Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
betas |
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Beta vulgaris L. ssp. v. cv. cicla (L.) Alef. | Chenopodiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Mangold (Beta vulgaris
L. ssp. vulgaris convar. vulgaris und convar. flavescens
DC.) gehört zur Familie der Gänsefußgewächse. Er stammt
von der mediterranen Strandpflanze Beta vulgaris ssp. maritima
(L.) Thell., der Wilden Runkelrübe ab. Diese ist die Varietät
einer Unterart von Beta vulgaris L., der Gemeinen Runkelrübe.
Die Abkömmlinge der Stammpflanze werden heute in der Unterart vulgaris
zusammengefasst. Anhand der Namen ist erkenntlich, dass die folgenden drei
bekannten Kultur- bzw. Nutzpflanzenformen sehr nah mit dem Mangold verwandt
sind: die Rote Rübe / Beete (Beta vulgaris L. ssp. vulgaris
var. conditiva Alef.), die Runkel- / Futterrübe (Beta vulgaris
L. ssp. vulgaris var. crassa Helm) und die Zuckerrübe
(Beta vulgaris L. ssp. vulgaris var. altissima Döll).
Dies macht es fast unmöglich, zu entscheiden, welche der Rüben-Pflanzen
in den alten Schriften jeweils gemeint war. Beim Mangold unterscheidet
man zwei Varietäten bzw. Zuchtformen: Am bekanntesten sind der Schnitt-
oder Blattmangold früher Beißkohl (convar. vulgaris oder
syn. convar. cicla (L.) Alef.) und der Stiel- oder Rippenmangold
auch Römischer Mangold (convar. flavescens) mit einem verbreiterten
Blattstiel. Hier gibt es wiederum viele Sorten wie den Blattmangold ´Grüner
Schnitt´ mit einem dunkelgrünen Blatt und den Stielmangold ´Vulkan´
mit roten Stielen oder ´Bull’s. Blood´ mit attraktivem Schmucklaub
für den Zierpflanzensektor. Eine Zwischenstellung nimmt die Mangoldsorte
´Lukullus´ ein. Sie ist auf Grund des stark gekrausten und
sehr zarten Blattes als Blattmangold und durch die breiten Blattstiele
als Stielmangold verwendbar.
Charakteristisch für
die Kulturformen von Beta ist, dass die Pflanzen, so auch der Mangold,
zweijährig sind. Nach der Blüte und Fruchtbildung, die im zweiten
Jahr erfolgen, stirbt die Pflanze ab und überdauert nur mit ihren
Samen. Mangold blüht im Juni–September. Die unscheinbaren, grünlichen,
zwittrigen Blüten sitzen meist zu 2-4 in Knäueln, insgesamt zu
einem langen, beblätterten, rispigen Blütenstand vereinigt. Die
Blütenhülle ist fünfspaltig und am Grund mit dem Fruchtknoten
verwachsen. Bei der Fruchtreife erhärten die Blütenhüllblätter,
schließen die Frucht ein und fallen mit dieser ab. Der Blütenstängel
wächst aufrecht, ist ästig und kantig. Er wird zwischen 0,5 m
bis zu 1 m lang. Die großen, flächigen Blätter stehen überwiegend
in einer grundständigen Rosette. Die in der Knospenlage nach innen
eingerollten, gelblich-grünen Blätter können bis zu 60 bis
70 cm lang werden. Sie sind lang gestielt, am Grund herzförmig, gestutzt
oder in den Stiel verschmälert. Schnittmangold hat schmale Blattstiele
und große Blätter im Gegensatz zum Stielmangold, der breite
Blattstiele und ein kleineres Blatt hat. Bei beiden sind das Blatt und
der Blattrand meist stark gewellt.Im Gegensatz zu den anderen drei Kulturformen
der Rübe hat der Mangold eine schmalere Wurzel. Trotzdem ist sie verhältnismäßig
groß, pfahlwurzelähnlich mit allerdings kräftigen Nebenwurzeln
und ähnelt der Wildform am meisten. Als Tiefwurzler liebt Mangold
wie auch die anderen Rüben einen gut drainierten, tiefgründigen
und humosen Boden. Er benötigt als sogenannter Starkzehrer eine ausreichende
Menge an Nährstoffen und Feuchtigkeit.
Entsprechend seiner Abstammung
wird er vorwiegend in den gemäßigten Klimazonen angebaut. Er
liebt Wärme, ist aber gegen Kälte von seinen Verwandten der widerstandsfähigste.
