26. Okt. 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Naturnah, romantisch oder modern? Welcher Garten zu meinem Typ passt!

Angelika Greif

Wer seinen Garten neu plant oder umgestaltet, sieht sich oftmals mit einer nicht ganz einfachen Fragestellung konfrontiert: Welcher Garten passt zu meinem Typ? Die planerische Gestaltungskunst zieht hier einen ganzen Fächer von unterschiedlichen Möglichkeiten auf – die Palette reicht von naturnah über romantisch bis hin zu modern.

Doch was ist ein moderner Garten? Befragen wir hierzu digitale Informationsquellen: „Pflanzen spielen im modernen Garten eher eine Nebenrolle. Sie müssen sich entweder dem Formenspiel unterwerfen oder werden sehr akzentuiert eingesetzt, um es zu durchbrechen. Die formenklare Architektur behält dennoch eindeutig die Oberhand.“ So weit, so gut. An anderer Stelle heißt es: „Die reduzierte Pflanzenverwendung wird hierbei auch als Fortführung des Wohnraums angesehen.“

Geht man auf diesem Weg weiter, gelangt man in die Art von Vorgärten, die derzeit um sich greifen. Sie bestehen aus Splitt, Kies, wenigen Gräsern und einzelnen, immergrünen Gehölzen. Der Tenor für diesen Trend heißt Pflegeleichtigkeit –, der allerdings nicht jene hartgesottenen Pflanzen mit eingerechnet hat, deren natürlicher Lebensraum lebensfeindlich genug ist, um auch auf Splitt klarzukommen.

Doch diese Pionierpflanzen, die sich zwangsläufig nach ein paar Jahren einstellen, sind nicht erwünscht und zu entfernen. Und mit der sich nach der Artenarmut dann trotzdem stellenden Frage „Was nun?“ endet auch die Illusion des pflegeleichten Gartens.

Dass es Ideen grundsätzlicherer Art sind, die Gärten in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen zu einer wahren (Pflanzen-)Vielfalt verholfen haben, verdeutlicht schon ein Blick in das lateinische Vokabelheft: Das lateinische Wort „Cultura“ lässt sich übersetzen mit der Pflege, Bearbeitung oder Bestellung des Ackers, „Cultus“ mit Anbau und Pflege von Pflanzen oder Pflege von Kunst und Unterricht. „Gartenkultur“ ist also nicht einfach so dahergesagt…

Drei Beispiele mögen dies belegen. Im Jahr 812 n. Chr. sah Karl der Große die Notwendigkeit, seine Landgüter gemäß der klimatischen Bedingungen mit existenzsichernden Pflanzen auszustatten, ordnete mit dem „Capitulare de villis“ die Anpflanzung von 73 Nutz- und Heilpflanzen sowie 16 Obstgehölzen an und legte so eine wichtige Grundlage für die Nutz- und Heilgartenentwicklung.

Auch durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse entstehen neue Gartenideen. 1745 ließ der Botaniker Carl von Linné im Botanischen Garten von Uppsala eine sogenannte Blumenuhr anpflanzen. Er hatte festgestellt, dass sich die Blüten von Wiesenblumen zu ganz bestimmten Tageszeiten öffnen oder schließen.

Dieses Blumenbeet in Form eines Ziffernblattes bestand aus zwölf Unterteilungen, die mit den zur jeweiligen Stunde blühenden krautigen Pflanzen bepflanzt waren. Carl von Linné soll ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine Blumenuhr genügt haben, um die Uhrzeit auf fünf Minuten genau abzulesen Die Insektenwelt hingegen wird dankbar gewesen sein für eine ganztägig zur Verfügung stehende Nektar- und Pollenquelle.

In Japan wird der Zen-Garten zum Sehnsuchtsort. Seine Gestaltung ist geprägt von der Vorstellung einer idealisierten Natur und hat zum Ziel, für den Nutzer des Gartens einen Ort der Ruhe und Besinnung zu schaffen. Und so ist es die gewünschte Verbindung zu Garten und Natur, die dem Gartengestalter Prioritäten jenseits der Mode setzen lässt.

Sie mündet in Antworten auf Fragen wie: Was ist mein Garten oder was soll er sein? Ist er eher etwas Lästiges, um das ich mich kümmern muss, aber nicht will oder kann? Sehe ich ihn als Erweiterung meiner vier Wände? Oder will ich die Jahreszeiten in den Pflanzen meines Gartens wiederfinden, vom Schneeglöckchen bis zum Herbstlaub? Sehe ich es als Bereicherung an, dass mein Garten Lebensraum und Nahrung bietet, und zwar nicht nur für mich? Das alles geht, und zwar so pflegeleicht wie möglich. Und wem dann der Splitt im Vorgarten immer noch reicht, der werde damit glücklich . . .

 

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zuletzt bearbeitet am 1.I.2018