Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
pomarios |
|
Citrus aurantium L. | Rutaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Pomeranze wächst
in ihrer Heimat Nordindien zu einem 6-12 m hohen immergrünen Baum
heran mit vielästiger Krone, grauschwarzen Rinde und starker Bedornung
in den Blattachseln. Bei uns angepflanzt, bleibt sie strauchförmig.
Die Blätter werden bis 10 cm lang und 5 cm breit und sind lanzettförmig
zugespitzt. Sie glänzen tiefdunkelgrün, sind von lederartiger
Derbheit und werden von einem verkehrt-eiförmig bis herzförmig
geflügelten Blattstiel getragen.
Die Blüten sind gestielt
und erscheinen einzeln in den Blattachseln oder in Gruppen an den Zweigspitzen.
Die 20-25 Staubgefäße sind umringt von 5 weißen, fleischigen
Kronblättern. Diese sind drüsig punktiert und durchscheinend.
Der Fruchtknoten ist 8-10(-12)-fächrig. Die im Reifezustand leuchtend
rot-orange Frucht erreicht mit 5-7 cm Durchmesser die Größe
eines kleinen Apfels und ist oben und unten leicht abgeplattet. Die Schale
ist rauh mit tiefeingesenkten Öldrüsen und hat bitteren Geschmack.
Das Fruchtfleisch ist sauer und enthält zahlreiche Samen. Die Pflanze
trägt das ganze Jahr über gleichzeitig Blüten und Früchte.
Da Zitrusfrüchte schon
sehr lange kultiviert werden, gibt es viele nah verwandte Arten und unzählige
Hybriden und Sorten. Zitrus-Arten benötigen mindesten 1.200 mm Niederschlag
im Jahr, 2.000 mm gelten als Optimum. Tiefere Temperaturen im Winter fördern
den Blütenansatz und das Aroma der Früchte. Die Pflanzen sind
sehr schädlingsanfällig. Die allgemein im Erwerbsanbau betriebene
zu hohe Stickstoffdüngung bringt hohe Erträge, verschlechtert
aber die Qualität der Früchte. Sie verschiebt das Verhältnis
Zucker/Säure zu Gunsten der Säure.
Geschichte
Der Name Bittere Orange leitet
sich vom Epitheton aurantium ab, der die goldgelbe Farbe der reifen
Frucht bezeichnet. Eine andere Deutung der Namensgebung geht vom ital.
Wort "naranci" aus. Im Laufe der Sprachentwicklung fiel der erste Buchstabe
weg, es entstand das Wort "aranci", von dem Orange abzuleiten ist. Das
ital. Aranci wurde zu "aurantium" latinisiert. Nach dieser Deutung wäre
der Anklang an das lat. Wort "aurum" für Gold rein zufällig.
Aus "poma aurantia" entstand der deutsche Name Pomeranze. Die Pomeranze
ist der Baum, nach dem die Orangerien benannt sind, die zur Zeit des Sonnenkönigs
Ludwig XIV. in Mode kamen. Seit Jahrtausenden wird die Pomeranze als Nahrungs-
und Heilpflanze in den Tropen, Subtropen angebaut. Von den Arabern und
Griechen wurde die Art in den Mittelmeerraum eingeführt. Vor hundert
bis zweihundert Jahren pries man besonders die getrockneten Pomeranzenschalen
aus Spanien und Portugal. Die Genuesen und Portugiesen führten süße
Orangen (Citrus sinensis) und Zitronen (Citrus medica) als
Obstform 1548 nach Italien und Spanien/Portugal ein.
Dioskorides beschreibt die
Nutzung der Kerne wie folgt: "... die Kern / den Biernkernen ehnlich /
welche in Wein getruncken / wider alles Gifft werden gerühmt / und
den Stulgang treiben. Den Mundt gewaschen mit der Brüh / da die Kern
oder Samen inn gesotten sindt / oder mit irem Safft / macht einen lieblichen
süssen Athem. Sie werden auch nützlich gessen wider die bösen
Lüfte der schwangeren Frawen. In die Kleyder kästen gelegt /
bewahren sie die Kleyder / daß sie von den Motten nicht werden gefressen."
