19.Juli 2012

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Buddleja, der Flieder, der aus China kommt. Blüte bis in den Herbst.

Thomas Eßing

Der Sommerflieder, auch bekannt als Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii), blüht jetzt. Einigen mag er als heimischer Wildstrauch erscheinen, da er sich ohne menschliches Zutun an Bahndämmen, Industriebrachen oder am Rand wenig gepflegter Pflasterflächen selbst ausbreitet. Er besetzt also ähnliche Standorte wie unser heimischer Holunder. Beide Straucharten haben eine hohe Resistenz gegenüber chemischen Belastungen des Bodens, und besetzen solche vom Menschen geschaffenen Bereiche sehr erfolgreich.

Auf Schutt

Der Sommerflieder stammt aber im Gegensatz zum heimischen Holunder aus China, und hat seine rasante Ausbreitung bei uns erst im Zuge der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges vollzogen. Von Pflanzenliebhabern als Zierpflanze Anfang des 20. Jahrhunderts ins Land gebracht, konnte er sich auf den Schuttbergen der zerstörten Städte ausbreiten. Dabei kam ihm zugute, dass seine Keimlinge bereits im zweiten Lebensjahr zu kleinen, blühenden Sträuchern heranwachsen und damit selbst schon wieder zur weiteren Verbreitung der Art beitragen. Mit der Beseitigung der Kriegsschäden ging auch der Sommerflieder in der Folgezeit erheblich zurück. Denn ganz wichtig für seine Keimung ist ein pflanzenfreier Boden. Deshalb findet man ihn heute vermehrt an vom Menschen künstlich offengehaltenen (ruderalen) Standorten, wie nur sporadisch gepflegten Bereichen der Bahntrassen. Hier hat er sich wegen seiner schnellen Regenerationsfähigkeit einen stabilen Lebensraum gesichert.

Im Umfeld blühender Buddleja trifft man bei schönem Wetter fast immer auf bunte Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Fuchs oder Admiral. Der süße Nektar der Blüten zieht sie magisch an. Zur Verbreitung der Schmetterlinge selbst trägt Buddleja aber weniger bei, da er den Raupen nicht als Futterpflanze dient. Vielmehr legen die verschiedenen Schmetterlingsarten ihre Eier auf jeweils verschiedenartige Pflanzen, die dann während der Raupenphase als Nahrung dienen. Durch den sommerlichen Blütezeitpunkt, der sich durch viele Nachblüten bis in den frühen Herbst hinein fortsetzt, übernimmt der Flieder aber als Nahrungspflanze für etliche Insekten eine wichtige Rolle. Denn viele unserer Gärten sind im Sommer erheblich blütenärmer als im Frühling, was für bestimmte Insekten zum Problem werden kann. Da kommt der zwei bis drei Meter hoch werdende, üppig blühende Flieder als Nahrungsquelle gerade zur rechten Zeit.

Schöne Farbauswahl

Wer sich den Sommerflieder in den eigenen Garten oder auf den Balkon holen will, hat verschiedene Farben zur Auswahl. Zu empfehlen sind die Sorten „Peace“ (weiß), „Royal Red“ (purpurrot) und „Empire Blue“ (blau). Somit haben wir die Möglichkeit, Buddleja farblich abgestimmt als Hintergrundpflanzung für eine Vielzahl von Stauden zu nutzen. Hierbei spielt die Bodenqualität wegen der großen Toleranzbreite keine wirkliche Rolle. Die Pflanzen sollten allerdings etwas geschützt stehen, da sie in kalten Wintern auch erfrieren können. Beim Rückschnitt sollte man im Herbst nicht bis wesentlich unter die verblühten Rispen gehen. Einen starken Rückschnitt, der auch bis kurz über den Boden möglich ist, sollte man erst im Frühjahr nach den letzten Frösten durchführen.

Wer eine schöne Buddleja in seinem Garten hat und sie vermehren will, sollte diese nicht durch Aussaat tun. Er würde durch die Kreuzung von Merkmalen meist eine andere Blütenfarbe erhalten. Es empfiehlt sich, spätestens jetzt im Juli mehrere blütenfreie Triebspitzen mit jeweils drei Blättern in einen Topf mit Blumenerde zu stecken.

Der untere Teil der Triebe sollte zur besseren Bewurzelung seitlich angeschnitten werden. Der Topf muss dann mit einer weißen Plastiktüte gegen zu große Verdunstung abgedeckt werden. Den regelmäßig feucht gehaltenen Topf stellt man am besten an einen hellen Platz in den Halbschatten des Gartens. Nach etwa sechs bis acht Wochen sollten einige der Stecklinge bewurzelt sein. Diese pflanzt man in kleine Töpfe um, damit sie im Winter zum Schutz vor Kälte vorrübergehend in einen frostfreien Raum gestellt werden können. Im April des Folgejahres können die Pflanzen dann im Freiland ausgepflanzt werden.


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zuletzt bearbeitet am 6.VIII.2012