31. Jan. 2019

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Warum hängt die Banane falsch herum?

 Astrid von Reis

Folgende Frage stellte ein Mann seiner Frau am Rande einer Plantage, während beide fasziniert auf einen stattlichen Fruchtstand einer Dessertbanane (Musa x paradisiaca L.) aus der Familie der Bananengewächse (Musaceae) blickten: „Wieso hängen die Bananen eigentlich falsch herum?“

Eher bekannt war mir die Frage „Wieso sind die Bananen krumm?“, unübersehbar wenn man einen „Finger“, das heißt eine einzelne Frucht der Dessertbanane, anschaut. Doch falsch herum? Im Handel hängen sie tatsächlich immer anders oder gefühlt „richtig“ herum. Es sind hier meist acht bis zehn „Finger“ nebeneinander, die jeweils eine „Hand“ bilden. An der Pflanze wachsen mehrere „Hände“ mit bis zu 20 Früchten an einer Achse neben- und übereinander und bilden einen bis ein Meter lang werdenden und 35-50 Kilogramm schweren Fruchtstand, auch Büschel genannt. Und alle Finger ragen mit dem Ende zum Himmel, krümmen sich und es wirkt so als ob sie umgedreht worden wären.

Die Obst- oder Dessertbananenpflanze ist eine immergrüne Staude mit unterirdischem Rhizom, aus dessen Schösslingen neue fruchtende Triebe hervorgehen. Sie gehört zu den Einkeimblättrigen, ihre Blattstiele wachsen dachziegelförmig zueinander und bilden einen festen Blatt- bzw. Scheinstamm aus. Die großen paddelförmigen, ungeteilten jedoch vom Wind oft zerrissenen, mittelgrünen Blattspreiten sind sehr lang, die Staude kann bis zu neun Meter hoch werden. Nach sieben bis neun Monaten wächst durch den Scheinstamm eine endständige Blütenachse die positiv geotrop, das heißt zur Erde hinwächst.

In den Achseln von rotviolett gefärbten Tragblättern stehen Gruppen von gelblichen, röhrigen Blüten, zur Basis hin weibliche, dann zwittrige und zuletzt männliche. Lediglich aus den weiblichen, unbestäubten Blüten wachsen dann innerhalb von etwa drei Monaten die erntereifen, bis 30 Zentimeter langen und bis fünf Zentimeter dicken, gelben Früchte oder Finger. Sie wachsen zum Licht, positiv phototrop und damit werden sie krumm und an der Pflanze entsteht der Eindruck des „falsch herum“. Nur einmal in ihrem Leben blüht und fruchtet die Pflanze, danach stirbt sie ab, hinterlässt jedoch ihre Schösslinge.

Botanisch ist die Frucht eine Beere, ihre Samen sind durch Züchtung sehr klein oder gar nicht mehr vorhanden. Das cremefarbene Fruchtfleisch enthält viel Energie in Form von Stärke und Zucker, es ist reich an Magnesium, Kalium, Vitamin B6. Und: Bananen können glücklich machen, da sie die Produktion des Hormons Serotonin begünstigen. Rund 13 Kilogramm Bananen werden in Deutschland pro Kopf verzehrt, etwas weniger als Äpfel.

Die Gattung Musa wurde 1753 durch Carl von Linné zu Ehren des Leibarztes Musa Cliffortiana des römischen Kaisers Augustus benannt.

Die bekannteste und meistangebaute Art mit unzähligen Sorten dieser Gattung ist die Dessertbanane. Sie zählt zum ältesten Kulturobst, ist wohl eine Kreuzung aus Musa acuminata und Musa balbisiana und wurde von den Portugiesen nach Europa, zu den Kanaren gebracht. Sie gaben ihr in Anlehnung an das westafrikanische Wort für „Finger“ den Namen Banana. In Deutschland bürgerte sich schnell der Name Banane für die bis dahin als „Paradiesfeige“ benannte Frucht ein.

Doch es gibt weitere 82 Arten, nur wenige haben essbare Beeren und oft dicke runde Samen. Alle wachsen ursprünglich in den tropischen und subtropischen Bereichen der Erde, vor allem in Asien, auf den westlichen pazifischen Inseln und Westafrika. Bekannt sind die stärkehaltigen Kochbananen, Sorten von Musa x paradisiaca, die nur im ganz reifen Zustand, dann mit schwarzer Schale, roh genießbar sind. Sie werden hauptsächlich gekocht, frittiert oder gebraten. Oder die faserreiche Textilbanane, Musa textilis – auch Manilahanf genannt und Zierbananen wie die auch in europäischen Gärten angepflanzte Musa ornata. Die paradiesische Dessertbanane ist beliebt. Doch sie ist nicht nur krumm, sie macht auch krumm. Bald an dieser Stelle mehr darüber.

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zuletzt bearbeitet am 2.II.2019