8.Jan.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Glücksklee

Ruth Gestrich-Schmitz

  

Das neue Jahr hat gerade angefangen und manch einer hat zum Jahreswechsel Glücksbringer geschenkt bekommen. Hufeisen, Schornsteinfeger, Marienkäfer, Fliegenpilz oder Schwein mögen die guten Wünsche für das kommende Jahr verstärken. Auch die seltenen viergeteilten Kleeblätter verheißen uns Glück. Im Mittelalter sollten sie vor bösem Zauber schützen und Glück in der Liebe bringen. Meist findet man in der Natur drei-geteilte Kleeblätter. Doch bei manchen Sauerklee-Arten sind sie vierteilig, wie bei Oxalis tetraphylla, auch Oxalis deppei genannt, dem Glücksklee, der zum Jahreswechsel überall im Handel angeboten wird. Seine Heimat ist Mexiko, nach Europa wurde er im 19.Jh. von dem Botaniker Ferdinand Deppe eingeführt. In England erfreute sich der Glücksklee dann schnell großer Beliebtheit als Zierpflanze.

Als heimische Vertreter der Sauerklee-Gewächse (Oxalidaceae), mit nur drei-teiligen Blättern, ist der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) besonders bei den Kindern beliebt, sie naschen ihn gerne. Aufrechter Sauerklee (Oxalis stricta) und Gehörnter Sauerklee (Oxalis corniculata) sind eingebürgerte Arten, die in unseren Breiten vorkommen.

Die Blätter des Glücksklees sind umgekehrt herzförmig und an der Basis meist dunkelviolett gefärbt. Interessant ist zu beobachten, dass die Blätter oft nach unten geklappt sind: Glücksklee wie auch Wald-Sauerklee machen sogenannte Schlafbewegungen. Das heißt, abends senken sich die Blätter ab, am nächsten Morgen richten sie sich wieder auf. Will man diese Bewegung beobachten, braucht man Geduld, denn der Vorgang dauert etwa zwanzig Minuten. Manchmal sind die Blätter auch tagsüber zusammengeklappt. Bei starker Lichteinstrahlung oder großer Hitze schützt sich der Sauerklee so vor Wasserverlusten.

Im Frühjahr und Sommer bildet der Glücksklee rosafarbene bis tiefrote, fünfzählige, bis 2 cm breite Blüten mit gelbem Schlund. Weiße Blüten mit feinen violetten Adern zeichnen den Wald-Sauerklee aus.

Alle Pflanzenteile sind auf Grund ihres Gehalts an Kaliumoxalat und Oxalsäure leicht giftig. In hohen Konzentrationen bewirken diese Inhaltsstoffe eine Reizung der Haut und der Schleimhäute, durch Bildung von unlöslichen Calciumoxalat-Kristallen können Nieren geschädigt werden. Wohldosiert kann man Wald-Sauerklee aber als Zugabe zu Suppen oder Salaten genießen. H. Küster scheibt in seinem Buch „Wo der Pfeffer wächst“, dass im elisabethanischen England Sauerkleesoße zu Roastbeef besonders geschätzt wurde.

Wer von seinem Glücksbringer das ganze Jahr über etwas haben möchte, sollte ihn weiter pflegen: Die nicht winterharte Zierpflanze liebt im Haus einen hellen, möglichst nicht zu warmen Standort (optimal sind 10 bis 15 Grad) und sollte mäßig feucht gehalten werden. Wenn die Frostgefahr vorüber ist, kann der Glücksklee an einen halbschattigen Standort im Garten oder in einen Blumenkasten gepflanzt werden. Bei regelmäßigen Düngergaben erfreut er uns den ganzen Sommer über mit seinen wunderschönen rosaroten, bei der Sorte „Alba“ mit weißen Blüten. Vegetativ vermehrt sich der Glücksklee unterirdisch durch Ausläufer sowie Brutzwiebeln, mit denen die verdickte Wurzel im Herbst umgeben ist. Wenn im Oktober/November die Blätter zu vergilben beginnen, wird die Pflanze an einen kühlen, frostfreien Ort gestellt und nicht mehr gegossen. Im April des folgenden Jahres können die Brutzwiebeln vereinzelt und in frische Erde gepflanzt werden. Nach etwa sechs Wochen wachsen uns dann neue Glückskleeblätter entgegen.

Ob Glücksklee wirklich Glück bringt, muss man ausprobieren. „Vielleicht ist ja die nette Geste eines Glück wünschenden Menschen und ein geschenkter Oxalis deppei schon der Anfang zum Glück“, so Corinne Buch in ihrer Veröffentlichung „Oxalis deppei, Glücksklee für die Fensterbank“.

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2014