Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
caulos |
|
Brassica oleracea L. | Brassicaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Alle kultivierten Kohl-Sorten
sind in der Regel zweijährig. Schon im ersten Jahr bildet sich eine
stark vergrößerte Endknospe, deren Blätter bei einigen
löffelförmig nach innen krümmen und im Spätsommer einen
Kopf formen. Der Stängel ist dick und wird je nach Art und Sorte bis
zu 2,50 m hoch. Die starken oft fleischigen, in der Gestalt sehr unterschiedlich
geformten Blätter haben einen Wachsüberzug und eine graugrüne
Färbung. Oft sind die Rippen dick und breit. Bei natürlichem
Wachstumsrhythmus bilden die Kohlpflanzen im zweiten Jahr lockere endständige
Trauben mit schön duftenden gelben Blüten, die familientypisch
vier Kelch-, Kronblätter, 4 längere und 2 kürzere Staubblätter
und 2 Fruchtblätter besitzen und gerne von Bienen als Weide angenommen
werden. Aus den Fruchtblättern entwickeln sich lange braune schmale
Schoten mit über 50 Samen.
Wildkohl finden wir heute
noch an den Küsten des Atlantik, z.B. bei Dover und auf Helgoland,
wo er sich als stark salzverträglich erweist. Diverse Wildkohlarten
sind an den Küsten und auf Inseln im Mittelmeerraum verbreitet. Alle
Wildkohlarten und Kulturvarietäten haben denselben Chromosomensatz
von 2n=18 und sind untereinander ungehindert kreuzbar bei kaum oder wenig
eingeschränkter Fertilität der Bastarde. Hierin liegt ein Grund,
weshalb sich in ziemlich kurzer Zeit so viele Varietäten aus dem gemeinen
Kohl (Brassica oleracea) entwickelt haben wie Rot-, Weiß-,
Spitzkohl, Wirsing, Markstammkohl, der heute fast nur noch als Viehfutter
genutzt wird, Grün-, Rosen- und Blumenkohl, Broccoli und Kohlrabi.
Gemeinsames Kennzeichen sind weiterhin das gleiche Aussehen der Blüten
und die relativ großen kräftigen Blätter. Kohl bietet ein
eindrucksvolles Beispiel für die außerordentliche Variabilität,
die Kulturpflanzen zu entwickeln in der Lage sind. Interessant ist ein
Vergleich der Chromosomenzahlen verschiedener Kohlarten:
Brassica napus ist nur
aus Kultur bekannt und vor langer Zeit im Mittelmeerraum aus der spontanen
Kreuzung B. oleracea x B. rapa entstanden. Durch
eine Mutation hat sich der Satz von 19 Chromosomen der (sterilen) Hybride
auf 38 verdoppelt, wodurch eine neue fertile Art entstanden ist. Man muss
davon ausgehen, dass sich unsere heutigen Kohlsorten von denen, die es
vor 2000 Jahren oder zur Zeit Karls des Großen gab, deutlich unterscheiden,
so dass wir im Karlsgarten nicht mehr den authentischen Kohl präsentieren
können. Die Sippen der Konvarietäten fruticosa mit der
var. ramosa (Strauch-, Stauden- und Tausendkopfkohl) und acephala
mit der var. viridis (Blatt- oder Blätterkohl, Kuhkohl) stimmen
am meisten mit den Wildformen überein. Mit dem Ewigen Kohl, der in
Belgien und der Eifel lange bekannt ist, im Volksmund auch "Spleeskouel"
genannt, was wohl auf die mehrfach im Jahr möglichen Ernten und seinen
unermüdlichen Wachstumsdrang Bezug nimmt, zeigen wir im Karlsgarten
einen typischen Vertreter der Tausendkopfkohle. Er ist mehrjährig,
was ihn zu einer Besonderheit unter den Kohlen macht, blüht nie und
wird ausschließlich über Kopfstecklinge vermehrt. Ein ebenfalls
urtümlicher und bemerkenswerter Vertreter der Blattkohle ist der Jersey-Kohl
der britischen Kanalinseln, der bei enger Pflanzung, öfterem Abblatten
und reichlich Feuchtigkeit 3 – 5 m lange, unverzweigte, verholzte aber
leichte Sprossachsen bildet, die zu Spazierstöcken und Dachsparren
verarbeitet werden.
