Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
apium
32
Apium graveolens L. Apiaceae

 
 
 Sellerie
deutscher Name 
 Selderij
niederländischer Name 
 céleri
französischer Name 
 celery
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Sellerie gehört wie die Möhre und die Pastinake zur Familie der Doldengewächse. Der Sellerie ist ebenso wie diese zweijährig. Er wächst im ersten Sommer nur vegetativ, d.h. er bildet eine Rosette, aus der sich im zweiten Jahr ein 30-100 cm hoher Blütenschaft entwickelt, der an seiner Spitze weißblütige Dolden trägt.

Die Grundblätter sind lang gestielt, 1-2-fach gefiedert, dunkelgrün, glänzend und unbehaart. Die Fiedern sind von der Grundform rhombisch, 3-teilig oben und unten zugespitzt, in der Mitte breit, an der Basis keilförmig, meist ganzrandig und zur Spitze hin am Rand gezähnt. Der Stängel ist aufrecht, furchig, hohl und verzweigt. Der Blütenstand setzt sich aus Dolden 1. und 2. Ordnung zusammen. Hüllblätter und Hüllchenblätter fehlen. Die untersten Dolden 1. Ordnung sind fast sitzend scheinbar blattgegenständig angeordnet. Sie bestehen aus 5-10 Döldchen (2. Ordnung). Die im Durchmesser ca. 1,5 mm breiten Blüten sind weiß, gelblich oder grünlich-weiß. Sellerie blüht von Juni-September. Die gelblichen Samen sind 1-1,5 mm lang und breit.

Sellerie gibt es in drei Kulturvarietäten:

Die ganze Pflanze zeichnet sich durch einen intensiven, bitter-aromatischen Geruch aus. Der wilde Sellerie braucht ein mildes Klima, viel Sonne, einen feuchten bis schlammig-salzhaltigen Boden. Selten kommt er in den Salzwiesen an der Nord- und Ostseeküste vor, vereinzelt an Salzquellen des Binnenlandes oder gelegentlich auf mit Stickstoffsalzen angereichertem Ödland. Wilder Sellerie wuchs überall in Europa, Asien, an den afrikanischen Küsten des Mittelmeeres in Südafrika und Südamerika. Heute sind die genannten Varietäten des Selleries weltweit in Kultur.

Sellerie gehört zu den Starkzehrern und verträgt reichlich Dünger. Im Sommer bekommt ihm eine Kopfdüngung z.B. mit Brennnesseljauche gut. Ebenso mag er das Kochwasser von Salzkartoffeln oder salzigen Gemüsesud in der Gießkanne mit 5 Liter Wasser aufgefüllt und an die Wurzeln gegossen.
 

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Geschichte

Sellerie (sein alter deutscher Name ist Eppich) hat als Gewürz eine lange Geschichte. Etwa 1000 v.Chr. finden sich in Ägypten Blätter und Blüten in einer Girlande, mit der die Mumie des Kent geschmückt war. Es wird vermutet, dass er zu dieser Zeit in China auch bekannt war. Theophrast nennt den wilden oder Sumpfsellerie eleioselinon und die westlichste griechische Stadtgründung auf Sizilien 628 v.Chr. weist sie mit dem Namen Selinunt als "Selleriestadt" am "Selleriefluss" Selinus aus. Wie wichtig den Griechen der Sellerie war, geht daraus hervor, dass es Münzprägungen mit Blattzipfeln dieser Pflanze gibt. Dioskorides unterscheidet den "zamen Eppich" vom "Wasser-" oder "Bawren Eppich" und schreibt beiden arzneiliche Wirkung zu. "Der Eppich mit Brodt oder Gerstengrieß zum Pflaster gemacht / und ubergelegt / vertreibt die Hitze der Augen / sänfftiget die Entzündung deß Magens / er benimpt die hartigkeit der Brüste / so sich von wegen der gekästen Milch erhaben hat. Eppich rohe oder gesotten gessen / treibt den Harn. Die Brüh ... widerstehet allem Gifft / und führt dieselbige durch ein Erbrechen auß." Auch Walahfrid Strabo ist voll des Lobes:

"... Denn wenn ihre Samen zerrieben du einnimmst,
Soll, wie man sagt, dies die quälenden Leiden der Blase beheben.
Ißt man jedoch sie selbst mit dem zarten Trieb, so verdaut sie
Reste von Speisen, die noch im Innern des Magens rumoren.
Wenn den Tyrannen des Körpers würgender Brechreiz belästigt,
Trinke man Sellerie gleich mit herbem Essig und Wasser,
Dann wird, vom sicheren Mittel besiegt, die Übelkeit weichen."
Der Floridus Macer berichtet in gleicher Weise über die medizinischen Anwendungen, stellt aber Überlegungen zum Namen voran: "Apium heißt das Kraut, dieweil es auf dem Kranz (lat. apex) des Siegers pflegte getragen zu werden, wenn nach den Sitten der Alten ein Triumphzug stattfand. Diese Eppichkrone / soll Herakles, der Alkide, als erster selbst sich aufgesetzt haben; die Folgezeit behielt den Brauch dann bei. Andere Autoritäten vertreten dagegen die Meinung, Apium habe seinen Namen davon, dass die Bienen (lat. apes) in heftiger Begier dessen Blüten zu ernten pflegen." Interessant ist, dass der Autor des Floridus Macer sich die dichterische Freiheit nimmt und aus dem Kranz, der dem Sieger der nemeischen Spiele verliehen wurde, wie Plinius berichtete, den Kranz des Triumphators eines römischen Triumphzuges macht.

