Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
solsequiam 21b Calendula officinalis L.  Asteraceae

 

 
 Ringelblume
deutscher Name 
 Goudsbloem
niederländischer Name 
 souci officinale
französischer Name 
 common marygold
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Ringelblume ist eine bis 60 cm hohe, einjährige, selten zweijährige, Pflanze, die mit ihren winterharten Samen überdauert und zur Familie der Korbblütler gehört. Sie ist vom Grund an verzweigt, wächst buschig mit fast stielrunden, etwas kantigen und meist filzig behaarten Stengeln. Die aromatisch riechenden, fein filzig behaarten, 10 – 15 cm langen, 3 – 4 cm breiten, spatelförmig zugespitzten, entfernt kleingezähnten Blätter stehen wechselständig und werden zur Spitze des Triebes hin immer kleiner. Die Blütenkörbchen mit einem Durchmesser von 2,5 - 5 cm stehen einzeln am Ende der Triebe. Die leuchtend orangegelben, breit schüsselförmigen Blütenköpfe setzen sich aus vielen einzelnen Blüten zusammen, deren äußere zungenförmige Randblüten, weiblich oder steril und deren zentrale Scheibenblüten röhrenförmig und zwittrig sind. Beide Blütenformen lassen keine Kelchblätter mehr erkennen und bilden keinen Pappus aus (an den Spitzen der Samen direkt oder gestielt ansitzender Federhaarkranz, der typisch für die "Pusteblumen" der Korbblüter ist). Die Fruchtköpfe stehen aufrecht mit gekrümmten, meist geflügelten Früchten. Fertile Früchte entwickeln sich aber nur aus den äußeren Blüten. Die Scheibenblüten vertrocknen nach der Bestäubung. Alle Früchte sind auf dem Rücken mit Höckern oder Stacheln besetzt und auf der Innenseite längsriefig und glatt. Die äußeren fast dreikantig, hakig oder hornartig gebogen und geschnäbelt. Die folgenden sind kürzer, breit kahnförmig mit geflügeltem, eingebogenem Rand und die innersten sind noch kleiner und schmäler, nicht geflügelt und fast kreisförmig zur Mitte des Blütenkörbchens eingerollt. Dieser Form der Früchte verdankt die Ringelblume ihren deutschen Namen. Der lateinische Gattungsname Calendula bedeutet übersetzt „kleiner Kalender" und bezieht sich darauf, dass die tagsüber geöffneten und nachts geschlossenen Blüten den Tageslauf der Sonne anzeigen. Weil die Ringelblume den ganzen Sommer, weit in den Herbst und oft bis in den Winter hinein blüht, gilt sie bei vielen Völkern als ein Symbol für die Unvergänglichkeit. Diese unerschöpfliche Blühfreudigkeit kann aber auch eine Erklärung des Namens sein, denn calendula heißt bei den Römern der jeweils erste Tag eines Monats und die Ringelblume blüht an vielen dieser "calendulae" im Jahr.
 
Die Ringelblume ist nur als Kulturpflanze bekannt. Vielleicht stammt sie von der im Mittelmeerraum verbreiteten Acker-Ringelblume (Calendula arvensis) ab. Bei uns ist sie häufig in Gärten anzutreffen und verwildert von dort zuweilen als Gartenflüchtling. Heute wird sie überall in den gemäßigten Zonen der Erde (Europa, Westasien, USA) kultiviert. Sie liebt sonnige Standorte und wächst auf beinahe jedem Boden.
 

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Geschichte

Die Ringelblume gilt nicht nur als eine der ältesten kultivierten Zierpflanzen, sondern besitzt seit jeher auch eine große Bedeutung als Arzneipflanze. Im alten Griechenland und bei den Römern sowie in der indischen und in der arabischen Kultur war die Ringelblume ein Heilkraut sowie Farbstoff für Gewebe, Lebensmittel oder Kosmetika.

