Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
cerfolium
70
Anthriscus cerefolium (L.) Hoffm. Apiaceae

 
 Gartenkerbel
deutscher Name 
 Echte kervel
niederländischer Name 
 cerfeuil
französischer Name 
 garden chervil
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Der Gartenkerbel ist einjährig und gehört wie viele Küchen- und Heilkräuter zu den Doldenblütlern. Der Stängel der Pflanze ist rundlich, unten leicht gerieft, kahl und ungefleckt. Die hellgrünen Blätter sind im Umriss dreieckig, in der Regel 3-fach gefiedert und zart. Die weißen Einzelblüten mit einem Durchmesser von ca. 2,5 mm bilden 3-5 strahlige Dolden erster Ordnung. Die Stiele der Döldchen zweiter Ordnung sind flaumig behaart und tragen an der Basis 1-4 längliche, am Rand bewimperte Hüllchenblätter. Die Dolden haben einen Durchmesser von 5-7 cm.

Kerbel blüht von Mai bis Juni und wird 30-60 cm hoch. Da er nicht kälteempfindlich ist, kann er schon ab März, wenn der Boden aufgetaut ist, im Garten gesät werden. Auch die durch Selbstaussaat im Herbst entstandenen Pflänzchen überstehen den Winter gut. Um ständig frische, junge Blätter ernten zu können, sollte bis Ende Mai immer wieder nachgesät werden. Charakteristisch ist sein Geruch, eine Mischung zwischen Anis, Fenchel und Petersilie, der sich beim Trocknen verliert. Verwendet wird er frisch, zur Lagerung kann er eingefroren werden. Die Früchte reifen im August/September, sind 1 cm lang, 1 mm dick, glänzend dunkelbraun. Je zwei Teilfrüchte stehen an dünnen Stielen gegenüber.

Kerbel braucht nährstoff- und humusreichen, lockeren, sandig-steinigen, feuchten Lehmboden. Er liebt Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten.

Verwandt ist der häufige, Überdüngung und Nährstoffe anzeigende Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris), der sich in Massen ausbreitet und die Wiesen im Frühsommer weiß färbt, jedoch zum Würzen nicht verwendet werden kann.
 

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Geschichte

Im Grab des Pharaos Tutench-Amun fand man einen Korb mit Kerbelsamen als Beigabe für das Leben im Jenseits. Der Gartenkerbel wurde im Südosten Europas seit alters kultiviert. Er wurde im antiken und wird auch im heutigen Griechenland nicht verwendet, ist aber der römischen Antike bekannt. Plinius und Columella berichten über den Anbau des Kerbels und im Kochbuch des Apicius wird er beispielsweise zu Gerichten mit Huhn empfohlen. Nördlich der Alpen wurde das Kraut im Frühmittelalter bekannt. Dort erhielt der Kerbel in den Klöstern eine besondere Bedeutung als vitaminreiche Fastenspeise, da er dank seiner Frostresistenz mit als erstes Kraut im zeitigen Frühjahr gesät und geerntet werden konnte. Kerbel wurde in dieser Zeit gegen Husten und Leibschmerzen sowie zur Blutreinigung empfohlen. Aufgelegtes Kerbelkraut sollte durch Unterdrückung der Milchproduktion beim Abstillen von Säuglingen helfen. Auch Dioskorides erwähnt die magenberuhigende und harntreibende Wirkung.

WALAFRID STRABO preist den Kerbel, dies

"Kraut Mazedoniens":
"Mildert er doch, jahraus, jahrein stets frisch zu bekommen,
Armut bedürftiger Leute mit seinen reichlichen Gaben,
Und es fehlt ihm als leichtes Mittel zur Hand, auch die Kraft nicht,
Bächlein des Blutes, rieselnd über den Körper zu stillen.
Auch falls einmal der Leib von lästigen Schmerzen gequält wird,
Legt er ihm Umschläge auf, nicht ohne treffliche Wirkung,
Wenn er Minze sich selbst und Blätter des Mohnes hinzufügt."

Hildegard von Bingen sieht seinen Nutzen als Heilkraut bei "Bruchwunden der Eingeweide", ansonsten sei Kerbel ein unnützes Kraut, da er weder roh, noch gekocht zum Essen tauge. Der Frankfurter Stadtarzt Adam Lonitzer bezeichnet ihn dagegen 1679 in seinem Kräuterbuch als "Musskraut", was meint, dass er in keinem Garten fehlen dürfe.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

An Inhaltsstoffen enthält der Gartenkerbel etherische Öle, u.a. Isoanethol als wichtigsten Bestandteil, daneben Estragol, Cumarine, Flavonoide und Bitterstoffe. Kerbel enthält auch Vitamine und macht, ähnlich wie andere Kräuter aus der Familie der Doldenblütler, Speisen bekömmlicher. Des weiteren hat Kerbel eine schleimlösende Wirkung.

Vom Kerbel werden die frischen Blätter für Suppen, Soßen (beispielsweise der Frankfurter Grünen Soße), zu Salat und Fisch verwendet. Besonders gerne wird er in der französischen Küche verwendet. Er ist Bestandteil der "Fines Herbes", der berühmten Gewürzmischung, der Béchamelsauce und anderer Soßen. Wie Petersilie wird auch Kerbel nie mitgekocht, sondern kurz vor dem Servieren hinzugegeben. Der Presssaft wird in Mitteleuropa in der Volksmedizin traditionell als Frühjahrstonikum genutzt. Innerlich kann er bei Rheuma und Gelbsucht, zur Blutdrucksenkung, äußerlich bei entzündeten Lidern, Bindehautentzündung, Ekzemen, Abszessen und Hämorrhoiden eingesetzt werden.

Im Garten soll der Kerbel andere Nutzpflanzen (Lattich, Kopfsalat) vor Ameisen, Blattläusen und Schnecken schützen. Ebenso sagt man dem Kerbel nach, dass er dem Rettich ein schärferes Aroma verleiht, wenn er daneben gepflanzt wird.
 



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zuletzt geändert am: 30.VII.2002