19.Nov.2015
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Mit Äpfeln durch den Winter: Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
Thomas Eßing
Winteräpfel verfügen neben ihrem guten Geschmack über einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Sie stärken das Immunsystem, haben einen positiven Einfluss auf Herz, Kreislauf und Cholesterin und festigen nicht zuletzt das Zahnfleisch.
In historischer Zeit, als viele Menschen noch einen Großteil ihrer Nahrung aus ihrem eigenen Garten bezogen, waren Winteräpfel wegen ihrer langen Lagerfähigkeit ein wichtiger Vitaminspender in der dunklen Jahreszeit. Hier kamen alte Sorten wie „Coulons Renette“, die um 1850 in der Region Lüttich gefunden wurde, oder der „Altländer Pfannkuchenapfel“, der vor 1840 bereits im Alten Land bekannt war, zum Einsatz. Bereits aus dem 16. Jahrhundert stammt der kleine, purpurrote „Cousinot Blutapfel“. Er wurde wegen seines geringeren Gewichtes und seiner Farbe als sogenannter Weihnachtsapfel an den Weihnachtsbaum gehängt. Auch grüne Äpfel wurden zu diesem Zweck eingesetzt, wie der „Finkenwerder Herbstprinz“.
Wer heute Winteräpfel selbst im eigenen Garten ernten möchte, dem machen es die Baumschulen leicht. Durch die Anzucht von kleinen Bäumen und Säulen lassen sich Äpfel bei nur geringem Schnitt und Pflegeaufwand ohne Leiter ernten. Gepflückt werden sie bei trockenem Wetter im Herbst zu dem Zeitpunkt, wenn sich der Stiel durch Drehen des Apfels um 90 Grad einfach vom Ast lösen lässt. Nach der Ernte brauchen sie meist noch einige Wochen der Nachreife, bis sie ihren typischen Geschmack entwickelt haben. Der „Jonathan“ kann von Dezember bis Mai verzehrt werden, ohne an Form und Geschmack wesentlich zu verlieren.
Voraussetzung ist die fachgerechte Lagerung. Diese sollte kühl und frostfrei erfolgen, etwa in Keller oder Garage. Ideal ist eine Temperatur von zwei bis vier Grad bei 90 Prozent relativer Luftfeuchte. Auf ein maßvolles Abweichen von diesen Werten, die privat wohl kaum jemand bei sich zu Hause vorfindet, reagieren die Äpfel recht tolerant. Sie liegen in flachen Regalen dicht neben- und hintereinander auf Papier oder Pappe, ohne einander zu berühren. Bei einer wöchentlichen kurzen Blickkontrolle werden Äpfel mit beginnender Fäulnis entfernt. Es ist aber nur mit einzelnen Ausfällen zu rechnen, da Winteräpfel sehr robust sind.
Alte Liebhabersorten
Von den alten Liebhabersorten sei hier der „Kaiser Wilhelm“ genannt, der mit seinem süß-säuerlichen Aroma von November bis Februar verzehrt werden kann. Weiterhin die Sorte „Gewürzluiken“ mit saftig erfrischendem Aroma und einer Haltbarkeit bis März, sowie der „Schöner von Boskoop“, der sich gut für die Weiterverarbeitung eignet.
Für Balkon und Terrasse gibt es diverse Zwergbaumveredlungen, bei denen neben Neuzüchtungen auch allseits bekannte Sorten wie „Cox Orange“ oder „Elstar“ zu finden sind. Gerade bei der Auswahl solcher Zwerggehölze sollte man neben seinen geschmacklichen Vorlieben auch einen Blick in die Befruchtertabelle werfen, damit sich die Bäume gegenseitig befruchten können.
Wer im Herbst Äpfel im Laden, auf dem Markt oder beim Bauern kauft, um sie selbst einzulagern, sollte nach Möglichkeit Produkte aus dem Inland oder benachbarten Ausland auswählen. Bei Äpfeln aus anderen Klimazonen kann man nicht so ohne weiteres wissen, ob sie bereits einige Zeit eingelagert waren und frischer aussehen als sie sind.
Das größte Apfelanbaugebiet in Deutschland ist das „Alte Land“ bei Hamburg. Es hat eine Anbaufläche von 90 Quadratkilometern.
zuletzt bearbeitet am 24.XII.2015