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Pflanzung und Pflege von Obstbäumen
(nach H.-J. Bannier mit Abbildungen von H. W. Riess)
Bei der Planung von Obstwiesen spielen die Sortenwahl und die Bodenverhältnisse des Standortes eine wichtige Rolle ebenso wie die Nutzung des Obstes. Alle Obstarten brauchen einen lockeren, gut durchlüfteten, tiefgründigen, nicht verdichteten oder staunassen Boden. Kirschen vertragen auch mageren, kalkigen Boden, Zwetschgen kommen auch in feuchten Böden zurecht. Senken, in denen der Frost einfällt, sollten gemieden werden. Hanglagen, auf denen der Frost abgleiten kann, sind geeignet. Wärmeliebende Obstarten wie Birne und Pfirsich wachsen sehr gut auf sonnenbeschienenen Hängen. Andererseits verringert sich auf Nordhängen wegen der späteren Blüte für alle Obstarten die Gefahr von Blütenfrösten. Insbesondere die Auswahl der Obstarten und sorten hängt von der späteren Nutzung ab. Für den Eigenbedarf reichen aufgrund der zeitlich begrenzten Genussreife ein bis zwei Kirschbäume ebenso wie ein bis zwei Zwetschgenbäume, am besten eine frühe und eine späte Sorte. Das gleiche gilt für Birnen. Äpfel dagegen sind am problemlosesten zu lagern und bei geeigneter Sortenwahl ist eine Versorgung über das ganze Jahr sicher zu stellen. Übermengen an Äpfeln sind problemloser als bei anderen Obstarten, an Mostereien abzugeben oder gegen Saft zu tauschen.
Pflanzung von Obstbäumen
Die Pflanzung beginnt schon mit dem Transport der Obstbäume von der Baumschule zum Ort der Pflanzung. Das empfindliche Wachstumsgewebe der Bäume sitzt unmittelbar unter der Rinde. Beim Transport auf Anhängern sollten die Stämme nicht auf harten Kanten aufliegen, wo sie sich durchscheuern können, sondern auf gepolsterten Unterlagen. Die Wurzeln müssen abgedeckt und vor dem Austrocknen durch Wind oder Sonne geschützt werden, da sonst vermindertes Wachstum oder sogar völliger Ausfall drohen. Werden die Bäume nicht sofort gepflanzt, müssen sie zwischenzeitlich mit den Wurzeln in Erde eingeschlagen werden.
Bei sehr gutem Boden muss das Pflanzloch nicht viel größer sein als die Wurzel Platz braucht. Bei schlechtem Boden muss etwas tiefer und breiter gelockert werden. Ist ein Schutz gegen Wühlmäuse vorgesehen, ist ein Pflanzloch von etwa 60 cm im Durchmesser und etwa 40 cm Tiefe notwendig.
Der Pfahl wird auf der dem Wind zugewandten Seite so tief eingeschlagen, dass er beim gepflanzten Baum bis eine Handbreit unter der Kronenverzweigung reicht. Der Baum wird im Abstand von etwa 20 cm zum Pfahl gesetzt. |
Es ist besonders darauf zu achten, dass auch nach dem Setzen des Aushubs die Veredlungsstelle sich mindestens 10 cm über dem Boden befindet. |
Die richtige Anbindung der Obstbäume ist sehr wichtig. Oft sind Bäume mit Kokosstricken, die den Stamm fest umschließen, angebunden. Damit der Baum nicht am Pfahl scheuert, wird der Strick oft mehrmals um die eigene Achse gedreht, damit er Distanz hält. An der Anbindungsstelle kommt es aber durch den eng anliegenden Strick zu Scheuerstellen und nach Regenfällen zu schlecht abtrocknenden Feuchtigkeitsnestern, die in der Folge bei Apfel- und Birnbäumen leicht zu Pilzinfektionen (Obstbaumkrebs!) führen. Wenn bei Kokosstricken nicht mindestens jährlich, besser halbjährlich, die Anbindung kontrolliert wird, schnürt der Strick den Stamm oft schon nach einigen Jahren ein.
