2.Juni 2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Garten im Juni

Karl Josef Strank

Mit Beginn des Monats Juni ist der Frühling vorbei und der Sommer fängt an. Zwar können die Tage der sogenannten Schafskälte noch einmal recht kühl ausfallen, was den Schafen nach der Schur nicht sehr behagt, aber Nachtfröste wie Anfang Mai dürften nun nicht mehr auftreten. Das Sonnenjahr steuert mit Macht auf den längsten Tag am 21. Juni zu, was dann gleichzeitig auch den Wendepunkt des Gartenjahres markiert. Es ist der letzte Zeitpunkt, zu dem Stangenbohnen, Möhren und Erbsen ausgesät werden müssen, wenn sie denn für die Haupternte vorgesehen sind.

Ein ebenso wichtiger Stichtag im Juni ist der 24. Juni, der Johannistag. Nicht nur die Johannisbeeren werden um diese Zeit reif und können geerntet werden. Der Holunder steht jetzt in voller Blüte und zur Herstellung von Holunderblütensirup oder Holundersekt können die Schirmdolden geerntet werden.

Andere Gartenfrüchte werden über diesen Tag hinaus nicht weiter geerntet. Die Spargelzeit endet an Johannis. Eine alte Regel sagt: „Kirschen rot, Spargel tot!“ Natürlich könnte der Spargel noch weiter gestochen werden, aber man überlässt die restlichen Triebe bewusst dem vegetativen Wachstum, damit diese aus der Erde herauswachsen, ergrünen, Photosynthese betreiben und Nährstoffe produzieren, die in das Wurzelwerk und die Erneuerungsknospen des nächsten Jahres eingelagert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Rhabarber. Auch er braucht für den Rest des Jahres eine Erholungsphase, damit er Nährstoffe speichern und Knospen für das nächste Jahr anlegen kann.

Der Johannistag ist auch ein wichtiges Datum für den Fall, dass nach dem winterlichen Rückschnitt Obstgehölze beim neuerlichen Austrieb vermehrt mit Wasserschos- sern reagiert haben. Verholzen diese und werden mit einem Schnitt an der Basis entfernt, wächst oft im kommenden Jahr rund um die Schnittstelle ein Kranz neuer Wassertriebe nach. Werden die um diese Jahreszeit noch laubigen Wassertriebe entgegen der Wuchsrichtung ausgerissen, entsteht zwar eine größere Wunde in der Rinde, aber alle ruhenden Knospen an der Basis des Laubtriebs werden mit entfernt. Wassertriebe wachsen an der Stelle keine mehr nach, und die Wunde schließt sich problemlos, weil die Obstgehölze jetzt voll im Saft stehen.

Die Tomaten brauchen jetzt auch einige Aufmerksamkeit, denn sie schießen vermehrt ins Kraut und bilden regelmäßig in den Blattachseln kleine Seitentriebe aus, sogenannte Geiztriebe. Diese beanspruchen unnötig viel Raum, sind fein, instabil und vergrößern nur die Blattmasse auf Kosten der Fruchtqualität. Die Geiztriebe müssen regelmäßig ausgebrochen werden, damit sich das Tomatenbeet nicht in einen wüsten Blattdschungel verwandelt.

An den Geiztrieben entstehen zwar auch wieder Blüten, diese bringen aber, selbst wenn sie bestäubt werden, nur minderwertige Früchte hervor, weil die Pflanze nur bedingt in der Lage ist, diese an den feinen und weit verzweigten Seitentrieben ordentlich zu ernähren. Auch ist darauf zu achten, dass die Tomaten regelmäßig an den Wurzeln gegossen werden. Das Blattwerk sollte trocken bleiben, besonders bei Kultur im Gewächshaus, damit sich kein feucht-warmes Mikroklima entwickelt, was den Sporen der Krautfäule beste Keimbedingungen bieten würde.

Im Juni ist es oft richtig warm, aber es regnet auch viel. Ein offen liegender, ungeschützter Komposthaufen ist bei dieser Witterung wechselweise extremer Hitze oder starker Nässe ausgesetzt. Als geeignete Gegenmaßnahme kann der Kompost mit Kürbissen bepflanzt werden. Einerseits nutzen sie die reichlich vorhandenen Nährstoffe des verrottenden Pflanzenmaterials, andererseits beschatten die großen Kürbisblätter den Haufen und schützen bei Starkregen vor übermäßiger Nässe.

Nicht zuletzt blüht in diesen Tagen das Tüpfel-Johanniskraut, aus dem sich das heilkräftige Johannisöl herstellen lässt. Dazu gibt man die gegen Ende Juni an einem sonnigen Tag gesammelten Blütenbüschel in ein helles Glas und übergießt sie mit Olivenöl. Nach vier bis fünf Wochen in der Sonne ist das Öl rubinrot gefärbt und nach dem Abseihen gebrauchsfertig. Über die Anwendung sollte man sich aber genau informieren, denn es enthält auch psychoaktive Substanzen.

 

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zuletzt bearbeitet am 12.VII.2016