23.Okt.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Sellerie senkt den Blutdruck und wirkt beruhigend auf das Nervensystem

Karl Josef Strank

Nicht jeder mag Sellerie und ich erinnere mich, dass ich als Kind die dicken Scheiben dieser Knolle in der Suppe nicht gerne und nur mit Widerwillen aß. Mit zunehmendem Alter änderte sich aber der Geschmack und Sellerie gehört bei bestimmten Speisen einfach dazu. Klassisches Suppengrün ist neben Petersilie, Möhren, Lauch ohne Knollensellerie nicht komplett. Zur Aromatisierung mitgekocht und beim Braten angeröstet und zerkocht, liefert es den Grundstock für eine würzige Sauce.

Küchentechnisch sind die Apiaceae eine wichtige Pflanzenfamilie, denn zu ihr zählen neben Möhre, Pastinake und Fenchel viele weitere Würzkräuter, die aus der Küche nicht wegzudenken sind: Petersilie, Kerbel, Dill, Liebstöckel, Kümmel, Anis, Koriander, Bärwurz, Meisterwurz und einige mehr. Sellerie stellt den Prototyp der Selleriegewächse oder Apiaceae. Früher wurden sie als Umbelliferae, Doldenblütler, bezeichnet, was Bezug nimmt auf ihr auffälligstes Merkmal, die in schirmartigen Dolden organisierten Blüten. Nicht minder bezeichnend sind die gefiederten Blätter, deren Vielfalt von grob und derb bis fein und fedrig leicht reicht. Von Apium graveolens gibt es drei Kulturvarietäten: den Knollensellerie (var. rapaceum), der die Speicherknolle ausbildet, die sich aus den basalen Teilen der Blattrosette und den oberen Partien der Wurzel entwickelt. Den Bleichsellerie (var. dulce), auch Stangen- und Staudensellerie genannt, der verdickte Blattstiele aufweist, die ausbleichen, wenn man sie mit Stroh oder Wellpappe bindet bzw. anhäufelt. Den Schnittsellerie (var. secalinum), der nur eine dünne Wurzel und normale Blätter bildet, die getrocknet Bestandteil des Selleriesalzes sind. Sellerie, dessen alter Name Eppich ist, hat als Gewürz eine lange Geschichte. Schon 1000 v.Chr. zierten in Ägypten Blätter und Blüten eine Girlande, mit der die Mumie des Kent geschmückt war. Eppich enthält mehrere ätherische Öle. Die Hauptwirkungen sind antirheumatisch, blähungstreibend, krampflösend, harntreibend, blutdrucksenkend und antiseptisch mit Bezug auf den Harntrakt. Die beruhigende Wirkung ätherischer Öle auf das Zentralnervensystem ist nachgewiesen. Ein Aufguss der Samen unterstützt die Nieren bei der Ausscheidung von Harnsalzen und anderen Abfallprodukten und wird daher zur Behandlung rheumatischer Beschwerden und Gicht eingesetzt. Sie entgiften den Körper, verbessern die Zirkulation des Blutes zu den Muskeln und Gelenken, entsäuern den Körper und beugen so Arthritis vor. Die milde harntreibende und stark antiseptische Wirkung machen Sellerie zu einer guten Arznei bei Blasenentzündung. Ebenso nützlich erweist er sich bei Atemwegproblemen wie Asthma und Bronchitis. Wegen stimulierender Wirkung auf den Uterus ist er für Schwangere allerdings kontraindiziert.

Hartnäckig hält sich der Glaube an die aphrodisische Wirkung des Selleries, die aber nicht nachweisbar ist. Ein Spruch aus der Pfalz zeugt davon: „Schatzl' back mer Aier / Mit Zellerie und Salat, / Am Sonntag gehe mer maie, / Mei Mudder hat's gesaht.“ Der Name „Herrensalat“ für den Waldorf-Salat, der aus Sellerieknollen gemacht wird, belegt das ebenfalls. Zum Schluss ein paar Kulturtipps: Sellerie ist ein Starkzehrer und verträgt viel Dünger. Im Sommer bekommt ihm eine Kopfdüngung mit Brennnesseljauche sehr gut. Das Kochwasser von Salzkartoffeln oder salzigen Gemüsesud – in der Gießkanne mit fünf Liter Wasser aufgefüllt – kann an die Wurzeln gegossen werden, denn Wildformen des Selleries wachsen in Küstennähe natürlicherweise auch in salzigen Strandwiesen. Otto Brüders gibt in seinem 1916 in 4. Aufl. erschienenen Ratgeber „Erfolgreicher Gemüsebau im Hausgarten“ folgenden Hinweis, dessen Erfolg mir kürzlich ein erfahrener Gärtner bestätigte: Im August macht man die Knollen mit einem Hölzchen seitlich frei und schneidet alle zu stark wachsenden Nebenwurzeln mit Ausnahme der unteren glatt ab und deckt sofort wieder zu. Dadurch erhält man schönere Knollen.

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2014