Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
betas
48
Beta vulgaris L. ssp. v. cv. cicla (L.) Alef. Chenopodiaceae

 
 Schnittmangold
deutscher Name 
 Snijbiet
niederländischer Name 
 poirée à couper
französischer Name 
 spinach beet
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung


 

Botanische Beschreibung der Art

Der Mangold (Beta vulgaris L. ssp. vulgaris convar. vulgaris und convar. flavescens DC.) gehört zur Familie der Gänsefußgewächse. Er stammt von der mediterranen Strandpflanze Beta vulgaris ssp. maritima (L.) Thell., der Wilden Runkelrübe ab. Diese ist die Varietät einer Unterart von Beta vulgaris L., der Gemeinen Runkelrübe. Die Abkömmlinge der Stammpflanze werden heute in der Unterart vulgaris zusammengefasst. Anhand der Namen ist erkenntlich, dass die folgenden drei bekannten Kultur- bzw. Nutzpflanzenformen sehr nah mit dem Mangold verwandt sind: die Rote Rübe / Beete (Beta vulgaris L. ssp. vulgaris var. conditiva Alef.), die Runkel- / Futterrübe (Beta vulgaris L. ssp. vulgaris var. crassa Helm) und die Zuckerrübe (Beta vulgaris L. ssp. vulgaris var. altissima Döll). Dies macht es fast unmöglich, zu entscheiden, welche der Rüben-Pflanzen in den alten Schriften jeweils gemeint war. Beim Mangold unterscheidet man zwei Varietäten bzw. Zuchtformen: Am bekanntesten sind der Schnitt- oder Blattmangold früher Beißkohl (convar. vulgaris oder syn. convar. cicla (L.) Alef.) und der Stiel- oder Rippenmangold auch Römischer Mangold (convar. flavescens) mit einem verbreiterten Blattstiel. Hier gibt es wiederum viele Sorten wie den Blattmangold ´Grüner Schnitt´ mit einem dunkelgrünen Blatt und den Stielmangold ´Vulkan´ mit roten Stielen oder ´Bull’s. Blood´ mit attraktivem Schmucklaub für den Zierpflanzensektor. Eine Zwischenstellung nimmt die Mangoldsorte ´Lukullus´ ein. Sie ist auf Grund des stark gekrausten und sehr zarten Blattes als Blattmangold und durch die breiten Blattstiele als Stielmangold verwendbar.

Charakteristisch für die Kulturformen von Beta ist, dass die Pflanzen, so auch der Mangold, zweijährig sind. Nach der Blüte und Fruchtbildung, die im zweiten Jahr erfolgen, stirbt die Pflanze ab und überdauert nur mit ihren Samen. Mangold blüht im Juni–September. Die unscheinbaren, grünlichen, zwittrigen Blüten sitzen meist zu 2-4 in Knäueln, insgesamt zu einem langen, beblätterten, rispigen Blütenstand vereinigt. Die Blütenhülle ist fünfspaltig und am Grund mit dem Fruchtknoten verwachsen. Bei der Fruchtreife erhärten die Blütenhüllblätter, schließen die Frucht ein und fallen mit dieser ab. Der Blütenstängel wächst aufrecht, ist ästig und kantig. Er wird zwischen 0,5 m bis zu 1 m lang. Die großen, flächigen Blätter stehen überwiegend in einer grundständigen Rosette. Die in der Knospenlage nach innen eingerollten, gelblich-grünen Blätter können bis zu 60 bis 70 cm lang werden. Sie sind lang gestielt, am Grund herzförmig, gestutzt oder in den Stiel verschmälert. Schnittmangold hat schmale Blattstiele und große Blätter im Gegensatz zum Stielmangold, der breite Blattstiele und ein kleineres Blatt hat. Bei beiden sind das Blatt und der Blattrand meist stark gewellt.Im Gegensatz zu den anderen drei Kulturformen der Rübe hat der Mangold eine schmalere Wurzel. Trotzdem ist sie verhältnismäßig groß, pfahlwurzelähnlich mit allerdings kräftigen Nebenwurzeln und ähnelt der Wildform am meisten. Als Tiefwurzler liebt Mangold wie auch die anderen Rüben einen gut drainierten, tiefgründigen und humosen Boden. Er benötigt als sogenannter Starkzehrer eine ausreichende Menge an Nährstoffen und Feuchtigkeit.

