14.Juni 2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Warum sich der Anbau von grünem Spargel im eigenen Garten lohnt

Karl Josef Strank

Einige wenige Wochen in Mai und Juni sind die Hochzeit des Spargels, eines hiesigen Gemüses, das als „edel“ gilt und gleichwohl bekennende Liebhaber wie leidenschaftliche Hasser aufweist. Einige bäuerliche Betriebe haben sich auf die Anzucht des Spargels spezialisiert und machen damit in der Regel ein gutes Geschäft. Dabei ist die Kultur durchaus aufwändig und arbeitsintensiv, denkt man an die Aufzucht des weißen Spargels in Erdwällen und unter Folie.

Ein altes Gemüse

Grün-Spargel ist pflegeleichter und sein Anbau lohnt auch im eigenen Garten. Er gilt als anspruchsloser, hat einen herzhaften Geschmack und enthält mehr Vitamin A, C sowie Carotinoide als Bleichspargel. Es ist aber nicht einfach so, dass Bleichspargel-Sorten ohne Damm gezogen in der Sonne durchgewachsen nun schmackhaften Grün-Spargel liefern. So aufgezogen werden Bleichspargel-Sorten zwar grün, reichern aber auch sehr viele Anthocyane an und nehmen einen violetten Farbton an. In Amerika sind daher spezielle anthocyanarme und –freie Grünspargel-Sorten gezüchtet worden.

Historisch zählt der „Echte Spargel“, Asparagus officinalis, zu den ältesten Gemüsearten. Er stammt wahrscheinlich aus dem Orient. Schon vor 5000 Jahren soll er im Ägypten der Pharaonen als Kostbarkeit hoch geschätzt worden sein. Es bleibt allerdings zweifelhaft, ob Abbildungen im Pyramidengrab bei Sakkara wirklich Spargelpflanzen oder Bündel aus Holzstöckchen als Opfergaben zeigen.

Die Griechen erkannten neben dem Wohlgeschmack auch den medizinischen Wert des Spargels. Der Arzt Hippokrates verweist auf die stopfende Wirkung und schätzte seine harntreibenden Eigenschaften. Es waren wohl erst die Römer mit ihrem Verständnis für den praktischen Landbau, die den Spargel als Gemüse liebten und ihn schließlich gartenbaumäßig kultivierten. Sie waren auch stolz auf besondere Zucht-erfolge, berichtet wird von einer Sorte, bei welcher drei Stängel ein Gewicht von einem halben Kilogramm auf die Waage brachten. Mit dem Untergang des römischen Reiches ging zwischenzeitlich das Wissen um den Spargelanbau verloren. Erst im Mittelalter wurde Spargel wieder angebaut, dann allerdings „offizinell“, das heißt, die Pflanzen wurden in der „officina“, der Apotheke, als harntreibendes Mittel bei Harnblasen-, Leber-, Herz- oder Gichtleiden gehandelt.

Für die Kultur stehen heute etliche Spargelsorten zur Auswahl. Spargel ist eine Staude, die sich alljährlich aus dem Wurzelstock erneuert. Am Anfang steht aber auch hier die Anzucht aus den Samen. Zum Anbau im eigenen Garten lohnt dieser Aufwand aber nicht, besser man bezieht sortenreine, einjährige Jungpflanzen über den Gartenfachhandel. Vorbereitend wird der Boden tief umgegraben, damit nährstoffreicher Oberboden in die spätere Wurzelschicht gelangt. Im zeitigen Frühjahr wird an einem sonnigen Ort ein Graben, 30 cm tief und 45 cm breit, ausgeworfen. Hinein gibt man eine 5-10 cm hohe Schicht Pferdemist, die mit Reisig und Sand abzudecken ist.

In den so vorbereiteten Pflanzgraben legt man je nach Witterung zwischen März und April die ausgebreiteten Wurzelstöcke der Jungpflanzen, auch „Klauen“ genannt. Diese sollen noch nicht ausgetrieben haben, da trotz schonender Behandlung die jungen Triebe leicht brechen und somit geschädigt werden könnten. Der Graben wird mit einer Mischung aus Sand und Gartenerde angefüllt.

Es dauert zwei Jahre, bis die Pflanzen genügend erstarkt sind, um dann im Frühjahr so dicke Schösslinge zu bilden, dass es lohnt, sie zu „stechen“. Die Spargelsaison beginnt je nach Witterung Ende April und dauert bis zum 24. Juni. Eine alte fränkische Bauernregel besagt: „Kirschen rot – Spargel tot!” Den Rest des Jahres braucht der Spargel, um sich zu erholen und wieder genügend Nährstoffe in den Wurzelstock einzulagern und neue Knospen auszubilden für den nächsten Frühlingstrieb.

Egal, ob Bleich- oder Grünspargel, überwältigend eindeutig ist die Signatur des Spargels und es kommt nicht von ungefähr, dass dieses edle Frühlingsgemüse auch eng mit den Frühlingsgefühlen in Verbindung gesehen wird. Der Text eines sehr bekannten Schlagers spricht für sich: „Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen Tralala, die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst, ach Du Veronika, die Welt ist grün, drum lass uns in die Wälder ziehn. Sogar der Großpapa, sagt zu der Großmama: Veronika, der Lenz ist da.“

Genießen sie daher die Spargelzeit, solange sie anhält.

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zuletzt bearbeitet am 7.VI.2012