16.Jan.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der fossilen Flora der Braunkohle in Bonn und Paffendorf auf der Spur

Joachim Schmitz

Im Paleogen (früher Alttertiär genannt) war der Meeresspiegel weltweit bis zu 200 Meter höher als heute. Dementsprechend reichte die Nordsee bis ans Rheinische Schiefergebirge. Aus dieser Zeit stammen die Tonablagerungen der Antweiler Senke (z.B. die alte Tongrube in Satzvey bei Mechernich). Außerdem war das Klima wesentlich wärmer als heute, zwischen subtropischem und mediterranem Klima schwankend. So gab es bei uns Palmen, Magnolien, Amberbäume und viele Nadelgehölze. Dann sank der Meeresspiegel allmählich. Gleichzeitig verlangsamte sich die Absenkung des nordwestdeutschen Tieflands und damit auch der niederrheinischen Bucht.

Nördlich der Eifel entstand eine Küstenlandschaft aus Lagunen und Süßwassersümpfen. In den Sümpfen bildeten sich mächtige Ablagerungen von Torf. Allerdings waren daran nicht – wie im Steinkohlenzeitalter Karbon – urtümliche Gehölze beteiligt, sondern überwiegend Schilfgräser und Seggen. Im Bereich der Flussdeltas der Vorläuferflüsse des heutigen Rheins und der heutigen Maas gab es aber auch Auwälder mit zahlreichen Gehölzen.

Die Küstenlinie ging lange Zeit ziemlich hin und her, so dass die Torflager sowohl durch Überlagerung durch Meeressande bei Sturmfluten als auch durch Überschüttungen aus Kies und Sand der Flüsse abgedeckt wurden. So oder so leitete der Abschluss der Torflager die Inkohlung ein, die letztlich zur Bildung der Braunkohle geführt hat. Von den eigentlichen Torf bildenden Pflanzen ist außer Pollen kaum etwas übrig geblieben, aber im Hangenden und Liegenden der Braunkohlenflöze wurden öfters Reste der begleitenden Auwald-Gehölze gefunden

Typische Fossilien sind Stubben (abgestorbene Stümpfe) von Mammutbäumen (Sequoia), Zweige und Samen von Sumpfzypressen (Taxodium), Kiefernzapfen (Pinus), später auch Reste von Eichen, Pappeln und Birken, was die allmähliche Abkühlung des Klimas belegt. Durch die Bank handelt es sich dabei nicht um heutigen Arten zuordenbare Formen, sondern um archaische Vorläufer.

Museen, in denen man sich das mal in Echt angucken kann, sind im Rheinland leider selten. Klein aber fein ist das Goldfuß-Museum im Steinmann-Institut der Uni Bonn (nahe Schloss Poppelsdorf). 2012 wurde dort ein Palmenblatt aus dem Tagebau Zukunft-West bei Langerwehe als Fossil des Monats präsentiert Im Internet ist das noch zu besichtigen. Das Museum wird weitgehend ehrenamtlich betrieben und kann deshalb die Exponate nur wenig didaktisch aufbereiten. Es ist also eher was für etwas Fortgeschrittenere.

Für absolute Laien empfehlenswerter ist das Informationszentrum von RWE im Schloss Paffendorf bei Bergheim. Die Pflanzenfossilien aus der Braunkohle sind da allerdings nur ein Thema von vielen. Interessanter ist der anschließende Schlosspark. Schon der Eingang ist von zwei großen fossilen Stubben von Mammutbäumen (Sequoia) gesäumt. Im Schlosspark, besonders in einem darin eingegliederten Forstlehrgarten, wachsen zahlreiche Arten, die als direkte Nachkommen der Braunkohlenflora gelten und einen Eindruck vermitteln, wie es zur Braunkohlenzeit bei uns ausgesehen haben könnte. Dabei handelt es sich meistens um amerikanische Arten. Das liegt daran, dass in Europa in der Eiszeit viele Arten von den nach Süden vordringenden skandinavischen Gletschern und den nach Norden wandernden Alpengletschern in die Zange genommen worden und ausgestorben sind. In Amerika verläuft der Hauptgebirgszug (von den Rocky Mountains im Norden bis zu den Anden im Süden) in Nord-Süd-Richtung. Pflanzen und Tiere hatten genug Zeit, vor dem Eis nach Süden auszuweichen und später wieder zurückzukommen.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014