Ein einfacher Trick verhindert diese Schäden schon bei der Pflanzung: Der Baum wird mit der Krone schräg vom Pfahl weg gepflanzt. Wenn die Wurzel mit lockerer Erde überdeckt wird, sollte der Baum mehrfach kurz gerüttelt werden, damit die krümelige Erde sich zwischen den Wurzeln verteilt und die Verwurzelung in der Erde inniger wird. Ist der Baum so gepflanzt, zieht man den Stamm, ohne ihn zu umwickeln, mit einem elastischen Band (Plastikschlauchband aus dem Gartenbedarf für Baumschulen oder ein alter Fahrradschlauch) vorsichtig zum Pfahl hin und befestigt das Band mit einer Krampe. Durch seine Eigenspannung schlägt jetzt der Baum nicht an den Pfahl. Damit dieser Effekt länger anhält, kann der Baum nach der Pflanzung noch leicht schräg vom Pfahl weg angebunden werden und in den folgenden Jahren jeweils ein kleines Stück mehr zum Pfahl hin gespannt werden. |
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Ein Schutz gegen Wildverbiss ist unbedingt anzubringen. Dieser sollte aber so beschaffen sein, dass ausreichend Luft und Licht an den Stamm kommen und dieser jederzeit für Pflegearbeiten zugänglich ist. Die häufig verwendeten flexiblen Plastikspiralen (billig und einfach anzubringen), begünstigen durch mangelnde Durchlüftung (feuchtes Klima am Stamm) und Belichtung das Auftreten von Obstbaumkrebs. Bei mangelnder Kontrolle können sie in den Stamm einwachsen. Nicht weniger problematisch sind Hartplastikröhren, die ebenfalls die Licht- und Wärmeverhältnisse am Stamm ändern und diese verweichlichen". Verzinkte Drahthosen (1 1,2 m hoch, Maschenweite 20 25 mm) sind ideal. Damit diese bei Pflegearbeiten bewegt werden können, sollten sie mit nur einem Nagel am Pfahl (oder mit Erdnägeln im Boden) befestigt werden.
Auf einer Obstwiese mit Weidevieh sind umfangreiche Schutzvorkehrungen nötig, denn für Weidevieh ist die Rinde junger Obstbäume ein Leckerbissen, für den die Tiere schon mal mit den Hufen auf die Umzäunung steigen oder - mit viel Geduld - morsch gewordene Pfähle und ganze Drahtverhaue beiseite drücken. An den Schutzvorrichtungen sollte nicht gespart werden. Außerdem muss der Schutz so beschaffen sein, dass der Stamm des Baumes jederzeit für Pflegemaßnahmen zugänglich bleibt. Geräumige Dreibock- oder Rechteckverhaue (Seitenlänge 2 m) mit Querlattung, an dem ein relativ grober Maschen- oder Forstdraht angebracht wird, sind sinnvoll. Eine Seite sollte für Pflegemaßnahmen zu öffnen sein. Auch ältere Bäume brauchen den Schutz vor Weidevieh. Hier reicht aber oft ein Umwickeln der Stämme mit Maschendraht, der allerdings jährlich kontrolliert werden sollte, um ein Einwachsen in die Rinde zu vermeiden.
Die korrekte Durchführung des Pflanzschnitts ist für die spätere Kronenform des jungen Baums von entscheidender Bedeutung. Von den vorhandenen Trieben des jungen Baumes werden ein Mitteltrieb (Stammverlängerung) und 3 4 gut verteilte Seitentriebe (Leitäste) ausgewählt, die um etwa 1/3 bis 2/3 ihrer Länge eingekürzt werden. Diese 4 - 5 Gerüstäste bilden später das Kronengerüst des Obstbaumes. Die Leitäste sollten in einem Winkel von etwa 45° zur Stammverlängerung stehen, was ggf. durch Abspreizen mittels kleiner Spreizhölzer oder Hochbinden mit Bindfaden (besser sind Bindeweiden, weil sie nicht in die Rinde einschneiden) erreicht wird. Extrem steilstehende und mit der Stammverlängerung konkurrierende Seitentriebe werden, wenn es Alternativen gibt, nicht als Leitäste verwendet. |
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Sog. Schlitzäste (meist sehr steil stehende Seitentriebe), welche u.U. erst Jahre später unter Zugspannung ausbrechen, werden sofort am Ansatz entfernt. Weitere Seitenäste neben den 3 4 ausgewählten Leitästen werden entfernt oder auf max. 2 Augen (Knospen) gekürzt oder, wenn der Baum starkwüchsig und gut entwickelt ist, als vorzeitiger Fruchttrieb waagerecht gebunden. |
Ein Rückschnitt der Wurzeln (aus den glatten Schnitten treiben wieder neue Seitenwurzeln) bei der Pflanzung ist oft nicht mehr nötig, da dieser schon beim Roden in der Baumschule erfolgt. Die Wurzeln sollten aber vor der Pflanzung kontrolliert und evtl. verletzte Stellen erneut weggeschnitten werden.
