Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
ravacaulos |
|
Brassica rapa L. emend. Metzg. ssp. rapa | Brassicaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Stoppelrübe ist
eine Kulturpflanze, die sich aus der Wildform des Wilden Rübsen (Brassica
rapa) des Mittelmeerraumes entwickelt hat. Sie ist eine der vielen
Rübsaat-Varietäten, wozu einige ölliefernde Unterarten zu
zählen sind (Rübsenöl wird wie Rapsöl in erster Linie
zu Speisezwecken verwendet, war aber bis zur Einführung des Petroleums
in Europa ein wichtiges Brennöl); aber auch Peking- und China-Kohl
gehören hierhin. Die Stoppel-, Herbst-, Wasser- oder Weiße Rübe
ähnelt im Wuchs dem Rettich, wird auch frisch wie dieser oder gedünstet
als Gemüse gegessen. Sie sollte aber nicht mit der Kohl-, Steckrübe
oder Wruke (Brassica napus ssp. rapifera) verwechselt werden,
einer rotköpfigen gelbfleischigen Rübe, die als Wintergemüse
im 1. und nach dem 2. Weltkrieg die Hungernahrung der Zivilbevölkerung
in den Städten war und von daher manchem älteren Menschen noch
in recht ambivalenter Erinnerung ist.
Die Stoppelrüben wachsen
sehr schnell. Sie werden im Juli/August ausgesät (oft zwischen die
Stoppeln der Getreidefelder, daher der Name!) und von Oktober bis Anfang
November, nachdem die Jungpflanzen vorher noch im Abstand von 10-20 cm
vereinzelt worden sind, geerntet. Früher wurden die Rüben als
Gemüse für den Menschen in Mieten eingelagert. Heute werden sie
in der Regel dem Vieh als Silage verfüttert.
Die Rübe besteht aus
der Wurzel und dem unteren Stängelanteil. Auf ihr sitzt eine aufrechte
Rosette von fiederspaltigen, kurz und dünn behaarten Blättern.
Die Stoppelrübe ist zweijährig. Wird sie nicht geerntet, überwintert
sie und schiebt im Frühjahr einen aufrechten, verzweigten, meist kahlen
Blütentrieb hervor. Die Blätter sind bis auf den Mittelnerv fiederteilig,
der Endabschnitt ist größer als die Seitenabschnitte. Sie sind
bläulich bereift, die oberen umfassen den Stängel herzförmig.
Die gelben Blüten stehen in mäßig reichblütigen, meist
doldig eingeebneten Trauben an den Enden des Stängels und der Äste.
Sie haben einen Durchmesser von 0,8-1,2 cm und bestehen aus 4 rundlichen,
keilig in den Stiel verschmälerten Blütenblättern. Die 4
Kelchblätter stehen fast waagerecht ab. Die Frucht ist eine kahle,
etwas abgeflachte Schote von 4-6,5 cm Länge und 2-3 mm Dicke.
Geschichte
Lange Zeit sprechen die Naturgeschichten
und Kräuterbücher der Alten nur unspezifisch und allgemein von
Rüben. Dioskorides schreibt, dass Rüben, gekocht als Gemüse
oder in Salzwasser eingelegt gegessen, Blähungen hervorrufen und wenig
Nahrung geben. Er nennt als weiteren Namen für die Rüben die
griechische Bezeichnung gongyle und meint das bedeutungsgleich zu
rapum,
denn er unterscheidet dadurch nicht verschiedene Pflanzen, geschweige denn,
dass er damit auch nur im entferntesten die Varietät
gongylodes,
unseren heutigen Kohlrabi, gemeint hat. Nach der Abbildung, die er der
Beschreibung beigibt, könnte es sich aber der Form der Blätter
und der Rübe nach doch um die Stoppelrübe handeln. Allerdings
variieren die Formen der Rüben sehr, diese sind bei den heutigen Sorten
sehr unterschiedlich von langgestreckt bis rund oder plattrund, von weiß-
bis gelbfleischig, rotköpfig oder rotrindig. Der hier wiedergegebene
Holzschnitt ist praktisch identisch mit der Abbildung bei Dioskorides und
stammt aus dem Kräuterbuch von 1532 des Otto Brunfels.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Als besonderes Gemüse und Spezialität unter den Stoppelrüben
oder Rübsen, wozu neben Mai- und Herbstrüben auch der im Norden
Deutschlands beliebte Stielmus zu zählen ist, gelten die Teltower
Rübchen (Brassica rapa ssp. rapa forma teltowiensis),
eine nur daumengroße Zwergform, die Jahrhunderte lang nur südlich
von Berlin im Sandboden der Mark Brandenburg kultiviert und wegen ihres
eigenartigen Geschmacks unter Feinschmeckern immer schon geschätzt
wurde. Sie enthalten weniger Wasser als die anderen Rübsensorten,
dafür relativ viel Zucker, Stärkemehl und bis zu 3 % Eiweiß.
Sie werden heute im Raum Berlin kaum noch gepflanzt und kommen aus Norddeutschland
insbesondere den Vierlanden bei Hamburg. Teltower
Rübchen haben eine lange Tradition und galten als Delikatesse. Goethe
ließ sie sich per Eilboten von Freunden aus Berlin nach Weimar schicken.
Sogar der Feinschmecker und Justizminister Napoleons Cambacérès
servierte die feinen Rübchen auf seiner Festtafel. Sie können
in gesalzenem Wasser gekocht und in einer Soße aus Butter, Mehl,
Gemüsewasser und Milch zubereitet werden. Gewürzt wird diese
mit Salz, weißem Pfeffer und wenig Muskatnuss.
Ein anderes Rezept ist:
800 g Teltower Rübchen
Rübchen waschen, schälen, abtropfen lassen und in feine Scheiben
oder 2 cm große Würfel schneiden. Butter oder Margarine im Topf
schmelzen, Zucker einrühren und 2 Min. goldbraun anrösten. Rübchen
dazugeben und 5 Min. leicht bräunen. Heiße Fleischbrühe
angießen, salzen und pfeffern. Dann bei schwacher Hitze zugedeckt
45 Min. dünsten. Speisestärke in einem Becher mit sehr wenig
Wasser glattrühren. Den Gemüsefond damit binden und einmal kurz
aufkochen lassen. Evtl. mit Salz und Pfeffer nachwürzen. Die Teltower
Rübchen in eine vorgewärmte Schüssel geben, mit feingehackter
Petersilie bestreuen und servieren.
40 g Butter oder Margarine
20 g Zucker
1/8 l heiße Fleischbrühe aus Würfeln
Salz, weißer Pfeffer
1 Teel. Speisestärke
1 Bund Petersilie
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zuletzt geändert am: 18.I.2002