aller Sinne sollten die Antworten auf die 10 Rallye-Fragen gefunden werden. So gab es beim Gang durch die Beete verschiedene Gerüche zu schnuppern: z.B. die wunderschönen Blüten des Muskatellersalbeis, deren Duft beim längeren Riechen ein wenig an Schweißgeruch erinnert, oder die feingefiederten Blätter der intensiv duftenden Eberraute, die früher zur Vertreibung von lästigen Insekten eingesetzt wurde. Welche Pflanzen im Karlsgarten wachsen nicht auf Gartenerde? Finde mindestens eine Pflanze mit vierkantigem Stängel! Wozu kann man die Fruchtstände der Weberkarde benutzen? In welcher Süßigkeit war früher Eibisch enthalten? Wieso gibt es hier ein Bienenhotel? Mit Begeisterung waren alle unterwegs, um die Lösungen zu finden. Zum Abschluss gab es Kräcker mit selbstgemachtem Kräuterquark und dazu Minzlimonade.

Bevor die Heimfahrt angetreten wurde, war die Spannung noch groß, denn es musste natürlich noch ein Blick auf die Beete im Bauerngarten geworfen werden. Mit Zufriedenheit stellten die SchülerInnen fest, dass der eineinhalb Wochen zuvor gesäte Spinat bereits gut gekeimt war, auch bei den anderen Aussaaten zeigten sich die ersten Keimlinge.

Wie es weitergeht und ob nach den Sommerferien die ausgesäten Gemüse und der Salat geerntet werden können, erfahren die TeilnehmerInnen der Bio-AG nach den Sommerferien. Dann sind die nächsten Termine im Gelände für die Bio-AG vorgesehen zu den Themen Wiese und Wasser, denen schon mit Spannung entgegengefiebert wird.


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zuletzt bearbeitet am 8.VIII.2011