Grundsätzlich kann die Pflanzung den gesamten Winter über erfolgen, wenn der Boden nicht gefroren ist. Die Herbstpflanzung ist vorzuziehen, da die Bäume den Winter über anwurzeln und dadurch im Frühjahr schneller und besser austreiben. Bei der Frühjahrspflanzung muss in Trockenperioden öfters gewässert werden.
Schnitt der Hochstämme
Obstbäume sind Kulturpflanzen und keine Wildpflanzen. Werden sie nicht geschnitten, wachsen sie in alle Richtungen, entwickeln eine dichte Krone, tragen nur kleine Früchte und altern schnell.
Junge Hochstämme unserer Obstarten sollten in den ersten Jahren nach der Pflanzung einem straffen jährlichen Schnitt unterworfen werden, damit ihre Wüchsigkeit gefördert wird, sie nicht vorzeitig vergreisen" und ihr Wachstum kümmert.
Fruchtertrag steht in den ersten Jahren nicht im Vordergrund, sondern der zügige Aufbau des Kronengerüstes, das bei Hochstämmen auf starkwüchsiger Unterlage je nach Obstart und Obstsorte einen Durchmesser von 6 10 m erreichen kann (in der vorseitigen Abb. b). Die Ertragsphase bei diesen Obstgehölzen beginnt in der Regel erst ab dem 7. 12. Standjahr.
Um einen vorzeitigen Fruchtansatz zu erreichen, können wie im Erwerbsobstbau Äste waagerecht gebunden werden (in der obigen Abb. a). Werden diese Tricks und Kniffe aber zu früh angewendet, kann das u.U. dazu führen, dass die jungen Obstbäume im Wachstum ausgebremst werden. Diese Maßnahmen sollten erst dann eingesetzt werden, wenn der Baum Fuß gefasst hat und einen kräftigen jährlichen Triebzuwachs von wenigstens 40 50 cm pro Jahr zeigt, der zum zügigen Aufbau eines Kronengerüstes nötig ist.
(c) Obst- und Gartenbauverlag München
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Als Kronenform für die Streuobstwiesen hat sich die sog. Pyramidenkrone bewährt. Diese besteht aus der Stammverlängerung und den 3 4 gut verteilten Leitästen, an denen wiederum Seitenäste und Fruchtholz angeordnet sind. Das besondere Augenmerk bei der Erziehung zur Pyramidenkrone gilt diesen Leit- und Gerüstästen, die über die gesamte Lebenszeit des Baumes erhalten bleiben. |
Die Leitäste werden zur Förderung ihres Wachstums und ihrer Verzweigungen wie auch die Stammverlängerung jährlich zurückgeschnitten (Faustregel: etwa 1/3 bis 2/3; bei starktriebigen Obstsorten eher etwas weniger, bei schwachtriebigen eher etwas mehr, bei ausgebliebenen Neutrieb sogar bis ins zweijährige Holz!) Der Rückschnitt erfolgt jeweils auf außenstehende Knospen (Augen").
Zur Erzielung eines gleichmäßigen Kronenaufbaus werden die Leitäste untereinander alle etwa in gleicher Höhe eingekürzt (Saftwaage"), die Stammverlängerung knapp darüber (Faustregel: eine Scherenlänge"). |
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Der Baum wird erwachsen".
Hat der junge Obstbaum seinen anvisierten Kronendurchmesser erreicht und füllt seinen vorgesehenen Standraum aus, endet der Erziehungsschnitt. Damit endet der Schnitt der Leitast- und Stammverlängerung (sowie der Seitenäste erster Ordnung) auf Knospen!
