20. Mai 2021
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Hülsenfrüchtler mit unterirdisch wachsenden „Nüssen“
Astrid von Reis
Arachis hypogaea, L. heißt die Pflanze mit wissenschaftlichem Namen und der Artname (aus dem Lateinischen, „hypogeaos“, und bedeutet unterirdisch) weist direkt auf die Früchte hin, die unter der Erde wachsen: die beliebten Erdnüsse. Die einjährige, krautige Pflanze hat viele, oft auf die Form der Frucht bezogene Trivialnamen wie Erdeichel, Erdbohne oder auch ihre Herkunft andeutend wie der Begriff „Aschantinuss“. So brachten die Portugiesen diese ursprünglich aus Bolivien und Peru (Andengebiet) stammende alte Kulturpflanze der indigenen Bevölkerung Südamerikas nach Westafrika. Ab dem 16. Jahrhundert entstand hier ein klassisches Anbaugebiet und die Pflanze erhielt nach der im Süden Ghanas lebenden westafrikanischen Volksgruppe ihren Namen.
Der englische Begriff „peanut“, die „Erbsennuss“ zeigt möglicherweise sogar die botanische Zugehörigkeit zur Familie Fabaceae, den Hülsenfrüchtlern an.
Die Erdnuss ist tatsächlich nah verwandt mit der Erbse und der Linse, sie gehören alle zur Unterfamilie der Faboideae, den Schmetterlingsblütlern. Doch die Hülsenfrucht, ein Fruchttyp, der namengebend für die Hülsenfrüchtler ist und sich nach der Samenreife öffnet, ist bei der Erdnuss umgebildet. Die je nach Sorte bis sechs Zentimeter walzenförmige, teilweise eingeschnürte holzige, netzrunzelige Frucht mit meist zwei von einer dünnen braunen Schale umhüllten Samen ist geschlossen, öffnet sich nicht selbstständig und ist damit morphologisch gesehen eher eine Nuss.
Erdnüsse kann man auch selbst ziehen.
Doch wie kommen die Früchte der Erdnuss unter die Erde? Die Erdnuss wächst oberirdisch, hat meist kriechende und durchschnittlich 30 bis 60 Zentimeter lange Stängel mit paarig gefiederten Laubblättern. Die meist vier Fiederblättchen sind etwa zwei Zentimeter groß, ganzrandig und ein wenig eiförmig. Die typischen, kurzgestielten zwittrigen Schmetterlingsblüten mit fünf intensiv gelben Kronblättern in Form von „Fahne, Flügeln und Schiffchen“, stehen in den Blattachseln und blühen nur relativ kurz. In dieser Zeit bestäuben sie sich selbst, seltener erfolgt dies durch Insekten. Nach der Befruchtung erfolgt etwas Faszinierendes: Unterhalb der Fruchtknotenbasis befindet sich ein Meristem, ein Bildungsgewebe, welches nun anfängt zu wachsen und sich zu einem langen Fruchtträger zur Erde hin (positiv geotrop) auswächst. Die Frucht beginnt erst zu wachsen, wenn die Spitze des Fruchtträgers die endgültige Tiefenlage (5-10 Zentimeter unter der Erdoberfläche) erreicht hat. Gelingt es dem Fruchtträger nicht in den Boden einzudringen, kann sich die Frucht nicht entwickeln. Hinsichtlich der Verbreitung der Früchte gehört die Pflanze damit zu den „Selbstablegern“.
Wegen des hohen Nährwertes der Samen (24 % Eiweiße, etwa 45 % Öle, Vitamine, viele Mineralstoffe) und wegen ihres Wohlgeschmackes gehört die Erdnuss zu den wichtigsten Nahrungspflanzen der Tropen und Subtropen. Die größten Produzenten der weltweit 46 Millionen Tonnen Erdnüsse (mit Schale) sind die Volksrepublik China, gefolgt von Nigeria, Sudan und den USA (im Jahr 2018). Als Öl, Mus, Butter, Flips, geröstet, gesalzen oder in Süßwaren kommen die Erdnüsse in den Handel oder als Futterzusatzstoff in die Tiermästerei.
Erdnüsse selbst ziehen? Wer einen großen Topf oder auch ein Beet an einem warmen, sonnigen Standort hat, sollte sich die Freude machen. Benötigt werden unbehandelte und ungeschälte Erdnusssamen, die einen Tag in Wasser quellen sollten und danach in mit Anzuchterde gefüllte kleine Töpfe gesteckt werden. Die Töpfe in ein helles und warmes Zimmer stellen. Die Erde sollte leicht feucht sein. Nach etwa einer Woche fangen die Samen an zu keimen. Da die Eisheiligen vorbei sind, können die Keimlinge direkt in den Garten oder den großen Topf gesetzt werden. Wichtig ist lockeres, sandiges Substrat, da die Erdnuss Feuchtigkeit, aber keine Staunässe mag. Etwa vier Monate nach der Aussaat wird die Pflanze welk und die Früchte können mit einer Grabegabel geerntet werden: viel Erfolg!
zuletzt bearbeitet am 7.VI.2021