Entsprechend seiner Abstammung wird er vorwiegend in den gemäßigten Klimazonen angebaut. Er liebt Wärme, ist aber gegen Kälte von seinen Verwandten der widerstandsfähigste. Vor allem Schnittmangold kann, wenn er vor Frösten geschützt wird, im Freien überwintern. Mangold wird im April oder Mai an Ort und Stelle ausgesät und später auf einen Abstand von 20 bis 40 cm verzogen. Geerntet werden nur die äußeren Blätter bzw. Stiele. Die Herzblätter bleiben stehen, damit die Pflanze von innen heraus weiterwachsen kann. In unserer Region kann Mangold bis in den November hinein geschnitten werden.
 

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Geschichte

Die salzliebenden (halophilen), oft windbestäubten Gänsefußgewächse sind in Salzwüsten, entlang der Meeresküsten und als Ruderalpflanzen verbreitet. Wildformen werden in China, Zentral- und Westasien, entlang der Küsten des Mittelmeeres und der europäischen Küsten am Atlantik, so auch an der Nordseeküste, gefunden. Entsprechend ist auch das Verbreitungsgebiet der Wildrübe, wobei sie in südlichen Bereichen auch im Inland zu finden ist. Die ältesten archäologischen Funde sind Fruchtkelche, die in einer jungsteinzeitlichen Küstensiedlung (ca. 2000 v.Chr.) in Nordholland gefunden wurden. Früchte der Wild- und Kulturrübe sind aber nicht zu unterscheiden und Hinweise für einen Anbau als Gemüsepflanze gibt es keine. Eine Nutzung der Blätter der Wildform liegt jedoch nahe.

Angenommen wird, dass die Kulturformen von Beta innerhalb des natürlichen Vorkommens im Mittelmeerraum entstanden sind, da die Menschen der Antike bereits Gartenbau betrieben. So wird die Mangold–Rübe schon längere Zeit vor der ersten schriftlichen Erwähnung kultiviert worden sein. Das älteste Schriftzeugnis findet sich in einer Pflanzenliste aus den Gärten des babylon. Königs Merodachbaiadan (722-711 v.Chr.) unter der Bezeichnung 'silqa'. Dieser Name war im Babylonien dieser Zeit ein Fremdwort, woraus sich schließen lässt, dass diese Pflanze im Zuge des regen Handels im Mittelmeerraum hierhin gekommen sein muss. So findet sich bei Theophrast neben dem Namen ´teutlion´ auch die Bezeichnung ´sikelikon´ (=die sizilianische). Plinius nennt "beta alba" auch "sicula", was so viel wie sizilische Rübe bedeutet. Catull schreibt von der Pflanze sicula beta: "Es hat sich also wohl um eine Mangold-/Rübenform mit essbarer Wurzel gehandelt, wobei die sizilianische ganz besonders gut gewesen sein muss." Angenommen wird, dass die Bezeichnungen silqa und sicula gleichbedeutend sind und die Phönizier diese Pflanze ins heutige Syrien gebracht haben.