Aber wie der Sellerie den Lebenden als unentbehrliches Requisit des Ruhmes diente, so wurde er auch im Totenkult genutzt. Selleriegerichte und Eppichgewürze waren unabdingbare Bestandteile des Totenmahls. Sellerie wurde zum Schmuck der Toten und der Gräber verwendet. Seit alters schreibt man ihm eine Wirkung als Aphrodisiakum zu, was scheinbar im krassen Widerspruch zu seiner Verwendung im Totenkult steht, andererseits aber nicht als Trauergeste, sondern als Jenseitshoffnung gedeutet werden kann. "Er wird bald Eppich brauchen!" sagte man, wenn jemand schwer krank und dem Tode nahe war. Die Wandelbarkeit des Symbols belegt auch eine Geschichte aus dem Krieg zwischen Griechen und Karthagern um Sizilien im 4. Jh. v.Chr. von der Plutarch berichtet. Als die Krieger des klugen korinthischen Feldherrn Timoleon auf dem Anmarsch zu einer Schlacht waren und ihnen eine mit Eppich beladene Maulesel-Karawane begegnete. "Er wird bald Eppich brauchen" erkannten die Soldaten das schlimme Vorzeichen, doch Timoleon wand sich schnell einen Kranz aus Eppichblättern und forderte seine Offiziere auf ein gleiches zu tun. Er rief seinen Soldaten zu: "Welches Glück, man bringt uns die Siegeskränze schon im Voraus!" Die glaubten ihm, gingen mutig in den Kampf und siegten.

Scheinbar unausrottbar ist der Glaube an die aphrodisische Wirkung des Sellerie, wenn diese ihm heute auch schlichtweg aberkannt wird. Sprüche wie der folgende aus der Pfalz zeugen davon: "Schatzl´ back mer Aier / Mit Zellerie und Salat, / Am Sonntag gehe mer maie, / Mei Mudder hat´s gesaht."

Im Mittelalter und in der Renaissancezeit diente der Sellerie hauptsächlich als Arzneipflanze. Beschreibungen im 17. Jh. lassen erkennen, dass er allgemein in den Gärten gezogen und Blätter, Stängel und Wurzel gegessen wurden. Bleich- und Knollensellerie sind in dieser Zeit in Italien herausgezüchtet worden und letzterer ist über Frankreich nach Deutschland gekommen, weshalb sich aus dem franz. Namen céleri die heute gebräuchliche Bezeichnung Sellerie eingebürgert hat.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die hauptsächlichen Inhaltsstoffe des Sellerie sind etherische Öle (1,5-3 %) mit Limonen (60-70 %), Phtaliden und Selinen, Cumarine, Furanocumarine (Bergapten), und Flavonoide (Apiin). Die Hauptwirkungen sind antirheumatisch, blähungstreibend, krampflösend, harntreibend, blutdrucksenkend und antiseptisch mit Bezug auf den Harntrakt. Die beruhigende Wirkung etherischer Öle auf das Zentralnervensystem konnte in Studien nachgewiesen werden. Ein Aufguss der Samen unterstützt die Nieren bei der Ausscheidung von Harnsalzen und anderen unerwünschten Abfallprodukten und wird daher zur Behandlung rheumatischer Beschwerden und Gicht eingesetzt. Sie entgiften den Körper, verbessern die Zirkulation des Blutes zu den Muskeln und Gelenken, entsäuern den Körper und beugen so Arthritis vor. Die milde harntreibende und stark antiseptische Wirkung machen sie zu einer guten Arznei bei Blasenentzündung. Ebenso erweisen sie sich bei Atemwegproblemen wie Asthma und Bronchitis als nützlich. Wegen stimulierender Wirkung auf den Uterus sind sie für Schwangere allerdings kontraindiziert.

Nicht nur im Kochbuch des Apicius ist Sellerie unter den zehn wichtigsten Gewürzen der römischen Küche aufgeführt, auch heute gehört er in einen Fond aus Wurzelgemüsen und ist unentbehrlich für eine gute Suppe. Ohne Sellerie ist Waldorf-Salat, der auch als "Herren"salat (der aphrodisische Glaube sitzt tief!) bezeichnet wird, nicht denkbar. Hier das Rezept: br  

 1 grobe Sellerieknolle
 2 saftige Äpfel
 1 reife Birne
 1 Tasse Joghurt natur
 ½ Tasse Mayonnaise
 1 Essl. Obstessig
 ¼ Liter steif geschlagene Sahne
 1 Tasse grob gehackte Wallnusskerne
Den Sellerie schälen, grob raspeln und gleich in einer Schüssel mit dem Joghurt vermischen, damit er nicht verfärbt. Die ungeschälten Äpfel und die Birne, aus denen man zuvor die Kerngehäuse entfernt hat, ebenfalls raspeln und mit dem Sellerie vermengen. Die gehackten Walnüsse unterheben. Mayonnaise und Essig glattrühren, die steif geschlagene Sahne unterheben, zur Salatmischung geben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

"Eingefleischte" Vegetarier essen auch schon mal gerne ein Sellerieschnitzel, das genauso zubereitet wird wie ein "richtiges" Schnitzel, nur dass man anstelle des Fleisches dicke Selleriescheiben paniert und brät.
 



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zuletzt geändert am: 22.X.2002