Im Altertum wurden die Zitrusfrüchte
zum Symbol der Abwehr allen Zaubers und alles Bösen. Darunter fiel
auch der Schutz gegen bestimmte Insekten, der von der getrockneten Schale
ausging und die Verwendung in allerlei Tinkturen in der Pestmedizin. Insbesondere
die lebenserhaltende und reinigende Kraft der Zitrone begleitete bis in
die Zeit des zweiten Weltkrieges viele Rituale der Erneuerung und der Wandlung
wie Kindstaufen, Kommunion, Konfirmation und Hochzeiten. Im Mittelalter
erhielten sie im todesnahen Brauchtum große Bedeutung. Pfarrer, Sargträger
und die nächsten Angehörigen trugen Zitronen, die oft mit Rosmarin
oder Gewürznelken besteckt waren, bei Beerdigungen in der Hand. Oft
trugen auch zum Tode verurteilte beim Gang zur Hinrichtungsstätte
oder die indischen Witwen, die ihrem Mann in den Tod folgten, Zitronen
in der Hand. Zitronen gelten in der Malerei als Marienattribute und Zeichen
für Reinheit, Fruchtbarkeit und damit Reichtum und mütterlicher
Stärke. Bald wurden sie auch zur Verzierung von Essgeschirr verwand
und kündeten hier vom Reichtum ihrer Besitzer, denn Zitronen waren
Kostbarkeiten.
Sie kamen von weit her, der
Transport war verlustreich und gefährlich und sie waren nicht das
ganze Jahr über verfügbar. Daher stammt auch der Ausspruch: "Das
ist nicht weit her." Er will ausdrücken, dass das Besagte nicht besonders
wertvoll ist. Eine Zitrone hatte im 18. Jh. im Frankenland etwa den Wert
von einem Liter Bier oder den Gegenwert von etwa 5 Euro in heutiger Währung.
Nur wohlhabende Menschen und Herrscher konnten sie sich leisten. Auch in
ihrem Herkunftsland China hatten sie Symbolkraft und standen für Reichtum.
Dort wächst eine Varietät von Citrus medica, die fingerförmige
Auswüchse zeigt, die die halbrunde Frucht umgreifen. Sie wird gedeutet
als Hand Buddhas. Man findet sie dort oft auf Altären in Tempeln und
Privathäusern. Auch wurde die Frucht als Geste des Geldgreifens verstanden.
An Beamte verschenkt waren sie eine versteckte Anfrage, denn an der Reaktion
des Beschenkten konnte man den Grad seiner Bestechlichkeit erkennen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Da die Fruchtsäure der
Zitrusfrüchte stark appetitanregend ist und oft der Anblick der Frucht
schon ausreicht, war es in Europa in Fleischereien lange Zeit Sitte, einen
Schweinskopf in die Auslage zu legen, der eine halbierte Zitrone im Rüssel
trug. Unreife Pomeranzen von Erbsen- bis Kirschgröße legte man
in alkoholische Getränke wie Branntwein und Aquavit ein. Geröstet
und in Rotwein eingelegt, ergaben sie ein in früheren Zeiten bekanntes
Getränk, das man Bischof nannte. Derartige Getränke waren appetitanregend
und als Magenbitter bekannt. Man verabreichte auch 1-2 g Pomeranzenschale
pur gegen Magenbeschwerden, bei Blutungen mit Schwächezustand und
gegen Würmer. Der Aufguss von 5 g Orangenblüten und –blättern
war ein bekanntes schweißtreibendes Mittel, das auch gegen Krämpfe
eingesetzt wurde. Aus dem Saft der Zitrusfrüchte mit Zucker und Wasser
bereitete man die Orangeade und Limonade, ein erfrischendes Getränk,
das gegen Skorbut und bei zu starker Gallenabsonderung getrunken wurde.
Auch heute noch verwendet
man die Früchte und verschiedene Öle, die aus den unterschiedlichen
Pflanzenteilen gewonnen werden. Die engl. "Orange Marmelade" besteht hauptsächlich
aus Pomeranzen. Sie werden aus Spanien vor allem ins schottische Dundee,
dem Zentrum der britischen Marmeladenindustrie, exportiert. Säfte
und Limonaden werden meist aus Mischungen von süßen und bitteren
Früchten hergestellt. Die in Italien bekannte Bitterlimonade "Chinotto"
wird mit der Schale der kleinen, sehr bitteren Chinotte (Citrus aurantium
L. ssp. aurantium var. pumila) aromatisiert. Die kandierte
Schale der Pomeranzen bietet das Orangeat, die der Zitronen das Zitronat.
Orangeat und Zitronat sind essentielle Bestandteile weihnachtlichen Backwerks
wie Stollen und Früchtebrot. Sie finden auch in Verbindung mit Blüten
und Blättern in Früchtetees Verwendung. Pomeranzenschalen werden
außerdem zur Herstellung verschiedener Liköre verwendet, die
unter den Namen Curacao, Cointreau und Grand Marnier gehandelt werden.