Vor allem Schnittmangold kann, wenn er vor Frösten geschützt
wird, im Freien überwintern. Mangold wird im April oder Mai an Ort
und Stelle ausgesät und später auf einen Abstand von 20 bis 40
cm verzogen. Geerntet werden nur die äußeren Blätter bzw.
Stiele. Die Herzblätter bleiben stehen, damit die Pflanze von innen
heraus weiterwachsen kann. In unserer Region kann Mangold bis in den November
hinein geschnitten werden.
Geschichte
Die salzliebenden (halophilen),
oft windbestäubten Gänsefußgewächse sind in Salzwüsten,
entlang der Meeresküsten und als Ruderalpflanzen verbreitet. Wildformen
werden in China, Zentral- und Westasien, entlang der Küsten des Mittelmeeres
und der europäischen Küsten am Atlantik, so auch an der Nordseeküste,
gefunden. Entsprechend ist auch das Verbreitungsgebiet der Wildrübe,
wobei sie in südlichen Bereichen auch im Inland zu finden ist. Die
ältesten archäologischen Funde sind Fruchtkelche, die in einer
jungsteinzeitlichen Küstensiedlung (ca. 2000 v.Chr.) in Nordholland
gefunden wurden. Früchte der Wild- und Kulturrübe sind aber nicht
zu unterscheiden und Hinweise für einen Anbau als Gemüsepflanze
gibt es keine. Eine Nutzung der Blätter der Wildform liegt jedoch
nahe.
Angenommen wird, dass die
Kulturformen von Beta innerhalb des natürlichen Vorkommens
im Mittelmeerraum entstanden sind, da die Menschen der Antike bereits Gartenbau
betrieben. So wird die Mangold–Rübe schon längere Zeit vor der
ersten schriftlichen Erwähnung kultiviert worden sein. Das älteste
Schriftzeugnis findet sich in einer Pflanzenliste aus den Gärten des
babylon. Königs Merodachbaiadan (722-711 v.Chr.) unter der Bezeichnung
'silqa'. Dieser Name war im Babylonien dieser Zeit ein Fremdwort, woraus
sich schließen lässt, dass diese Pflanze im Zuge des regen Handels
im Mittelmeerraum hierhin gekommen sein muss. So findet sich bei Theophrast
neben dem Namen ´teutlion´ auch die Bezeichnung ´sikelikon´
(=die sizilianische). Plinius nennt "beta alba" auch "sicula", was so viel
wie sizilische Rübe bedeutet. Catull schreibt von der Pflanze sicula
beta: "Es hat sich also wohl um eine Mangold-/Rübenform mit essbarer
Wurzel gehandelt, wobei die sizilianische ganz besonders gut gewesen sein
muss." Angenommen wird, dass die Bezeichnungen silqa und sicula gleichbedeutend
sind und die Phönizier diese Pflanze ins heutige Syrien gebracht haben.
Hippokrates beschrieb die
Pflanze als alltägliche Gemüsepflanze, von der Blätter und
auch Wurzeln verwendet wurden als Krankenkost und Heilmittel. Aus dieser
Zeit wird vornehmlich von einer roten und einer weißen Form berichtet.
Dioskorides spricht von "zweierlei Geschlecht". Der "rote Mangolt", einschließlich
der Wurzeln mit Linsen gekocht, stopfe danach den Stuhlgang. Der "weiße
Mangolt" sei dem Magen nützlich und treibe den Stuhlgang. Beide "Geschlechter"
sollen allerdings auf Grund ihrer gesalzenen nitrischen Feuchte eine "böse
Nahrung" sein. Äußerlich angewandt sei Mangolt wiederum sehr
gut: Der Saft mit Honig vermischt in die Nase geträufelt, reinige
das Haupt, ziehe das Wasser und vertreibe die Ohrenschmerzen. Die Brühe
aus Wurzeln und Blättern auf das Haupt aufgetragen, vertreibe Schuppen
und Nissen. Erfrorene Fersen und Füße sollten auch in dieser
Brühe gebadet werden. Weiter empfiehlt er, die rohen, gestoßenen
Blätter wie ein Pflaster auf wunde Stellen und Geschwüre aufzubringen,
diese würden dann geheilt. Gegen ausgebrochene Blattern und Rotlauf
empfahl er gesottenen Mangolt.
Grabungsfunde von Fruchtknäueln
in röm. Kastellen, z.B. Novaesium (Neuß) belegen, dass der Mangold
(und/oder Rüben) durch die Römer nach Deutschland kam. Hier ist
das erste schriftliche Zeugnis das Capitulare de villis Karls des Großen.