Brassica nigra
Schwarzer Senf
2n = 16
Brassica oleracea
Wildkohl
2n = 18
Brassica rapa ssp.
pekinensis
Pekingkohl
2n = 20
Brassica rapa ssp.
oleifera
Rübsen, Ölrüben
2n = 20
Brassica napus
Raps
2n = 38
Geschichte
Nach der griechischen Mythologie
soll der Kohl aus dem Schweiß des Zeus entstanden sein. Er ist eines
der ältesten bereits seit der Antike angebauten Gemüse. Genaueres
über seine Entwicklung wissen wir nicht, da es kaum Samen- oder Schotenfunde
aus vorgeschichtlicher Zeit gibt. In den keltischen Sprachen finden sich
drei Wortstämme für Kohl: kol oder kal, bresic
und kap (Kappes für Kopfkohl). Demnach war den Kelten der Kohl
bestens bekannt. Die alte Bezeichnung mus, womit man auch Kohl meinte,
ist Stamm für die spätere Sammelbezeichnung "Gemüse". Die
Griechen pflegten schwangeren Frauen kurz vor der Entbindung Kohl zu geben,
um die Muttermilchproduktion in Gang zu bringen. Theophrast schreibt in
seiner Naturgeschichte der Gewächse: "Kohl zerfällt in drei Arten:
krausblättrig, glattblättrig und eine wilde Art, deren Blatt
glatt, klein und rund ist, diese ist übrigens reich an Zweigen und
Blättern und ihr Saft ist scharf und arzneilich. Daher die Ärzte
ihn zur Abführung brauchen. Im ganzen hat der krause Kohl größere
Blätter und bessere Säfte als der glatte." Cato empfiehlt Kohl
gekocht, eingemacht oder roh in Essig getaucht als allerbestes Gemüse.
Die Römer glaubten, dass Kohl, wenn man ihn zu Alkohol genösse,
den Kater verhindere, sie benutzten ihn praktisch als Entgiftungsmittel.
Mit seinen Blättern reinigten sie infizierte Wunden. Columella kennt
im 1. Jh.v.Chr. bereits 14 verschiedene Kohlsorten, deren Unterschiede
und Kultivierung Plinius später in seiner Naturgeschichte beschreibt.
Diese variierten, je nachdem in welcher Gegend der Kohl angebaut wurde
bzw. welche Teile der Pflanze (dicker zarter Stängel, Sprossen oder
Blätter) benutzt wurden. Echte Kopfkohle kannte man im Altertum vermutlich
noch nicht. In typischer Ausprägung entwickelten sich Rot- und Weißkohl
im westlichen und mittleren Europa wohl erst im Hochmittelalter zur Zeit
der Hohenstaufer-Kaiser.
Neben dem in Gärten
angebauten Kohl sammelten die Menschen auch immer den wilden Kohl. In Deutschland
waren genauere Kennzeichnungen der Kohlsorten dürftig. Man sprach
allgemein von "Kohl und Rüben" oder von "Kraut und Rüben", und
es war klar, dass Kohl (caulas) in keinem Nutzgarten fehlen durfte, so
ist er für den Klostergarten von Sankt Gallen genauso vorgesehen wie
für das Capitulare Karls des Großen. Hildegard von Bingen und
Albertus Magnus beschreiben ihn. Erstere stuft ihn aber als eher unnütz
ein und weist darauf hin, dass Menschen mit schwachem Darm Schwierigkeiten
haben ihn zu verdauen. Später ab dem 16. Jh. werden spezifische Sorten
unterschieden wie Kopfkohl, krauser Kohl (Grünkohl), Blumenkohl, Kohlrabi
und zuletzt 1785 Rosenkohl aus Brüssel (engl. Brussel sprouts).
Heutige Bedeutung und Verwendung
Kohl in jeder Varietät enthält zahlreiche Mineralstoffe, z.T.
auch in hohen Dosen und Vitamine, besonders Vitamin C, wobei in den grünen
Blättern wesentlich mehr Nähr- und andere Stoffe sind als in
den weißen Innenblättern. Dem Kohl werden auch krebsabweisende
Stoffe zugeschrieben, weshalb er rundherum als gesundes Nahrungsmittel
empfohlen wird. Der typische Kohlgeschmack ergibt sich aus der Zusammensetzung
von Senfölen und Zucker.
