20.März 2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Giersch und Gänseblümchen: Wildkräuter-Frühlingskur für Genießer

Ulrike Zahnow

Nach der dunklen und vitaminarmen Zeit des Winters haben die Menschen seit jeher das erste zarte Grün herbeigesehnt. Als es in unseren Breiten noch keine Südfrüchte zu kaufen gab, war man auf die ersten grünen Sprösslinge von den Wiesen und aus dem Garten angewiesen, um endlich wieder an Vitamin C zu kommen. So galt das Scharbockskraut, das oft sehr früh in großen Massen in lichten Wäldern auftritt, als willkommene Kost zur Verhinderung von Skorbut. Daher stammt auch der Name: „Scharbock“ ist eine alte Bezeichnung für Skorbut. Es sollte allerdings nur bis zum Erscheinen der leuchtend gelben Blüten gegessen werden, danach sind die Blätter leicht giftig.

Aber die Wildkräuter können noch mehr – sie helfen uns, die Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben, indem sie den Stoffwechsel auf Schwung bringen und Giftstoffe aus dem Körper befördern.

Auch die Tiere fressen instinktiv nach dem Winterschlaf Pflanzen, die sie anregen und kräftigen. Der Bärlauch trägt seinen Namen der Legende nach deswegen, weil die Bären im zeitigen Frühjahr aus ihren Höhlen krochen und als erstes im Wald Bärlauch suchten und fraßen. Dieser half ihnen, ihre „Bärenkräfte“ wieder zu erlangen.

Gerade im Frühling wachsen viele Pflanzen, die für eine entschlackende und kräftigende Kur die beste Unterstützung sind und uns von den letzten hartnäckigen Winterkrankheiten befreien. Viele dieser heimischen Heilpflanzen werden immer noch als Unkraut verkannt. Doch statt auf den Kompost sollten sie in Küche und Kochtopf wandern – in Kräuterbutter oder Quark, im Salat, als Gemüse, Tee oder in der Suppe. So können wir uns doppelt fit halten, wenn wir auf ausgedehnten Frühlingsspaziergängen durch Wald und Feld die Wildkräuter sammeln, die die Natur uns gerade zu bieten hat oder aber unser Garten-„Unkraut“ im Zaum halten, indem wir es aufessen. Kräuterhexen sagen, dass die wirksamsten Heilpflanzen in unserer direkten Umgebung wachsen.

Die meisten Wildkräuter schmecken intensiver als Kulturpflanzen. Am Anfang empfiehlt es sich daher, dem Blattsalat oder Gemüse wenige Blätter beizumischen und verschiedene Kombinationen auszuprobieren. Wenn man auf den Geschmack gekommen ist, kann man sie dann in Reinkultur genießen.

Brennnessel findet man überall. Am besten pflückt man sie an Stellen, die nicht von Hunden aufgesucht werden und sich nicht in unmittelbarer Nähe von Straßen oder überdüngten Felder befinden. Dies gilt auch für das Sammeln von Wildkräutern im Allgemeinen.

Giersch steht häufig an Waldrändern und ist ein sehr ungeliebter Gast im Garten. Es riecht beim Zerreiben leicht nach Pastinake oder Sellerie. Dadurch eignet er sich vorzüglich für Suppen, Aufläufe und Quiches.

In feuchten Laubwäldern bildet der Bärlauch mit seinen nach Knoblauch riechenden Blättern grüne Teppiche. Auch die Knoblauchrauke am Heckenrand bringt diesen würzigen Geschmack in zarterer Form in einen Frühlingssalat oder eine Kräuterbutter. Die Blüten des Gänseblümchens verzieren nicht nur, sondern geben zerkleinert Quark eine nussige und blumige Note. Wer in diesen Tagen Kräuter sammelt, kann z.B. einen leckeren Wildkräuter-Pfannkuchen mit zerkleinerten Brennnesseln, Giersch, Labkraut, Knoblauchrauke und dem nach Kresse schmeckenden Schaumkraut zubereiten. Die gleichen Kräuter kann man für eine Füllung aus Crème Fraîche und klein gehackten Tomaten verwenden. Sehr lecker ist auch ein einfacher Spinat aus Brennnesseln und Giersch mit gedünsteten Zwiebeln und einem Spritzer Zitrone.

Wildkräutersalate kann man fantasievoll mit allen Pflanzen gestalten, die man findet und sicher bestimmen kann, wie z.B. Brennnessel, Taubnessel, Giersch, Löwenzahn, Spitzwegerich, Vogelmiere, gewöhnlicher Frauenmantel, Gänsefingerkraut, Schafgarbe oder Hirtentäschelkraut. Zum Würzen eignen sich Sauerampfer, Knoblauchrauke, Schaumkraut oder Gundermann. Mit den Blüten von Gänseblümchen, Gundermann, Löwenzahn, Märzveilchen und Wiesenklee lässt sich der Salat attraktiv verzieren. Für einen klassischen Frühlingstee zum Entschlacken und Entgiften mischt man zu gleichen Teilen Brennnessel, Löwenzahnblätter und -wurzeln, Birkenblätter und Gänseblümchen. Zur Verschönerung des Tees eigenen sich Veilchenblüten. Von diesem Tee trinkt man täglich drei Tassen. Wildkräuter sind unter anderem so gesund, weil sie im Gegensatz zu vielen gezüchteten Gemüsesorten noch Bitterstoffe enthalten. Diese regen den Stoffwechsel und die Ausscheidung von Giftstoffen besonders an.

Also lassen Sie sich inspirieren zu eigenen Kreationen der Wildkräuterküche und essen Sie sich gesund.

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zuletzt bearbeitet am 13.IV.2014