Künftig wird der Baum nur noch ausgelichtet! Triebe, die zu dicht stehen, von den Seitentrieben oberseits in das Innere der Krone zurückwachsen oder stark nach unten hängen, werden an der Basis entfernt oder auf günstig stehende Nebentriebe abgeleitet.
Mi diesem Überwachungs- bzw. Instandhaltungsschnitt wird einerseits die gut belüftete und beerntbare Pyramidenkrone in Form gehalten, andererseits sorgt der maßvolle Schnitt für einen regelmäßigen Neuaustrieb und somit für eine laufende Holzverjüngung.
Es ist darauf zu achten, dass der Obstbaum in der generativen (fruchttragenden) Phase im Gleichgewicht zwischen Neutrieb-(Holz)bildung und Fruchtbildung bleibt. Als Faustregel kann man dann von einem gesunden Gleichgewicht sprechen, wenn der durchschnittliche Jahrestrieb bei etwa 20 30 cm Länge liegt. Ist der Neutrieb erheblich schwächer (deutlich unter 20 cm), droht der Baum zu vergreisen. Er sollte kräftiger ausgelichtet werden.
Ist der Neutrieb dagegen erheblich stärker zahlreiche Wasserschosse" mit Längen von 50 cm bis über 1 m und mehr sollte zurückhaltender geschnitten und ggf. fruchtfördernde Maßnahmen (Waagerechtbinden von Trieben, Sommer- statt Winterschnitt u.ä.) ergriffen werden.
Verjüngungsschnitt
Obstbäume, die längere Zeit nicht mehr geschnitten worden sind (das ist heute das Schicksal der meisten Bäume in Obstwiesen), neigen zur vorzeitigen Alterung (Vergreisung") des Holzes, was meint, dass die Neutriebbildung dieser Bäume unzureichend ist.
Gute Erträge in dieser Phase täuschen leicht darüber hinweg, dass die Früchte Jahr für Jahr immer etwas kleiner werden und gute Früchte vor allem oder nur noch in den oberen kaum zu pflückenden Bereichen des Obstbaumes zu finden sind. In dichten und durch Etagenwuchs überbauten Kronen nehmen außerdem Holz- und Blattkrank-hei-ten zu.
Ist die Vergreisung noch nicht zu weit fortgeschritten, kann die Neutriebbildung durch einen kräftigen Verjüngungsschnitt wieder angeregt werden.
Ziel des Verjüngungsschnittes ist die Wiederherstellung einer auch in den unteren, überbauten Kronenbereichen gut belichteten und durchlüfteten Krone mit einer ausgewogenen Entfaltung von Leitästen und Stammverlängerung.
Hierfür werden gezielt einzelne auch größere Äste im oberen Kronenbereich entfernt, welche die ursprünglich gewählten Leitäste überbauen" und verschatten. Selbst einzelne Leitäste oder die Stammverlängerung können ggf. im Interesse einer ausgewogenen Kronenentwicklung zurückgesetzt werden.
Altes, herabhängendes Fruchtholz wird beim Verjüngungsschnitt (Fruchtholzschnitt) entfernt. Größere Einschnitte durch den Verjüngungsschnitt sollten, wenn nötig auf zwei oder mehrere Jahre (Faustregel: max. 30% pro Jahr), verteilt werden.
Das Lebensalter von Obstbäumen kann durch einen regelmäßigen Verjüngungsschnitt deutlich verlängert werden.
(nach Hans-Joachim Bannier, Pomologen-Verein e.V., verändert und ergänzt)
Verwendete Literatur und Abbildungen aus:
BANNIER, H.-J. (2000): Empfehlenswerte Streuobstsorten für Ostwestfalen-Lippe. - Bünde (Druckerei Mail).
Wiedergabe an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autors. Vervielfältigung und Verwendung nur mit Genehmigung des Autors bzw. des Pomologenverein e.V.
RIESS, H. W. (1998): Obstbaumschnitt in Bildern. 16.Aufl. - München (Obst- und Gartenbauverlag).
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Obst- und Gartenbauverlags. Alle Rechte vorbehalten.
→Pomologenverein e.V. |
→Obst- und Gartenbauverlag des Bayerischen Landesverbandes für Gartenbau und Landespflege e.V. |
Der Freundeskreis ist nicht für die Inhalte fremder Seiten verantwortlich, die über einen Link erreicht werden. zuletzt bearbeitet am 27.II.2004