Es scheint, dass es die Ringelblume zu Beginn des Mittelalters nördlich der Alpen nicht gegeben hat. Seit dem hohen Mittelalter ist sie aber in ganz Europa als Gewürz-, Arznei-, Garten- und auch als Zauberpflanze bekannt. Hildegard von Bingen beschreibt im 12. Jh. ihre Heilwirkung. Sie gibt Rezepte und Ratschläge zur Anwendung der Ringelblume bei entzündeter Haut sowie zur Entgiftung der inneren Organe: "Die Ringelblume ist kalt und feucht, und sie hat starke Grünkraft in sich, und sie ist gut gegen Gift. Denn wer Gift ißt, oder wem es verabreicht wurde, der koche Ringelblume in Wasser, und nach dem Ausdrücken des Wassers lege er sie so warm auf seinen Magen und sie erweicht das Gift, und es wird von ihm ausgeschieden." Aber nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Schafen und Rindern sollte ein Extrakt aus Ringelblume gegen Verdauungsbeschwerden heilbringend sein.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

In der westlichen Kräutermedizin ist die Ringelblume eine der vielseitigsten Heilpflanzen. Ihre antiseptischen und heilenden Eigenschaften verhindern die Ausbreitung von Infektionen und beschleunigen die Wundheilung. Auch ist sie als reinigendes und entgiftendes Kraut bei chronischen Infektionen bekannt. Verwendet werden vor allem die Blütenblätter sowie die Blütenköpfchen, aber auch je nach Anwendungsgebiet die oberirdischen Pflanzenteile. Hauptsächliche Inhaltsstoffe sind: Triterpensaponine und -alkohole, Sterole, Carotinoide, Flavonoide, Cumarine, ätherisches Öl. Davon wirken einige, insbesondere die Triterpenalkohole, antiseptisch bei Bakterien-, Pilz- oder Virus-Infektionen. In der Gynäkologie findet sie Verwendung, um Menstruationsbeschwerden zu lindern und die Monatsblutung zu regulieren. Aufgüsse wirken als Scheidenspülung gegen Pilzinfektion durch Candida. Innerlich als Aufguss wird sie zur lokalen Behandlung von Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt, etwa bei Magenschleimhautentzündung, Darmgeschwüren und Dickdarmentzündung.

Am bekanntesten ist wohl die heilende Wirkung der Ringelblume bei Hautproblemen: Sie wird äußerlich als Salbe oder Tinktur zur Behandlung von Schnittwunden, Abschürfungen und ähnlichen Verletzungen, bei Sonnenbrand und geringfügigen Verbrennungen, bei Akne und verschiedenen Ekzemen sowie bei Fußpilz angewendet. Auch bei durch Stillen wund gewordenen Brustwarzen, Kopfschorf und bei Windelausschlag ist sie hilfreich. Ihrer astringierenden Wirkung wegen wird sie bei der Behandlung von Krampfadern angewendet.

In der Küche werden die Blütenblätter wegen ihrer kräftigen gelben Farbe als Safranersatz in Reis, Suppen, Milchspeisen oder Kuchen gebraucht. Da das Färben von Speisen als Charakteristikum der mittelalterlichen Küche gilt, stand nicht zuletzt wegen der Verwendung als probater Ersatz für den teuren Safran die Ringelblume in hohem Ansehen. Später wurden allerdings oft in betrügerischer Absicht zur Geldschneiderei Ringelblumenblüten dem echten Safran zur Streckung beigemengt. Neben ihrer Wirkung als Heilpflanze kennt man heute die Ringelblume vor allem als "pflegeleichte" Zierpflanze. Wegen ihrer leuchtend orangegelben Blüten, ihrer langen Blühperiode und ihrer leichten Kultivierung eignet sich die Ringelblume hervorragend für Blumenbeete. Ringelblumen sind schöne und haltbare Schnittblumen, die auch gut in Trockensträuße eingebunden werden können, da die Blütenfarbe in getrocknetem Zustand erhalten bleibt. Neben den alten Bauernblumen sind mittlerweile unzählige neue Prachtzüchtungen auf dem Markt.
 

 
 



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zuletzt geändert am 6.IV.2001