4.Febr.2016

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kaffee – ein Muntermacher, der bei vielen wahre Wunder bewirken kann

Ruth Gestrich-Schmitz

Kaffee – ein Muntermacher: Jetzt in der Karnevalszeit braucht manch einer nach ausgiebigem Feiern und wenig Schlaf die eine oder andere Tasse Kaffee mehr als sonst. Das darin enthaltene Alkaloid Koffein bewirkt bei vielen wahre Wunder, denn es stimuliert das Zentrale Nervensystem, von dem aus dann verschiedene Körperfunktionen beeinflusst werden: Die Herztätigkeit wird angeregt, die Muskeltätigkeit stimuliert, Blutdruck und Körpertemperatur steigen, Blutgefäße und Bronchien werden erweitert, Verdauung und Harnausscheidung angeregt. Koffein hebt die Stimmung, erhöht die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit und beeinflusst den Schlaf. Koffein kommt in mehr als 100 Pflanzenarten vor, es schützt die Pflanzen vor Parasiten und Fressfeinden. Neben Koffein enthalten Kaffeebohnen mehr als 1000 unterschiedliche Inhaltsstoffe. Dazu gehören zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe wie Chlorogensäuren und Kaffeesäure mit antioxidativen Eigenschaften.

Die Kaffeepflanze Coffea gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) und ist in den Tropen zu Hause. Sie wächst als Strauch oder Baum, hat länglich-elliptische, ledrige, am Rand gewellte, gegenständige Blätter. Aus kleinen, fünfzipfligen, jasminartig duftenden weißen Blüten entwickeln sich kirschähnliche, rote, später violettschwarze, zweisamige Steinfrüchte. Die wichtigsten Kaffeepflanzen für den aromatischen Kaffeegenuss sind Coffea arabica (Arabica-Kaffee) und Coffea canephora (Robusta-Kaffee). Man nimmt an, dass die Region Kaffa in Äthiopien die Heimat des Kaffees ist.

Heute trinkt man Kaffee oft zwischendurch „to go“. Zu einem echten Genuss gehören jedoch Zeit und Muße: In verschiedenen Ländern wird er regelrecht zelebriert. In Äthiopien und Eritrea werden die Kaffeebohnen in einer Feuerschale geröstet, mit einem Mörser grob gemahlen und in einer traditionellen Kanne (Jabana) aufgekocht. Für einen Türkischen Mokka kocht man fein gemahlenes Kaffeepulver in einem kleinen Stieltopf (Cezve) zusammen mit Wasser und Zucker. Vietnamesischer Kaffee aus dem zentralen Hochland wird in einen speziellen Metallfilter gegeben, der auf eine Schale mit gezuckerter Kondensmilch gesetzt wird. Nach Zugabe von kochendem Wasser tropft der Kaffee langsam in die Kondensmilch. Man erhält einen nussig-schokoladig duftenden Kaffee, der im Sommer, in ein Glas mit Eiswürfen gegossen, einen wunderbaren Eiskaffee ergibt. Selbst beim Camping muss man auf guten Kaffee nicht verzichten. Mit einer achteckigen italienischen Moka-Kanne lässt sich auch auf dem Campingkocher ein aromatischer Genuss erzeugen.

Mitte des 15.Jhs. begann die Kultur des Kaffees. Von Arabien aus trat der Kaffee seinen Siegeszug an. Öffentliche Kaffeehäuser waren Orte der Unterhaltung und Kultur. Anfang des 17.Jhs. begann der Handel mit Europa. 1673 eröffnete Bremen das erste deutsche Kaffeehaus, 4 Jahre später Hamburg. Zunächst genoss die „bessere“ Gesellschaft das neue Modegetränk. Im 18.Jh. wurde Kaffee zum geschätzten Alltagsgetränk aller sozialen Schichten.

Doch nicht immer war Kaffeegenuss erlaubt. Friedrich der Große untersagte 1766 die freie Einfuhr und den freien Handel von Kaffee. Kaffee wurde als Luxusgut mit immensen Steuern belegt, um die Staatskasse zu füllen. Statt Kaffee sollten die Untertanen Zichorienkaffee trinken und Biersuppe essen und damit die heimische Brauwirtschaft unterstützen. 1781 erließ er ein privates Röstverbot. Sogar Kaffeeschnüffler wurden engagiert, um privat röstende Hausfrauen zu überführen. Infolgedessen blühte der Schmuggel mit Kaffeebohnen. 1786 wurde das Verbot aufgehoben. Auch ein Drittel des Kaffees, der an Rhein und Ruhr nach dem zweiten Weltkrieg bis 1953 getrunken wurde, kam auf Schmuggelwegen: Aus Ostbelgien und Südlimburg, denn der Kaffee in Deutschland war wegen einer hohen Sondersteuer fast dreimal so teuer wie jenseits der Grenze.

Wer mehr zum Thema Kaffee und Schmuggel erfahren möchte, dem sei die Ausstellung „Mokka Türc & Marihuana - Schmuggel an der Aachener Grenze“ noch bis zum 20.03.2016 im Neuen Stadtmuseum Centre Charlemagne in Aachen empfohlen.

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zuletzt bearbeitet am 31.I.2016