Die Rede ist von betas, also von Mangolt oder Rüben. Im 16. Jh. beschreiben
Otto Brunsfels und Leonhardt Fuchs eindeutig den ´Weißen oder
Römischen Mangold´ und stellen diesen den ´Rotrüben´
mit verdickter, ovaler Wurzel gegenüber. Da in der antiken Literatur
rote (teutlion) und weiße (sicula) Formen von beta unterschieden
werden, aber nie eine Verdickung der Wurzel beschrieben ist, wofür
die heutige gültige Bezeichnung die Varietät cicla ist,
meinen wir, dass unter betas im Capitulare der Mangold zu verstehen ist.
Die Bezeichnung Mangold für die „Blatt"-Rübe kommt in Deutschland
im 13. Jh. auf und wird in den Kräuterbüchern des 16. Jh. geläufig.
Der Name soll zurückgehen auf den ahd. Männernamen "Managolt"
(=Vielherrscher, Stärke, Kraft). Diese Deutung wird aber von Marzell
verworfen, die Herkunft des dtsch. Namens bleibt also fraglich.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Nach Tabernaemontanus waren
sich die Gelehrten nicht einig, was die innerliche Anwendung bzw. den Verzehr
von Mangold anbelangte. Die einen schreiben von einer "daulichen Speiß
denen / so ein schwachen Magen haben", andere wie Simeon Sethi führen
an, dass Mangold dem Magen "zuwider sei", aber er nehme die Verstopfung
der Milz und der Leber. Hildegard von Bingen hat nichts über den Mangold
geschrieben. Da er bei ihr auch nicht unter "Küchengifte" fällt,
ist anzunehmen, dass ihrerseits nichts gegen seine Verwendung spricht.
Die Volksmedizin empfiehlt
Mangold bei Blutarmut, Nervosität, Darmträgheit, Atemwegs-, Darm-
und Magenentzündungen. Außerdem unterstützt er die Fettverdauung,
entlastet die Leber und neutralisiert zellschädigende Radikale. Bei
Ohrenschmerzen ist der Saft von gekochten Mangoldblättern hilfreich,
indem man etwa 2-3 Tropfen noch warm ins Ohr träufelt.
Ein Blick auf die Inhaltsstoffe
zeigt, dass sie sehr denen des Spinats ähneln, diese mengenmäßig
fast erreichen und ihn in der Wirkung relativ ebenbürtig machen. Er
enthält viel Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen,
wertvolle Proteine und an Vitaminen relativ viel Carotin, Vitamin B1, B2,
Nicotinamid, Vitamin C. Wie im Spinat findet sich hier allerdings auch
recht viel Oxalsäure.
Blattmangold wird genau wie
Spinat zubereitet, während man beim Stielmangold vor allem die Blattstiele
wie Spargel dünstet. Man spricht auch vom "Spargel des kleinen Mannes".
Mangold kann gerade im Sommer, wenn der Frühspinat vorbei ist und
der Herbstspinat erst heranwachsen muss, den Spinat ersetzen. Mangold ist
demnach ein altes, gesundes Gemüse, welches gerade in den letzten
Jahren wieder ein große Renaissance erfahren hat. So gibt es viele
gute Rezepte – hier zwei von ihnen:
Mangoldquiche mit Schafkäse
Zutaten für 4 – 6 Personen (Zubereitungszeit ca.
2 Stunden - gelingt leicht)
- Die Butter in kleine Stücke schneiden und mit dem Mehl, 1 kräftigen Prise Salz und etwa 3 Esslöffeln kaltem Wasser zu einem glatten Teig verkneten.
125 gButter 250 gMehl Salz 500 gMangold 250 gSchafkäse 1Rosmarinzweig etwa 15Salbeiblätter 200 gSahne 4Eier weißer Pfeffer, frisch gemahlen Cayennepfeffer 2Knoblauchzehen
Fischröllchen in
Mangold
Zutaten für 4 Personen (Zubereitungszeit etwa 1
¼ Stunden – raffiniert)
- Den Mangold waschen und kurz in kochendes Salzwasser geben. Mit kaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen.
500 g Mangold 600 g Rotbarschfilet Saft von ½ Zitrone 150 g Crème fraîche Salz Weißer Pfeffer, frisch gemahlen 1Prise Cayennepfeffer 2Eigelb 2Essl. Butter 0,25l trockener Weißwein Küchengarn
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zuletzt geändert am: 30.I.2004