29. Okt. 2020

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Sansevieria: Die Rückkehr des „Beamtenspargels“

 Ruth Gestrich-Schmitz

Gestern noch altmodisch, heute wieder total angesagt: Die Sansevieria, auch Bogenhanf, Schwiegermutterzunge oder Beamtenspargel genannt, erlebt wie andere sogenannte Omapflanzen ein Revival. Sie schmückt nicht nur wieder unsere Wohnungen, sondern auch moderne Büros und Lobbys von Boutique-Hotels. Pflegeleicht, robust, langlebig und gleichzeitig dekorativ, diese Eigenschaften machen ihre Beliebtheit aus.

Die Sansevieria stammt aus den Tropen und Subtropen Afrikas und Südasiens und gehört heute zur Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). In Südeuropa gedeiht sie problemlos in Gärten, bei uns ist es ihr im Winter draußen zu kalt, so dass sie sich hierzulande als Zimmerpflanze etabliert hat. Der Name Sansevieria geht auf den italienischen Adligen Pietro Antonio Sanseverino zurück, in dessen Garten bei Neapel der Botaniker Vincenzo Petagna die Pflanze sah und 1787 wissenschaftlich beschrieb. Mittlerweile kennt man über sechzig Arten aus der Gattung Sansevieria, wobei die bekannteste Sansevieria trifasciata ist, von der viele Zuchtformen existieren, die sich in der Größe, dem Grünton und der Panaschierung der Blätter unterscheiden. Die immergrüne Pflanze wächst stammlos mit unterirdischen Rhizomen. Die glatten, aufrechten, linear-lanzettlichen Blätter werden dreißig bis über einhundert Zentmeter lang, drei bis acht Zentimeter breit, und sind grün mit weißgrünen Querbändern. Die angenehm und intensiv duftenden Blüten stehen in Rispen und haben eine weißlich-grüne Farbe.

Als Zimmerpflanze blüht die Sansevieria nur dann im Mai und Juni, wenn sie schon etwas älter ist und sich richtig wohlfühlt. Sie mag einen hellen und warmen Standort ohne Zugluft. Sie wächst am besten in Blumenerde, gemischt mit Sand oder Tongranulat, oder in Kakteenerde. Da sie eine Sukkulente ist, die Wasser in ihren Blättern speichert, sollte die Sansevieria sparsam, möglichst mit kalkarmem Wasser gegossen und Staunässe vermieden werden. In der Wachstumsperiode von März bis Oktober wird eine mäßige Düngung empfohlen.

Mittlerweile gibt es im Handel viele verschiedene Sansevieria-Arten und -Sorten zu kaufen, ob große für geräumige Wohnungen und Büros, kleine für die Fensterbank, in allen möglichen Formen. Eine der beliebtesten Sorten von Sansevieria trifasciata heißt „Laurentii“ mit ein-Meter-langen Blättern und goldgelben Längsstreifen entlang der Blattränder. Die Sorte „Hahnii“ mit rosettig angeordneten Blättern wird nur zwanzig Zentimeter hoch. Sansevieria cylindrica ist eine weitere beliebte Art mit runden, säulenartigen, aufrecht wachsenden grün bis gräulich marmorierten Blättern. Davon gibt es Zuchtformen mit interessanten Namen wie „Mikado“, „Spaghetti“ oder „Skyline“.

Bevor man sich eine Sansevieria kauft, sollte man beachten, dass alle Pflanzenteile giftig sind. Sie enthalten Saponine, die zu Übelkeit, Erbrechen, in schweren Fällen zu Blutzersetzung führen können. Vorsicht ist vor allem bei Kindern und kleinen Haustieren geboten.

Die langen Blätter mancher Sansevieria-Arten enthalten Fasern, die auf Grund ihrer Festigkeit in Afrika zur Herstellung von Bogensehnen verwendet wurden, daher der Name Bogenhanf. Dazu gehört die Ende des 19. Jhs. nach dem schottischen Arzt und Botaniker John Kirk benannte Sansevieria kirkii. Sansevieria-Fasern wurden auch zu Seilen und Kleidung verarbeitet. Mit der Entwicklung von Kunstfasern verlor der Bogenhanf als Faserpflanze an Bedeutung.

Der Sansevieria wird nachgesagt, dass sie durch das Filtern von Schadstoffen aus der Luft die Raumluft verbessert. Eine in diesem Jahr veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass man allerdings zwischen zehn und eintausend Pflanzen pro Quadratmeter benötigt, um eine wirklich luftreinigende Wirkung zu erzielen.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 8.XI.2020