17.Dez.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Fantastische Farne: attraktiv, pflegeleicht und langlebig

N.N.

In unseren Gärten werden Farne ein wenig stiefmütterlich behandelt, dabei sind sie äußerst formenreich und extrem langlebig. Die meisten Farne mögen schattige und eher luftfeuchte Orte, was an ihrer urtümlichen Art der Fortpflanzung liegt: Wie die Moose bilden auch Farne Sporen aus, die bei trockenem Wetter aus den braunen Sporenkapseln auf der Unterseite der Blätter herausgeschleudert werden. Verbreitet durch den Wind, keimen die winzigen Sporen als ungeschlechtlicher Vorkeim, das sogenannte Prothalium, das eher an ein kleines Moospflänzchen erinnert. Erst das Prothalium bildet männliche oder weibliche Geschlechtszellen, wobei die männlichen Keimzellen sich im Wasser durch Geißeln fortbewegen und nach erfolgreicher Suche mit den Eizellen vereinigen. Daher brauchen alle Farne zumindest zeitweise eine feuchte Umgebung, weshalb sie auch eher in älteren, eingewachsenen und windgeschützten Gärten gedeien. Beste Pflanzzeit ist der Herbst.

Entwicklungsgeschichtlich sind Farne sehr alt. Seit mindestens 400 Millionen Jahren bevölkern sie die Erde und sie gehören zu den ersten stammbildenden Pflanzen der Geschichte. Schachtelhalme fallen übrigens ebenfalls in die Gruppe der Farne, auch wenn sie auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten haben.

Viele Farne sind giftig. Besonders der Adlerfarn, der als größter heimischer Farn teilweise dschungelhafte Bestände bildet, ist schon ab 500 g für Kühe und andere Weidetiere tödlich. Die jungen Triebe des verwandten Straussfarns werden dagegen in Japan, Nordamerika und Bhutan traditionell als Salat oder Gemüse verzehrt. Man vermutet allerdings, dass die Häufung von Magen- und Speiseröhrenkrebs in diesen Regionen mit dieser Ernährungsweise zusammenhängt. Als Heilmittel finden Farne heute eher selten Verwendung. Im Mittelalter wurde der Wurmfarn gegen Darmparasiten eingesetzt, aufgrund der toxischen Begleitstoffe kommen aber heute nur noch speziell aufgereinigte Extrakte für die innere Anwendung zum Einsatz. Von hausgemachten Präparaten muss sehr abgeraten werden.

Es gibt etwa 12000 Farnarten, von denen 40 in Deutschland heimisch sind, darunter auch ein paar Spezialisten: In unseren Trockenmauern wächst der braune Streifenfarn, der viel Trockenheit verträgt und im Garten sogar in voller Sonne gedeiht, sofern er nur etwas Regen abbekommt. Noch trockenresistenter ist der schöne Schriftfarn Ceterach officinarum, der zwar aus dem Mittelmeergebiet stammt, aber in klimatisch milden Regionen (wie Aachen) ganz gut überwintert. Leichter zu etablieren sind die bodenwüchsigen Farne, wie z. B. die Wurm- und Straussfarne, von denen sich einige Arten jedoch auch unkontrolliert ausbreiten können. "Ortstreu" sind dagegen Schildfarne (Polystichum), die sich durch besonders schöne Wuchsformen auszeichnen und wintergrün sind. Empfehlenswert ist auch der japanische Regenbogenfarn Athyrium niponicum, dessen Sorte "Metallicum" in einer wunderbaren Mischung aus Rot- und Silbertönen austreibt. Wenn er ein wenig (!) Sonne abbekommt, wird die Färbung noch etwas kräftiger. Andere Farne, wie der luftige Venushaarfarn, der farbenprächtige und dabei unempfindliche Rotschleierfarn, die dekorative Hirschzunge oder der imposante Königsfarn, der es gerne etwas feuchter hat, sind mindestens ebenso lohnend und können über Spezialgärtnereien bezogen werden. Der älteste noch heute kultivierte Farnklon ist übrigens Polypodium cambricum 'Richard Kayse', der 1668 nahe der Stadt Cardiff auf einem Kreidefelsen entdeckt wurde.

Generell gilt, dass auch welkes Laub von im Herbst einziehenden Arten nicht vorzeitig entfernt werden sollte, da es einen guten Winterschutz bietet. Erst im Frühjahr, wenn die neuen Triebe sichtbar werden, kann man die trockenen Blätter des Vorjahres schadlos abschneiden. Wer diese wenigen Regeln beachtet, der holt sich mit Farnen pflegeleichte, attraktive und ausgesprochen langlebige Akzente in den Garten.

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2015