Hippokrates beschrieb die Pflanze als alltägliche Gemüsepflanze, von der Blätter und auch Wurzeln verwendet wurden als Krankenkost und Heilmittel. Aus dieser Zeit wird vornehmlich von einer roten und einer weißen Form berichtet. Dioskorides spricht von "zweierlei Geschlecht". Der "rote Mangolt", einschließlich der Wurzeln mit Linsen gekocht, stopfe danach den Stuhlgang. Der "weiße Mangolt" sei dem Magen nützlich und treibe den Stuhlgang. Beide "Geschlechter" sollen allerdings auf Grund ihrer gesalzenen nitrischen Feuchte eine "böse Nahrung" sein. Äußerlich angewandt sei Mangolt wiederum sehr gut: Der Saft mit Honig vermischt in die Nase geträufelt, reinige das Haupt, ziehe das Wasser und vertreibe die Ohrenschmerzen. Die Brühe aus Wurzeln und Blättern auf das Haupt aufgetragen, vertreibe Schuppen und Nissen. Erfrorene Fersen und Füße sollten auch in dieser Brühe gebadet werden. Weiter empfiehlt er, die rohen, gestoßenen Blätter wie ein Pflaster auf wunde Stellen und Geschwüre aufzubringen, diese würden dann geheilt. Gegen ausgebrochene Blattern und Rotlauf empfahl er gesottenen Mangolt.

Grabungsfunde von Fruchtknäueln in röm. Kastellen, z.B. Novaesium (Neuß) belegen, dass der Mangold (und/oder Rüben) durch die Römer nach Deutschland kam. Hier ist das erste schriftliche Zeugnis das Capitulare de villis Karls des Großen. Die Rede ist von betas, also von Mangolt oder Rüben. Im 16. Jh. beschreiben Otto Brunsfels und Leonhardt Fuchs eindeutig den ´Weißen oder Römischen Mangold´ und stellen diesen den ´Rotrüben´ mit verdickter, ovaler Wurzel gegenüber. Da in der antiken Literatur rote (teutlion) und weiße (sicula) Formen von beta unterschieden werden, aber nie eine Verdickung der Wurzel beschrieben ist, wofür die heutige gültige Bezeichnung die Varietät cicla ist, meinen wir, dass unter betas im Capitulare der Mangold zu verstehen ist. Die Bezeichnung Mangold für die „Blatt"-Rübe kommt in Deutschland im 13. Jh. auf und wird in den Kräuterbüchern des 16. Jh. geläufig. Der Name soll zurückgehen auf den ahd. Männernamen "Managolt" (=Vielherrscher, Stärke, Kraft). Diese Deutung wird aber von Marzell verworfen, die Herkunft des dtsch. Namens bleibt also fraglich.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Nach Tabernaemontanus waren sich die Gelehrten nicht einig, was die innerliche Anwendung bzw. den Verzehr von Mangold anbelangte. Die einen schreiben von einer "daulichen Speiß denen / so ein schwachen Magen haben", andere wie Simeon Sethi führen an, dass Mangold dem Magen "zuwider sei", aber er nehme die Verstopfung der Milz und der Leber. Hildegard von Bingen hat nichts über den Mangold geschrieben. Da er bei ihr auch nicht unter "Küchengifte" fällt, ist anzunehmen, dass ihrerseits nichts gegen seine Verwendung spricht.

Die Volksmedizin empfiehlt Mangold bei Blutarmut, Nervosität, Darmträgheit, Atemwegs-, Darm- und Magenentzündungen. Außerdem unterstützt er die Fettverdauung, entlastet die Leber und neutralisiert zellschädigende Radikale. Bei Ohrenschmerzen ist der Saft von gekochten Mangoldblättern hilfreich, indem man etwa 2-3 Tropfen noch warm ins Ohr träufelt.

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe zeigt, dass sie sehr denen des Spinats ähneln, diese mengenmäßig fast erreichen und ihn in der Wirkung relativ ebenbürtig machen. Er enthält viel Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen, wertvolle Proteine und an Vitaminen relativ viel Carotin, Vitamin B1, B2, Nicotinamid, Vitamin C. Wie im Spinat findet sich hier allerdings auch recht viel Oxalsäure.

