1.Okt.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Eine ökologische Alternative: Indische Laufenten gehen auf Schneckenjagd

Ruth Gestrich-Schmitz

Jetzt sind sie wieder vermehrt unterwegs: Abends, wenn es feucht und dunkel ist, ziehen die roten Spanischen Wegschnecken auf der Suche nach Leckerbissen ihres Weges. Leider hat noch kein Gärtner ein Allheilmittel gegen diese Feinde gefunden. Oft bleibt trotz Absammeln, Bierfallen oder Spaten nur noch Schneckenkorn als letzte Möglichkeit, die Pflanzen zu retten. Eine ökologische Alternative bieten aufrecht watschelnde, schnatternde, gefiederte Gesellen, zu deren Lieblingsspeisen Nacktschnecken zählen: Indische Laufenten.

Mitte des 19.Jahrhunderts hielten die ursprünglich in Südostasien beheimateten, von der Stockente abstammenden Tiere in Europa Einzug, zunächst in England, wo sie in zoologischen Gärten zur Reinzucht und Kreuzung eingesetzt wurden. Bei der Gefiederfärbung gibt es neben der Wildfarbe Züchtungen in weiß, blau, blaugelb, erbsgelb, braun, schwarz, rehfarbig, forellenfarbig oder silberwildfarbig.

Laufenten besitzen einen schlanken Körper mit einem langen aufgereckten Hals und einen aufrechten Gang. Sie sind sehr lebhaft und aufmerksam, laufen und schwimmen gerne. Fliegen können sie hingegen kaum. Laufenten wurden früher wegen ihrer hohen Legeleistung gehalten. Der Rekord soll bei 250 Eiern pro Jahr liegen. Unter natürlichen Bedingungen legen sie von Februar/März bis Juli/ August bis zu 100 Eier. Enteneier galten früher als Delikatesse. Hart gekocht, für Pfannkuchen, Omeletts und zum Kuchenbacken werden sie gerne verwendet.

Heute werden Laufenten in Gärten vor allem als effektive Schnecken- und Schneckeneier-Vertilger eingesetzt. Sie besitzen einen empfindlichen Geruchssinn, dem kaum eine Nacktschnecke entgeht. Um nicht an ihrer schleimigen Beute zu ersticken, benötigen die Laufenten beim Verschlingen Wasser. Würmer, Insekten und Getreidekörner gehören ebenso zu ihrem Nahrungsspektrum wie junge Salattriebe, Klee und Gras. Bei mangelndem Nahrungsangebot, vor allem im Winter, müssen die Laufenten gefüttert werden.

Laufenten im Garten zu halten ist nicht sehr kompliziert. Doch sollte man sich darüber vorher Gedanken und eine gute Planung machen (im Internet gibt es dazu jede Menge Informationen). Laufenten leben nicht gerne allein, sie sind gesellige Tiere. Sie brauchen ausreichend Platz und ein Wasserbecken, nicht nur zur Nahrungsaufnahme, sondern auch zur Gefiederpflege. Sie plantschen auch gerne mit Vergnügen. Da sie kaum fliegen können, reicht ein mindestens ein Meter hoher Zaun gegen Weglaufen aus. Als Schutz gegen Hunde, Marder oder Fuchs sollten sie abends in einem Stall untergebracht werden, auch wenn sie sich am liebsten bei fast jedem Wetter im Freien aufhalten. Mit ihrem dichten Federkleid können sie im Winter Temperaturen bis minus 15 °C aushalten. Selbst wenn die Enten stundenlang im Schnee und auf Eis laufen, kühlen sie nicht aus. Mit einer Art Wärmetauscher sorgen sie dafür, dass ihre Füße gut durchblutet sind, allerdings mit relativ kaltem Blut: In den Beinen liegen die arteriellen und venösen Blutgefäße ganz eng beieinander. Das vom Herzen in Richtung Füße fließende warme Blut wird durch das kühlere Blut der Venen abgekühlt. Auf dem Rückweg von den Füßen zum Körper wird das abgekühlte venöse Blut vom arteriellen Blut wieder erwärmt. So geht kaum Wärme verloren und unter den Entenfüßen schmelzen weder Schnee noch Eis.

In Österreich und der Schweiz kann man Laufenten für einige Zeit mieten. Das Projekt „Rent an Ent“ wurde sogar mit einem Umweltpreis ausgezeichnet. Unter erfahrenen Laufentenhaltern ist diese Praxis jedoch umstritten. Ein häufiger Ortswechsel verursacht bei den Tieren Stress, und wenn die Enten den Garten verlassen, freuen sich die Schnecken wieder.

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 15.X.2015