Die Obstformen der Zitrusfrüchte werden in den Herkunftsländern
zu Konserven verarbeitet, die dabei anfallenden Schalen zur Pektinherstellung
oder als Viehfutter genutzt. Aus den Schalen destilliert man auch Zitrusschalenöle.
Die Bergamotte (Citrus bergamia) wird in Süditalien ausschließlich
zur Gewinnung des Schalenöls angebaut, das man z. B. zur Aromatisierung
von schwarzem Tee benutzt (Earl Grey). Aus den Blättern, jungen Zweigen
und unreifen Früchten der Zitrusarten werden "Petitgrain"-Öle
destilliert, aus den Orangenblüten das Orangenblütenöl "Neroli
Portugal" und aus den Blüten der Bitterorangen das sehr hoch bezahlte
Neroliöl "Neroli Brigarade". Diese Öle finden als Duftstoffe
vor allem in der Parfum- und Seifenindustrie Verwendung. Neroliöl
ist für die beruhigende Wirkung von Husten- und Beruhigungstees verantwotlich.
Die Öle enthalten Hesperiden und Neohesperiden, Naringin und Limonin
als Bitterstoffe sowie Limonen, Linalool, Linalylacetat, Nerol, Nerolidol,
Nerylacetat, Geraniol, Jasmon, Anthranilsäuremethylester und organische
Säuren wie Citronensäure und Äpfelsäure in unterschiedlichen
Verhältnissen. Außerdem enthalten Früchte und Schalen Flavonoide,
Cumarine, Triterpene, Vitamin C, Carotin und Pectin.
Da getrocknete, unreife Pomeranzen
ungemein hart werden, lassen sie sich drechseln und polieren. Unter anderem
fertigte man Rosenkränze daraus.
Zum Schluss noch einige Rezepte
mit Zitrusfrüchten:
4 Hähnchenbrustfilets ohne Haut und KnochenDie Hähnchenbrustfilets im Olivenöl von beiden Seiten goldbraun anbraten, nach dem Braten salzen und pfeffern, aus der Pfanne nehmen und warm stellen. Die sehr fein geschnittenen Möhren und Zwiebeln im Bratenfond anbraten und mit dem Orangensaft, dem Limettensaft ablöschen und den Weißwein angießen. Die Sauce etwas einkochen lassen und mit dem Mixstab pürieren, dann salzen und pfeffern. Die Hähnchenbrüste in die Sauce legen und zugedeckt bei mittlerer Hitze 10 Min. ziehen lassen. Mit Orangenscheiben anrichten.
Salz und Pfeffer
4 EL Olivenöl
2 Möhren in feine Würfel geschnitten
1 Zwiebel gehackt
1 TL Zucker
Saft von 3 Orangen
Saft von 1 Limette
1/8 l Weißwein
Orangenscheiben zum garnieren
6 EierZunächst trennt man die Eier in Eigelb und Eiweiß, schlägt das Eiweiß zu Schnee und reibt die Hälfte der Pomeranzenschale auf einer feinen Reibe ab. Auf geringer Hitze werden 6 Eigelb, 50 g Butter, 50 g Mehl, 150 g Zucker, die Pomeranzenschale und die Prise Salz mit gut ¼ Liter Vollmilch mit dem Schneebesen wie Creme geschlagen bis die Masse kocht. Dann nimmt man sie vom Feuer und schlägt sie weiter, bis sie erkaltet ist. Dabei zieht man den Saft der zwei Orangen unter. Zuletzt zieht man den Eischnee unter die Masse, streicht eine Form mit Butter aus und bäckt den Auflauf etwa eine halbe Stunde lang im Backofen ab.
50 g Butter
50 g Mehl
150 g Zucker
1 Prise Salz
¼ l Vollmilch
1 Pomeranze
2 Orangen
3 l WeißweinBischof
8 ungespritzte Apfelsinen
400 g Zucker
Die Apfelsinen dünn abschälen und die Schalen mit dem Zucker zum Weißwein geben, 24 Stunden zugedeckt stehen lassen und dann durch ein feines Sieb gießen.
3 RotweinMan reibt die gelbe Schale der Pomeranzen ab, vermischt sie je nach Geschmack mit Zucker und gibt das Gemisch zum Rotwein. Mehrere Tage bei gelegentlichem Umrühren stehen lassen. Danach abseihen durch ein Mulltuch und in Flaschen abfüllen, um Ihn als Bowlenextrakt zu verwenden.
9 Pomeranzen
Zucker
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zuletzt geändert am: 3.VII.2004