11. Febr. 2021

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Erbsen, die „kichern und trumpfen“

 Astrid von Reis

Ja richtig, es geht heute hier um die Kichererbse mit dem botanischen Namen Cicer arietinum L. aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Und ja, Kichererbsen gehören nicht zu den Erbsen (Pisum spec. L.), doch beide stammen aus der gleichen Familie und auch aus der gleichen Unterfamilie, den Schmetterlingsblütlern (Faboideae). Die Gattungen sind jedoch unterschiedlich.

Kichererbse, der Name sorgt für gute Laune, ist einfach lustig und er gibt Rätsel auf. Hier ein netter der zahlreichen Erklärungs- und Herleitungsversuche: „Schaut man sich den Samen einer Kichererbse von vorne an, dann kann man einen kleinen Zipfel und darunter eine Kerbe entdecken, was aussieht wie ein lachendes Gesicht.“ In der Antike sah man hierin einen kleinen Widderkopf (lat. Aries, Widder), was sich heute im Artnamen widerspiegelt. In dem Ethymologischen Wörterbuch von Genaust wird davon ausgegangen, dass es ein „Lehnwort unbekannter Quelle ist“.

Der kichernde Teil, das ist häufig zu lesen, rührt daher, dass cicer im Lateinischen „Kiker“ ausgesprochen wird, aus dem später im Deutschen „Kicher“ geworden ist. Erst im 16. Jahrhundert wurde wohl das Wort Erbse angehangen.

Die Kichererbse ist einjährig und ihre leicht verzweigten vierkantigen Stängel mit gegenständigen, unpaarigen blaugrünen Fiederblättern können bis zu einem Meter hoch wachsen. Aus den Achseln der Laubblätter wachsen Blütenstiele mit endständigen weißen oder violetten Einzelblüten, den typischen Schmetterlingsblüten. Aus ihnen entwickeln sich aufgedunsene Hülsen, die meist zwei bis etwa zehn Millimeter große runzlige, hellbraune Samen mit leicht vorspringender Keimwurzel enthalten. Die ganze Pflanze ist mit klebrigen Drüsenhaaren überzogen.

Die Kichererbsen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die ältesten archäobotanischen Nachweise fanden sich in Siedlungsschichten aus der Mitte des neunten vorchristlichen Jahrtausends in Nordsyrien. Im sechsten Jahrtausend vor Christus breitete sich der Kichererbsenanbau in Kleinasien aus. Seit der Bronzezeit wird die Pflanze auch im Mittelmeerraum angebaut. Sie ist in Anbau und Produktion die fünftwichtigste Hülsenfrucht der Erde. Der größte Kichererbsenproduzent ist Indien mit mehr als elf Millionen Tonnen von insgesamt 17 Millionen Tonnen weltweit (2018).

Die Kichererbse ist lecker und sehr gesund, das wurde bereits in der Ilias von Homer erwähnt. Dioskorides schreibt „das die ‚Ziser Erbsen’ dem Bauch bequem sind und den Harn treiben“. Entsprechend wurde dieses Wissen auch von den Gelehrten Kaiser Karls des Großen in die Landgüterverordnung aufgenommen. Und so musste die auch vor allem in Hinblick auf Wasser anspruchslose und für die Bodengesundheit gute Pflanze vorgehalten werden. Dies, obschon der Anbau der Wärme liebenden Pflanze aus dem subtropisch-mediterranen Raum nördlich der Alpen nicht lohnenswert war. Auch Hildegard von Bingen pries die Kichererbse als sehr gesund an, was die heutige Wissenschaft bestätigt: Sämtliche Gesundheitsorganisationen empfehlen den regelmäßigen Verzehr.

Die Kichererbsen trumpfen auf mit einem bis zu 24-prozentigen Anteil an hochwertigen Proteinen, vielen Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen mit hohem antioxidativen Potential, Saponinen, Mineral- und Ballaststoffen. Gut für Herz, Darm und den ganzen Körper. Gleichzeitig ist sie kalorienarm und gilt als optimale Alternative zu tierischen Nahrungsmitteln.

Kichererbsen sollten immer gekocht oder erhitzt werden. Hierdurch werden der enthaltene Bitterstoff Sapin und vor allem das giftige Phasin zerstört. Ob als Mehl oder ganze Samen – die Kichererbse ist in vielen Küchen der Welt bekannt und wird fantasievoll zu leckeren Gerichten verarbeitet, wie beispielsweise zu Hummus (Kichererbsenmus), Falafel (frittierte Kichererbsenbällchen), Brotaufstrichen oder auch diversen Currys, Salaten und Eintöpfen. Ferner ist sie als Futtermittel (die ganze Pflanze) und als Gründüngung durch Knöllchenbakterien sehr bedeutend.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.III.2021