22.Okt.2009

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Von Fleiß, Freude an der Arbeit mit Hacke und Co. – und gärtnerischen Grundtugenden

Karl Josef Strank

Gärten gibt es in unendlicher Vielfalt. Immer sind sie ihren Besitzern von Nutzen. Welchen Bedürfnissen sie dabei entgegen kommen ist sehr unterschiedlich. Manchen sind sie Rückzugsort und private Idylle, anderen der repräsentative Ort für Gartenpartys oder gar Empfänge in angenehmen „grünen Räumen“ als Erweiterung des eigentlichen Hauses. Doch der handfeste Nutzen des Gartens für die Kultur von Obst, Gemüse, Gewürz-, Heilkräuter und Blumen, die den Alltag verschönern, ist in der bäuerlich-ländlichen Tradition wachgehalten worden, in den Bauerngärten der guten alten Zeit, die heute oftmals nur noch in Freilichtmuseen zu bewundern sind.

Intensive Pflege

In unserer Zeit ist viel vom „ökologischen“ Garten die Rede. Manche Zeitgenossen verstehen darunter Gärten, in denen alles wachsen und gedeihen kann, ohne dass ein Mensch eingreift. Auf diese Weise entsteht aber oft Wildnis, die man kaum Garten nennen kann und starke Zweifel am Arbeitseifer der Gärtnerin oder des Gärtners aufkommen lässt. Gerade aber ökologische Gärten müssen mit Sinn und Verstand intensiv gepflegt werden.

Daher sind neben Fleiß und Freude an der Arbeit mit Hacke, Pflanzholz und Gartenschere noch andere gärtnerische Grundtugenden gefragt, wenn ein ökologischer Garten gelingen soll. Denn am Anfang steht mehr oder weniger radikal das Umdenken. Mit der Natur und in ihrem Sinne zu gärtnern, erfordert eine gehörige Portion Stehvermögen, Mut und Konsequenz, denn Wunder gelingen nicht von heute auf morgen und es gibt viele Menschen, die solche Art zu gärtnern argwöhnisch beobachten und kommentieren. Absolut notwendig ist der Verzicht auf Kunstdünger und jegliche Art von Pestiziden (künstlich hergestellte „Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmitteln“). Wesentliche Punkte eines ökologischen Gartenprogramms sind: Bodenpflege, Kompostierung, organische Düngung, Mischkultur und die Einbeziehung und gezielte Förderung aller nützlichen Helfer aus den Reichen von Mikroorganismen, Pilzen, Pflanzen und Tieren. Das erfordert viel aufmerksame Beobachtung und Wissen über die natürlichen Zusammenhänge des Zusammenlebens aller Lebewesen im Garten. Eine gehörige Portion Geduld ist gefragt, wenn zum Beispiel Blattläuse die Bohnen überfallen und es in den Fingern juckt, zur Giftspritze zu greifen. ÖkogärtnerInnen müssen sich konsequent von einigen liebgewonnenen Vorstellungen verabschieden. Die fast heilige Handlung des herbstlichen Umgrabens, um den Garten mit blanken Beeten dem Winter und der Frostgare bis zum Frühjahr zu übergeben, entfällt.

Die Winterdecke

Die winterliche Bedeckung des Bodens mit einer Gründüngung oder Wintereinsaat, einer Flächen-kompostierung aus Ernterückständen, Laub oder Bedeckung aus andersartigem Mulchmaterial ist wesentlich, denn sie ernährt und erhält auch im Winter die Bodenlebewesen, macht den Boden locker und fruchtbar. Im nächsten Frühjahr muss dann der Boden nur mit einer Grabegabel oder dem Sauzahn gelockert werden und fertig ist er für die neue Aussaat. Diese Art der Bodenbehandlung erspart nicht nur viel Mühe und anstrengende Plackerei, sondern ist das substanzielle Kernstück des ökologischen Gärtnerns.

Diese und weitere Methoden des ökologischen Gärtnerns zu vermitteln ist das Ziel des Öko-Garten-Audits. Was ist damit gemeint? Audits sind in der freien Wirtschaft wirksame innerbetriebliche Steuerungselemente zum Erreichen selbstgewählter Qualitätsziele. Diese bewährte Methodik zur systematischen Verbesserung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen überträgt man mit dem Öko-Garten-Audit auf Klein- und Hausgärten, um nachhaltige und ökologisch verträgliche, gärtnerische Praktiken zu fördern. Mit Hilfe des Öko-Garten-Audits kann jede(r) GärtnerIn eigenverantwortlich Umweltschutz im eigenen Garten verwirklichen und damit einen kleinen aber wesentlichen Beitrag leisten, sich der globalen Forderung für die Erhaltung unserer Erde zu stellen.

Hierzu organisiert der Freundeskreis Botanischer Garten Aachen zusammen mit engagierten Freiwilligen übers Jahr verteilt ein Angebot von praktischen Demonstrationen, Aktionen, Vorträgen, Seminaren und Exkursionen zu den verschiedenen Themen des ökologischen Gärtnerns. Diese sind in einer Loseblatt-Sammlung zusammengefasst und werden jedem zur Verfügung gestellt, der sich am Öko-Garten-Audit beteiligen möchte. Einmal im Jahr werden dann auf freiwilliger Basis die Gärten der teilnehmenden Ökogärtnerinnen und –gärtner auditiert, d.h. anhand einer umfangreichen Kriterienliste überprüft. So wird dokumentiert, welche Verbesserungen in der ökologischen Gartenpraxis für jeden noch möglich sind. In konsequenter Durchführung des Öko-Garten-Audits plant der Freundeskreis Botanischer Garten Aachen zusammen mit freiwilligen Helfern und Unterstützern die Einrichtung eines ökologischen Mustergartens im Gelände des Vereins an Gut Melaten.

Am 31. Oktober 2009, dem zweiten Aachener Freiwilligentag, beteiligen sich der Freundeskreis und einige ÖkogärtnerInnen mit dem Öko-Garten-Audit an diesem Aktionstag.

Am Nachmittag um 14.00 Uhr findet mit SchülerInnen der Grundschule Hanbruch im Schulgarten der Kleingartenanlage „Hanbruch“ die Aktion „Zimmer frei für Meise und Co.“ statt. Hier werden unter fachkundiger Anleitung mit den Kindern Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse, Insekten und andere nützliche Helfer im Garten angefertigt, die dann im Schulgarten aufgestellt werden bzw. teilweise auch von den Kindern mit nach Hause genommen werden können. Durch die Verwendung von Alltags- und Recyclingmaterialien z.B. von leeren Getränkekartons und Obstkisten können diese von den Kindern auch leicht nachgebaut werden. Vielleicht entwickelt sich aus den spannenden Naturbeobachtungen an den selbst gebauten Nistkästen ja später eine Begeisterung für den eigenen Ökogarten …

Ziele, Sinn und Zweck sowie die Inhalte des Öko-Garten-Audits präsentieren der Freundeskreis Botanischer Garten zusammen mit einigen der engagierten Ökogärtnerinnen und Ökogärtner am 05. Dezember 2009 um 10.00 Uhr in einem Lichtbilder-Vortrag mit anschließender Diskussion im Vereinsheim der Kleingartenanlage „Am Hangeweiher“. Der Vortrag ist für jeden offen.


 

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zuletzt bearbeitet am 8.VIII.2010