24.Nov.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Rotbuche – einstmals die Herrscherin über die Wälder in der Eifel

Ruth Gestrich-Schmitz

Erinnern Sie sich noch daran, als im Frühjahr draußen alles unter einer gelben Pollendecke lag? Bei einem Ausflug zur Sommerrodelbahn in Monschau-Rohren blickte ich auf den mit Buchen bewachsenen Hang auf der gegenüberliegenden Seite der Rur: Man hatte den Eindruck, Rauchschwaden stiegen zwischen den Bäumen hoch, wenn Windböen die Pollen der Buchenblüten durch die Luft wirbelten. Ein interessantes Schauspiel für Naturliebhaber, ein Graus für Allergiker.

Im Herbst hingen nun die Buchen so voll mit braunen Bucheckern, dass kaum noch das Grün der Blätter zu sehen war. Im Nationalpark Eifel wurden deshalb große Netze auf dem Waldboden ausgelegt, um die wertvollen Eckern aufzufangen, die dann in Baumschulen herangezogen und als zwei- oder dreijährige Bäumchen in den Nationalpark gepflanzt werden, um den Buchenbestand zu vergrößern.

Vor 2000 Jahren war die heimische Buche die Herrscherin über die Wälder in der Eifel. Doch durch Rodungen für Viehhaltung und Landwirtschaft und durch Abholzung für Köhlerei und Eisenerz-Verhüttung gingen die Waldflächen auf ein Minimum zurück. Im 19. Jahrhundert forsteten die Preußen zwar wieder auf, jedoch mit dem „Preußenbaum“, die Fichte.

Ziel ist es nun, die natürliche Vorherrschaft der Buche wieder auszubauen, denn sie hat gegenüber anderen Laubbäumen den Vorteil, dass sie sich auch unter einem dichten schattigen Kronendach entwickeln kann. Für den, der mehr über den Buchenwald im Nationalpark erfahren möchte, empfiehlt sich die Ausstellung „Waldgeheimnisse“ im Nationalpark-Tor Heimbach.

Die Buche (Fagus sylvatica), auch Rotbuche wegen der leicht rötlichen Färbung des Holzes genannt, gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae) und ist der in Deutschland am häufigsten vorkommende Laubbaum. Sie bevorzugt für ein optimales Wachstum unser gemäßigtes Klima und feuchte Böden, kann bis zu 300 Jahre alt und bis zu 45 m hoch werden. Ihre silbergraue Rinde ist dünn und glatt. Die Blätter sind eiförmig, nach dem Austrieb dicht seidig behaart. Im April/Mai erscheinen kätzchenähnliche hängende männliche und aufrecht stehende weibliche Blütenstände, aus denen sich dreikantige Früchte entwickeln.

Die ölhaltigen Bucheckern, aus der Schale gelöst, schmecken angenehm nussig. Auf Grund des Gehalts an Saponinen und Oxalsäure können beim Genuss größerer Mengen bei empfindlichen Menschen Magen-und Darmbeschwerden auftreten. Geröstet können die Bucheckern zu Brot oder Gebäck verarbeitet werden. Früher wurden zu Allerheiligen unter Zugabe von Bucheckern Seelenbrote, sogenannte „Bücheln“, gebacken, als Speise für die Verstorbenen.

In der Medizin findet durch trockene Destillation (Erhitzen unter Luftabschluss) aus Buchenholz gewonnener Buchenteer („Fagus Pix“ mit den Wirkstoffen Guajacol und Cresolen) Anwendung als Salbe bei Hautleiden sowie gegen Gicht und Rheuma. Hustensaft aus Buchenteer wirkt als Sekretlöser bei Erkrankungen der Atemwege.

Die Rotbuche und die Hainbuche (der Name ist irreführend, denn sie gehört zu den Birkengewächsen) werden gerne als Heckenpflanzen eingesetzt. Dass Rotbuchenhecken ihr braunes, trockenes Blätterkleid meist erst im Frühjahr beim Austreiben der neuen Knospen verlieren, haben sich die Menschen in der rauen und kalten Nordeifel seit Jahrhunderten zu Nutze gemacht, um sich, ihr Vieh und ihre Äcker vor Wind und Wetter zu schützen. Flurhecken als „lebende“ Zäune kennzeichnen die Grundstücksgrenze, schützen vor Abtragung des fruchtbaren Bodens, geben dem Weidevieh Deckung und bieten Tieren Nahrung, Schutz, Überwinterungs- und Nistplätze, was besonders Vögel wie Goldammer und Neuntöter ganzjährig nutzen. In kleinen Abständen ließ man früher in der Flurhecke einzelne Buchen hochwachsen, sogenannte „Durchwachser“, die zur Versorgung der Haushalte mit Brennholz zum Kochen und Heizen dienten. Hausschutzhecken gewähren zudem Sicht- und Lärmschutz.

Besonders im „Monschauer Heckenland“ findet man ein ausgeprägtes Netz von langgezogenen Flurhecken und beeindruckenden bis zu 8 m hohen Haushecken innerhalb der Ortschaften, die mit viel Aufwand gepflegt werden. So kann man in Monschau-Höfen auf dem „Heckenweg“ barrierefrei die Schönheit der Heckenlandschaft erkunden.

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zuletzt bearbeitet am 18.XII.2011