Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
parduna | 28 | Arctium lappa L. | Asteraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Klette gehört zur Familie der Korbblütler und ist zweijährig.
Ursprünglich heimisch in Europa und Asien, findet man sie heute aber
weltweit in allen gemäßigten Zonen, einschließlich den
USA. In Europa und China wird sie kultiviert. An den Standort stellt sie
kaum Ansprüche. Sie kommt mit wenig Erdreich aus, wächst auf
Mauern, Dämmen, Ödland, Schuttplätzen, an Wegrändern,
Zäunen, aber auch an Bachufern.
Ihre ästig verzweigte Wurzel kann bis zu 60 cm lang werden. Im
ersten Jahr bringt die Klette nur eine Rosette mit Blättern hervor.
Im zweiten Jahr 80 -150 cm hohe, längsfurchige, markige Stengel, die
oft rot überlaufen und wollig behaart sind. Die Äste sind reich
verzweigt und tragen gestielte herz- bis eiförmige Blätter. Sie
sind oben grün, unten grau und filzig behaart. Ihre Größe
nimmt von unten nach oben sehr stark ab; die untersten Blätter können
bis zu 80 cm lang werden und erinnern etwas an Blätter der Pestwurz.
Die Klette blüht von Juli - September mit bläulich roten Blütenständen,
in locker, doldentraubiger Anordnung. Die Blütenköpfe sind 3
-5 cm breit mit bis zur Spitze grünen Hüllblättern. Die
Blütenblätter entwickeln keine fallschirmartige Haarkrone, wie
andere Korbblütler, sondern kleine gelbe Widerhäkchen an der
Spitze, wodurch die reifen "Kletten" an Kleidung und Fell kleben bleiben
und die Früchte so verbreitet werden. Dieses Klettprinzip der Hakenborsten,
französischen Soldaten aus der Not geboren als Knopfersatz (bouton
de Soldat) lange bekannt, lieferte das natürliche Vorbild für
die Technik des Klettverschlusses, der erst in der zweiten Hälfte
des 20. Jh. breite industrielle Anwendung fand.
Die oberirdischen Teile der Pflanze können im Spätsommer des
zweiten Jahres geerntet werden. Wurzeln sollten im Herbst des ersten, oder
im Frühjahr des zweiten Jahres ausgegraben, geteilt und an der Luft
getrocknet werden. Neben der Großen Klette kommen bei uns noch vor
die Filz-, Hain- und Kleine Klette. Die Filz-Klette ist spinnwebartig behaart
und leicht kenntlich. Ein gutes Erkennungsmerkmal für die Große
Klette ist, dass die Stengel der unteren Rosettenblätter markig gefüllt
sind im Gegensatz zu hohlen Stengeln bei den anderen Arten. Da alle Kletten
aber untereinander auch Bastarde bilden, ist eine klare Zuordnung der Arten
nicht immer leicht.
Geschichte
Der Gattungsname findet sich
schon bei Dioskorides und leitet sich vermutlich vom griech. arcteion
- der Bär, ab, möglicherweise wegen der wolligen Blütenköpfchen.
Plinius nennt als weiteren Gattungsnamen lappa, was sich vom griech.
labein (kelt. llap) - ergreifen, festhalten ableitet, auf
das "Kleben" der Früchte hinweist und der Pflanze deutsch den Namen
Klette eingetragen hat. Symbolisch steht die Klette für lästige
Anhänglichkeit. Wenn Personen aneinander hängen oder in enger
Beziehung aneinander kleben, hält hierfür auch der Vergleich
"wie Kletten" her. Von Perger berichtet über die Klette, dass durch
sie die Ratten vertrieben wurden und "wer in der Liebe unbeständig
ist, der soll Kletten zum Abzeichen tragen, weil sich diese an Jedermann
hängen." Auf die großen Blätter nimmt das mittelalterliche
Wort bardana (ital. bard = Pferdedecke) Bezug. Weitere Volksnamen
sind Klebern, Chläbere, Rossklettenwurz, Bardane, Bolstern, Haarballe
oder Haarwachswürze.
Traditionell wurde die Klette
(Wurzel und Blätter) gegen Schmerzen, Gicht, Fieber oder Nierensteine
eingesetzt. Dioskorides schlägt vor: "Die Wurtzeln unnd Same in Wein
gesotten / und die Brüh davon im Mund gehalten / sänfftiget die
Schmerzen der Zän. Auch ist es gut wider den brand / ... / und andere
erfrorene schäden / ... / eben solche Wurtzel mit wein getrunken stillet
die schmertzen der Hüfft / und macht der Harnwinde ein Ende." Er spricht
der Klette auch Heilwirkung zu bei schmerzhaft verrückten Gliedern
und zerbrochenen Beinen. Ein Stück der Wurzel mit Pinienkernen zu
sich genommen hilft denen, die Blut speien und Eiter auswerfen.
