25.Febr.2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Silbertaler ist ideal für Arrangements in Trockensträußen

Thomas Eßing

Die schnell zunehmenden Tageslängen Ende Februar geben den Startschuss für eine Pflanze, die im Vorjahr nur flach wie Löwenzahnblätter am Boden kauerte. Wir kennen sie vor allem aus Arrangements in Trockensträußen, wo ihre ovalen, pergamentartigen „Blätter“ ein echter Hingucker sind. Der Silbertaler, botanisch Lunaria annua, wird auch als Mondviole, Silberblatt, Silberling oder Judaspfennig bezeichnet. Die Pflanze wurde wegen ihrer optischen Besonderheit bereits im 18. Jahrhundert aus Südeuropa hier eingeführt, und ist in Deutschland weiträumig verwildert. Der Name Silberblatt führt zu Verwechslungen mit dem Silberfarbigen Geiskraut, dessen ganzer Habitus silbern, und damit optisch völlig anders ist (Jakobaea maritima, Syn. Senecio bicolor).

An warmen sonnigen Tagen erzeugen die mittelgroßen Blätter des Silbertalers die nötige Energie zu schnellem Wachstum. Sie sind teils gestielt, nach unten gewölbten und wirken etwas kraus. Innerhalb weniger Wochen wächst die Pflanze auf bis zu 1,5 Meter heran, und zeigt unzählige, purpurrote, selten auch weiße Blüten. Auch wenn die besondere Farbe an dieser großen Staude schon auffällig ist, kommt das Beste zum Schluss. Recht schnell wachsen aus den Blüten ovale, flache Schoten heran.

Sind die Samen in den Schoten reif, stirbt die zweijährige Pflanze ab (der Artname annua für Einjährig ist irreführend). Hierbei trocknet der gesamte Sproß ein, bleibt dabei aber stabil aufrecht stehen. Die Blätter verschrumpeln und fallen nach und nach ab. Nun schneidet man die getrocknete Pflanze vom Boden ab und löst die beiden Deckblätter der Schote durch eine schnelle Bewegung zwischen Daumen und Zeigefinger. Hierbei fallen auch die Samen aus der Frucht heraus, die man auffangen sollte, da die Pflanze sich sonst unkontrolliert im Garten ausbreitet. Was übrig bleibt, ist die pergamentartige Scheidewand der Schote, die den eigentlichen Zierwert der Frucht ausmacht. Fehlt diese Scheidewand, wie zum Beispiel bei der Erbsenpflanze, nennt man entsprechende Früchte übrigens Hülse. Die getrocknete Mondviole mit ihren natürlichen, silbrig durchscheinenden „Blättern“ kann man nun in Trockensträuße einbinden. Oft wird sie aber vorher mit einer passenden Farbe einsprüht.

Die Mondviole gehört aber nicht, wie der Name es vermuten lässt, zur Familie der Veilchen (Violaceae), sondern zur Familie der Kreuzblütengewächse (Cruciferae). Der Gattung Lunaria (Luna = Mond), gehören lediglich drei Arten an, die alle über ähnliche, an die Mondscheibe erinnernde Früchte verfügen. Die zweite Art der Gattung ist das Ausdauernde Silberblatt (Lunaria redivia). Seine Frucht ist mehr in die Länge gezogen und die Pflanze verbreitet sich neben den Samen auch durch ihr Rhizom im Boden. Deshalb wird sie häufig durch Teilung vegetativ vermehrt. Hier im Westen findet man diese krautige Pflanze aber meist nicht als verwilderte Art.

Auch zur Artenvielfalt bezüglich Schmetterlinge trägt die Mondviole bei. Die Raupen verschiedener Tagfalter, wie zum Beispiel die des Aurorafalters, ernähren sich von ihren Blättern. Wer zusätzlich in einer Gartenecke ein paar Brennnesseln überleben lässt, bietet zusätzlich Futter für die Raupen von Tagpfauenauge, Admiral und Kleiner Fuchs. Mit einem Sommerflieder (Buddleja) kann er dann die fertig entwickelten Falter wieder in den Garten locken. Die Blüten der Buddleja dienen aber nur den fertigen Schmetterlingen als Nahrungsquelle. Ihre Raupen brauchen für ihre Entwicklung, wie gesagt, andere Pflanzen. Hat man häufig Kinder im Garten, bietet sich eine solche Pflanzenkombination an, zumal die genannten Arten ungiftig sind.

Die Vermehrung und Haltung des Silbertalers ist denkbar einfach. Die gewonnenen Samen werden im Sommer direkt nach Ihrer Gewinnung im Freiland ausgesät. Dies gewährleistet, dass man bei dieser erst im zweiten Jahr blühenden Art trotzdem jedes Jahr blühende Exemplare hat. Nach der Keimung bleiben die neuen Pflanzen bis zum nächsten Frühling flach und unscheinbar. Den kommenden Winter überstehen sie wegen Ihrer Frosthärte ohne Probleme. Sieht man von gelegentlichem Raupenfraß einmal ab, muss man beim Silbertaler nicht mit Schädlingen oder anderweitigen Erkrankungen rechnen. Wer die Mondviole vor der Blüte etwas aufgehübscht mag, entscheidet sich für die Sorte „Alba Variegata“. Diese Züchtung überzeugt bereits in jungem Alter optisch durch ihr gesprenkeltes Laub.

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 24.III.2016