27.Sept.2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Büxen aus und verwildern: Herbst-Astern in der Nordeifel und am Rheinufer

Joachim Schmitz

Die Herbst-Astern sind als sehr spät blühende Blumen beliebte Gartenpflanzen. Heimische Arten blühen um diese Zeit kaum noch. Zumindest vor der aktuellen Klimaerwärmung war für sie die Spanne bis zum winterlichen Kälteeinbruch einfach zu kurz, um noch zur Frucht- beziehungsweise Samenreife zu gelangen.

Häufig angepflanzte Gartenblumen büxen auch immer wieder mal aus und verwildern. Besonders erfolgreich haben sich die spät blühenden Astern im Ufergebüsch großer Flüsse etabliert, im Rheinland natürlich vor allem am Rheinufer. Selbst in den völlig künstlichen Uferverbauungen kann man sie finden. Hier bestimmen sie im Herbst oft das Bild. Neuerdings werden die amerikanischen Astern übrigens als eigene Gattung Symphyotrichum von den eurasischen Astern abgetrennt. Aktuell gehören zur Gattung Aster im strengen Sinne nur noch die Alpen-Aster und die Berg-Aster (Aster amellus), die ihr einziges Vorkommen in Nordrhein-Westfalen in der Nordeifel hat. Schon ab Ende August blüht am Rhein die Lanzettblättrige Aster (Symphyotrichum lanceolatum). Mit den sehr kleinen und schmalen, weißen Zungenblüten könnte man sie mit einer Feinstrahlaster (Erigeron) verwechseln. Sie ist mit Abstand die häufigste am Rhein verwilderte Aster.

Ein Bastard

Etwas später blüht die von allen in diese Gruppe gehörigen Astern verbreitetste Art, die Neubelgien-Aster (Symphyotrichum novi-belgii). Sie ist durch die in der Regel (blau)violetten Blüten relativ leicht erkennbar. Am Rhein ist sie zwar nicht ganz so häufig wie die Lanzettblättrige Aster, findet sich aber auch abseits der großen Flüsse, zum Beispiel in Aachen an dem Sträßchen zwischen Lütticher Straße und Gut Entenpfuhl. Das Foto zeigt einen Fundort am Rheinufer. Am Rhein kommt auch noch der Bastard mit der vorgenannten Art vor, die Weiden-Aster (Symphyotrichum x salignum). Den richtig zu bestimmen, ist allerdings schon was für Spezialisten. Am spätesten dran ist die Glatte Aster (Symphyotrichum laeve). Sie kann noch bis in den November hinein blühen. Die Art selbst habe ich bisher am Rhein nicht gefunden, wohl aber die Hybride mit der Neubelgien-Aster: die Bunte Aster (Symphyotrichum x versicolor), die auch so spät blüht. Die Blütenfarbe schwankt um einen blassvioletten Farbton.

Varianten?

Dazu gibt es am Rhein noch weitere, eher seltene Formen. Verwilderungen der Neuengland-Aster (Symphyotrichum novae-angliae) sind in der Literatur angegeben. Zur Lanzettblättrigen Aster gibt es noch ähnliche Sippen, bei denen nicht ganz klar ist, ob es sich wirklich um eigene Arten handelt oder nur um Varianten aus verschiedenen Herkünften in Amerika oder um Formen, die überhaupt erst in Europa durch gärtnerische Züchtung entstanden sind.

Anschauen kann man sich das besonders gut am Mittelrhein (ab Bonn südlich). Die alten Treidelpfade, auf denen früher Pferde die Schiffe flussauf gezogen haben und die deshalb direkt am Ufer liegen, sind alle noch begehbar. Das Problem ist eher, dass sie heute auf langen Strecken so gut ausgebaut sind, dass sie zu außerordentlich beliebten Routen für Fahrradfahrer geworden sind.

An Wochenenden mit schönem Wetter muss man inzwischen höllisch aufpassen, dass man als botanisierender Fußgänger nicht von einem Fahrradlenker aufgegabelt wird. Also Vorsicht walten lassen


Neubelgien-Aster am Rhein (Foto: Joachim Schmitz)          

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zuletzt bearbeitet am 30.XI.2012