29.Okt.2015
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Knoblauch eine Pflanze, die seit mehr als 4000 Jahren die Gemüter bewegt
Astrid von Reis
Vor dem Einzug der mediterranen und orientalischen Küche auf dem deutschen Speiseplan war er in Gerichten und Speisen hierzulande lange nicht mehr geläufig. Heute ist er „in aller Munde“ bei denen, die ihn leidenschaftlich lieben. Und die, die ihn nicht mögen, denen stinkt es zuweilen doch arg. Die Rede ist von Knoblauch, der Pflanze mit dem botanischen Namen Allium sativum L. aus der Familie der Amaryllisgewächse, Unterfamilie der Lauchgewächse. Die Art gehört zu der Gattung Allium (Lauch) und ist verwandt mit der Küchenzwiebel, dem Bärlauch, dem Lauch oder Porree und dem Schnittlauch.
Als Heimat des mehrjährigen Knoblauchs gilt Zentralasien, von wo der Siegeszug der heilkräftigen Pflanze begann. Auch sind hier und im gesamten Nahen Osten sowie in Europa in den Balkanländern seine heutigen Hauptanbaugebiete. Er benötigt lockeren, sandigen Boden, viel Wärme und regenarme Sommer.
Der Knoblauch hat einen aufrechten, bis zur Hälfte beblätterten Stängel und wird 30 bis 70 Zentimeter hoch. Die Blätter sind flach, ein bis zwei Zentimeter breit und gekielt. Knoblauch hat keine dominierende Hauptzwiebel, sondern viele Nebenzwiebeln (Zehen), die sich rund um die Hauptachse anordnen. Der Blütenstand ist eine wenigblütige Scheindolde, in der viele, bis ein Zentimeter große Brutzwiebeln neben den blassrosa Blüten sitzen. Ein langes Hüllblatt schließt den Blütenstand ein, überragt diesen spornartig und fällt später ab. Die Vermehrung erfolgt nur vegetativ, da der Pollen steril ist und somit keine Samen ausgebildet werden. Der deutsche Name leitet sich wohl von dem althochdeutschen Wort „klioban“ (= spalten) ab. Das Aussehen der gespaltenen Knoblauchknollen, wie die „Klauen“ bei Tieren, hat der Pflanze ihren Namen gegeben.
Erstaunlich, dass die Pflanze nicht einen Namen wie Stinkknolle bekommen hat, denn wohl durch ihren „durchdringenden Geruch“, der nach Verzehr der Zehen über die Haut und die Atmungsorgane ausgedünstet wird, bewegt sie seit mehr als 4000 Jahren die Gemüter der Menschheit.
In Ägypten, dem Knoblauchland der Antike, galt er als heilige Pflanze. Berühmt ist, worüber Herodot berichtete, dass beim Bau der Pyramiden auf Anweisung der Priesterärzte die Arbeiter mit Knoblauch, Zwiebeln und Rettich gegen Infektionskrankheiten versorgt wurden. Hierfür mussten beim Bau der Cheopspyramide 1600 Silbertalente aufgewendet werden, eine Summe, die sich heute nur Mehrfachmillionäre leisten könnten.
In Griechenland sagte man, Knoblauch verleihe Kraft. Aber die Götter mochten ihn nicht, weil er stank. Folglich war der Besuch von Tempeln Knoblauchessern untersagt und die vornehmen Leute aßen ihn nicht mehr. In einem Spottvers sagt der römische Dichter Horaz: „Knoblauch brennt meine Glieder wie die Sonne Apuliens, wie die Löwenhaut des Herakles. Sollte dich je, oh Maecenas, der wunderliche Einfall überkommen, von dieser Pflanze zu essen, wird deine Geliebte sich weigern, dich zu küssen und vor deiner Umarmung fliehen zum entferntesten Ende der Welt!“ Ein humorvoller Franzose antwortete Horaz Hunderte Jahre später: „Horaz wenn du ihn bloß probiert hättest, wärest du bestimmt lieber mit Knoblauch als mit Lorbeerblättern gekrönt worden.’“ Nichts desto trotz, Knoblauch war früh bekannt als heilende Pflanze und seine medizinische Wirkung ist heute wissenschaftlich belegt. Die Crux ist, dass ein Teil der gesundheitsfördernden, antibakteriell und antithrombotisch wirkenden Substanzen (Abbauprodukte des schwefelhaltigen Stoffes Alliin) gleichzeitig den unangenehmen Geruch (Schwefelwasserstoff) hervorrufen.
Empfohlen sind vier Gramm Frischknoblauch pro Tag! Hier hilft nur ganz viel Petersilie oder Chlorophylltabletten. Sie eliminieren den Geruch. Das machen wir bestimmt nicht in der Nacht zum 1. November, denn in der Mythologie heißt es, dass Geister den Knoblauch meiden wie die Pest. Ein Stück Knoblauch und sie scheiden von uns und wir sind geschützt vor dem „bösen Blick“.
zuletzt bearbeitet am 24.XII.2015