Hildegard von Bingen sagt,
dass die Wurzel der Klette zu nichts nütze sei, die Blätter,
sowohl roh, als auch gekocht, seien für den Menschen gefährlich
zu essen. Es sei denn, man habe einen Stein in sich. Blätter der Klette
in warmem Wein getrunken, würde den Stein von innen zerreiben. Die
Samen der Klette könne man zu Pulver mahlen, und es bei Grind auf
den Kopf streuen. Noch heute gilt in der Volksheilkunde Klettwurzelöl
(siehe Volksnamen mit haarigem Bezug) als Haarwuchsmittel.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Als Heilpflanze ist die Klette
für mehrere Anwendungsgebiete bekannt: zur Entgiftung bei Infektionen
und bei Überbelastung mit Toxinen helfen Wurzeln und Samen dem Körper
sich von Abfallstoffen zu befreien. Besonders die Wurzel hilft bei der
Ausschwemmung von Schwermetallen. Vermehrt wird die Klette bei Leber- und
Gallenstörungen angewendet. Klettenextrakt wirkt antiseptisch, reinigend
und leicht harntreibend. Das bitterschmeckende Laub und die süßen,
schleimigen Wurzeln hemmen Entzündungen und beseitigen bakterielle
Infektionen. Samenextrakte senken nachweislich den Blutzuckerspiegel.
In der westlichen wie auch
in der chinesischen Kräutermedizin dienen Klettensamen zur Ausscheidung
von Toxinen bei Fieber oder Infektionen wie Mumps und Masern. Die harntreibenden,
antibiotischen und schwach bitteren Eigenschaften machen die Klette zu
einer wertvollen Arznei bei Hautproblemen. Ein Aufguss aus den Samen hilft
bei Akne, ein Umschlag aus Blättern bei Furunkeln, Abszessen, lokalen
Hautinfektionen. Schuppige Kopfhaut, Schuppenflechte und Ekzeme, insbesondere
wenn diese toxisch bedingt sind, können mit Klettenöl, einem
Auszug aus der Wurzel behandelt werden. Bei chronischen Hautleiden und
Arthritis hilft dies dem Körper Abfallprodukte abzusondern, was bei
homöopathischer Behandlung Anwendung findet.
Das folgende japanische Rezept
ist eine schmackhafte Zubereitung und hilft dem Immunsystem bei der Abwehr
von Viren
Ein Klettenwurzeltee zur
Behandlung von Hautunreinheiten kann äußerlich genauso wie innerlich
angewendet werden. Der Tee kann auch in Kombination mit Löwenzahn
zubereitet werden. Nebenwirkungen sind keine bekannt:
Inhaltsstoffe der Klette
sind: Inulin (45 - 70 %), geringe Mengen etherisches Öl (0,06 - 0,18
%), Schleimstoffe, Gerbstoffe, glykosidische Bitterstoffe (Arctiopikrin),
Polyine, Lignane, Flavonglykoside (Arctiin), Polyacetylene, Sistoterin,
antibiotisch, fungizid wirkende und möglicherweise tumorhemmende Stoffe.
Laut dem "Laurence Review of Natural Products" (Nachrichtenmagazin) weisen
im Reagenzglas Klettenextrakte Wirkung gegen HIV auf. Hierzu führt
das Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen näher aus, dass Arctiin
als Lignanglykosid durch sein Aglykon Arctigenin Anti-HIV-Aktivität
entwickelt u.a. durch Hemmung der Topoisomerase II.
Wurzeln können roh
als Salat gegessen, wie Möhren gekocht oder Kurzgebratenem beigegeben
werden. Stiele junger Blätter können geschabt und wie Sellerie
zubereitet werden.
3 Tassen Wasser
100 g Klettentriebe fein geschnitten
1 gehackte Zwiebel
5 zerdrückte Knoblauchzehen
50 g Okraschoten (Hibiscus esculentus), gewürfelt
Salz Pfeffer, Kurkuma, (Gelbwurzel - Ingwergewürze)
alles zusammen gar kochen.
2 gehäufte Teelöffel
geschnittene Wurzel mit ½ l kaltem Wasser übergießen.
Nach 5 Stunden zum Sieden
erhitzen und 1 Minute halten, dann abseihen.
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zuletzt geändert am 15.VIII..2001