Blattmangold wird genau wie Spinat zubereitet, während man beim Stielmangold vor allem die Blattstiele wie Spargel dünstet. Man spricht auch vom "Spargel des kleinen Mannes". Mangold kann gerade im Sommer, wenn der Frühspinat vorbei ist und der Herbstspinat erst heranwachsen muss, den Spinat ersetzen. Mangold ist demnach ein altes, gesundes Gemüse, welches gerade in den letzten Jahren wieder ein große Renaissance erfahren hat. So gibt es viele gute Rezepte – hier zwei von ihnen:
 

 

Mangoldquiche mit Schafkäse
Zutaten für 4 – 6 Personen (Zubereitungszeit ca. 2 Stunden - gelingt leicht)

125 g
 Butter
250 g
 Mehl
 Salz
500 g
 Mangold
250 g
 Schafkäse
1
 Rosmarinzweig
etwa 15
Salbeiblätter 
200 g
 Sahne
4
 Eier
 weißer Pfeffer, frisch gemahlen
 Cayennepfeffer
2
 Knoblauchzehen
- Die Butter in kleine Stücke schneiden und mit dem Mehl, 1 kräftigen Prise Salz und etwa 3 Esslöffeln kaltem Wasser zu einem glatten Teig verkneten.
- Mit dem Teig eine Spring- oder eine Tarteform von etwa 28 cm Durchmesser auskleiden, dabei einen Rand von etwa 2 cm hochziehen. Den Teig in der Form etwa 1 Stunde kühl stellen.
- Inzwischen den Mangold gründlich waschen und abtropfen lassen. Die Blätter von den Rippen schneiden und grob hacken. Die Stiele und Rippen in etwa 1 cm breite Stücke schneiden. In einem Topf reichlich Wasser zum Kochen bringen und salzen. Den Mangold darin etwa 3 Min. blanchieren, in ein Sieb schütten, kalt abschrecken und gründlich abtropfen lassen.
- Den Schafkäse in Würfel schneiden. Den Rosmarin und den Salbei waschen, trocken tupfen und fein hacken.
- Die Sahne mit den Eiern verquirlen und mit Salz, Pfeffer und Cayennepfeffer abschmecken. Den Backofen auf 180° vorheizen.
- Den Mangold mit dem Schafkäse und den Kräutern mischen. Den Knoblauch schälen, durch die Presse drücken und unterrühren. Die Gemüsemischung mit Pfeffer abschmecken.
- Den Mangold auf dem Teig verteilen. Die Eiersahne darüber gießen. Die Quiche im heißen Ofen (Mitte, Gas Stufe 2) in etwa 50 Min backen, bis sie appetitlich braun ist.
 
 
 

Fischröllchen in Mangold
Zutaten für 4 Personen (Zubereitungszeit etwa 1 ¼ Stunden – raffiniert)

 500 g  Mangold
 600 g  Rotbarschfilet
 Saft von ½ Zitrone
150 g  Crème fraîche
 Salz
 Weißer Pfeffer, frisch gemahlen
1
 Prise Cayennepfeffer
2
 Eigelb
2
 Essl. Butter
0,25l  trockener Weißwein
 Küchengarn
- Den Mangold waschen und kurz in kochendes Salzwasser geben. Mit kaltem Wasser abschrecken und abtropfen lassen.
- Den Fisch im Blitzhacker zerkleinern. Mit etwa drei Viertel des Zitronensafts und 4 Esslöffeln Crème fraîche verrühren. Mit Salz, Pfeffer und dem Cayennepfeffer würzen. Die Eigelbe unterrühren. Die Masse auf acht Mangoldblätter verteilen, diese aufrollen und mit Küchengarn zubinden.
- Die Mangoldstängel klein schneiden und in der heißen Butter in etwa 10 Min. weich dünsten. Mit dem Weißwein ablöschen und fast ganz einkochen lassen. Die Stängel mit der restlichen Crème fraîche pürieren. Im offenen Topf köcheln lassen, bis die Sauce cremig ist. Mit Salz, Pfeffer und dem restlichen Zitronensaft abschmecken.
- Die restlichen Mangoldblätter in Streifen schneiden und unter die Sauce mischen. Die Fischröllchen darin in 8-10 Min. zugedeckt bei schwacher Hitze gar ziehen lassen.
 
 

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zuletzt geändert am: 30.I.2004