Als Gemüse hat er weltwirtschaftliche Bedeutung. Auf der Nordhalbkugel,
besonders auch in Asien (China, Japan und Korea) wird sehr viel Kohl gegessen.
In Deutschland entfielen 1980 rund 53-54 % des erwerbsmäßigen
Freilandgemüseanbaus auf Kohl. Den größten Teil nahm Weißkohl
ein, aus dem in einem Milchsäuregärungsprozess auch Sauerkraut
hergestellt wird. Die Liebe zu diesem eingelegten Kraut verbindet Deutsche
und Franzosen gleichermaßen. Bekanntlich liegt eines der Hauptanbaugebiete
im Elsaß. Danach folgen in der Statistik Blumenkohl, Rotkohl, Wirsing,
Kohlrabi, Grünkohl und Rosenkohl. Kohl lässt sich in Mitteleuropa
in jedem Klima bis zu 2000 m Höhe anbauen, wenn nur ausreichend Feuchtigkeit
und gute Nährstoffversorgung des Bodens gewährleistet sind.
Der therapeutische Nutzen des Kohls tritt hinter seine Bedeutung als
Gemüse weit zurück. Die Blätter werden blanchiert, zerdrückt,
zerschnitten oder ohne Mittelrippe gebügelt und heiß als Umschläge
oder Packungen auf schmerzende Gelenke, Geschwüre, Furunkel, Wunden,
Schwellungen und Tumore gelegt und sollen so Erleichterung bringen. Gegessen
unterstützen Kohlblätter die Verdauung, bauen Gifte in der Leber
ab, sind hilfreich bei Arthritis und beugen wegen des hohen Vitamin-C-Gehaltes
dem Skorbut vor. Captain James Cook führte deswegen im Proviant auf
seinen Seereisen rund um die Welt, die er im Auftrag der britischen Admiralität
unternahm, immer sehr viele Fässer Sauerkraut mit sich.
In der Küche spielt Kohl weltweit eine bedeutende Rolle. Wer allerdings
beim Wort Kohl die Nase rümpft kann nur ausgelaugten, totgekochten
und ungeschickt gewürzten Kohl vorgesetzt bekommen haben. In Wahrheit
sind alle Kohlsorten, vorsichtig gedünstet (manche auch leicht angebraten)
und weise gewürzt, wahre Delikatessen. So sieht es der Gartenjournalist
J. Dahl. Daher zum Abschluss einige Kohlrezepte:
1 Kopf Weißkohl
Kohlkopf längs vierteln, Strunk entfernen und in Streifen schneiden.
Zwiebel ebenfalls in Streifen schneiden. Schinkenspeck würfeln und
im Topf auslassen, Zwiebeln darin 5 Min. gelb braten. Kohl zugeben und
unter Rühren 1 Min. braten. Fleischbrühe und mit Kümmel,
Salz, Pfeffer und Majoran würzen. Zugedeckt bei geringer Hitze 30
Min. kochen. Stangenweißbrot in dünne Scheiben schneiden und
5 Min. auf beiden Seiten rösten. Käse reiben. Ein Drittel der
Suppe in eine feuerfeste Terrine geben, mit Brot belegen und Käse
darüber streuen. So fortfahren bis die Suppe verbraucht ist. Obenauf
Brot und Käse. Mit Butterflöckchen belegen und 15 Min. bei 220°
im vorgeheizten Ofen überbacken.
2 Zwiebeln
250 g Schinkenspeck
1 l heiße Fleischbrühe aus Würfeln
½ Teel. Kümmel
Salz, weißer Pfeffer
1 Messerspitze zerriebener Majoran
¼ altbackenes Stangenweißbrot
150 g Emmentaler Käse
50 g Butter 1 kg Blattkohl
Den frischen Blätterkohl grob schneiden, 10 Min. abkochen bis die
Blätter zusammengefallen sind, abgießen und grob hacken. Geschnittene
Zwiebeln in heißem Fett andünsten, den Kohl dazu geben, würzen
sowie die heiße Brühe untergießen. Zugedeckt etwa 20 Min.
stark, dann noch 60 Min. leicht dünsten.
2 l Wasser
50 g Fett
1 Zwiebel
Salz, Pfeffer, Zucker
½ l heiße Bouillon
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zuletzt geändert am: 18.I.2002