Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
costum |
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Saussurea costus L. | Asteraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Im Gegensatz zu einer "Costus"
genannten Pflanze, die in den Tropen wächst und den Ingwergewächsen
(Zingiberaceae) zugerechnet wird, gehört Saussurea costus (synonym
S. lappa) mit ca. 300 anderen Arten der Gattung zu den Asterngewächsen.
Es handelt sich um distelähnliche Stauden mit wechselständigen
einfachen, ganzen oder fiederschnittigen Blättern und Blütenköpfen
aus zwittrigen Einzelblüten mit oder ohne Strahlenblüten, in
Trugdolden oder Rispen oder einzeln angeordnet und kahlen Samen, die an
einem Pappus aus fedrigen und rauen Borsten oder Haaren hängen. Alle
Saussurea-Arten wachsen in den Gebirgsregionen von Europa, Asien
und Nordamerika. Saussurea costus ist auf dem indischen Subkontinent
in den Gebirgsregionen von Kaschmir (2.500-3.300 m Höhe) heimisch.
Aus einer dicken, sich verjüngenden
Wurzel wächst ein einfacher aufrechter Stängel 2-3 m hoch. Die
ungefähr 30 cm langen Grundblätter sitzen an langen Stielen und
sind fiederschnittig oder unregelmäßig gebuchtet mit großer
oft dreieckiger Spitze und ganz oder unregelmäßig gezähntem
Rand. Die oberen Blätter umfassen den Stängel und sind kleiner.
Die lila bis blauschwarzen Blütenköpfe sind 2,5-3,5 cm breit
und sitzen vereinzelt oder zu wenigen in dichten runden Endknäueln.
Sie haben eiförmig-lanzettliche Kelchblätter mit schmalen verdrehten
und zurückgebogenen Spitzen. Die 5 mm langen Samen hängen an
unterschiedlich langen (-15 mm) Pappi. Die Vermehrung erfolgt über
reife Samen und Teilung im Frühjahr. Als Standort für die Kultivierung
eignen sich feuchte Böden in sonniger oder halbschattiger Lage. Die
Wurzel wird im Herbst und im Frühjahr geerntet.
Geschichte
Benannt ist die Gattung Saussurea
nach dem Schweizer Botaniker Horace Benedict de Saussure (1746-1799). Über
den Namen costus ist nichts bekannt. Die Kostwurz wurde im Altertum
schon auf der Seidenstraße nach Europa gebracht, sogar im Austausch
gegen Wein, Kupfer, Zink, Blei, Glas, dünnem Stoff u.a. nach Rom transportiert,
wie es im "Handbuch für griechische Schiffer" aus der Zeit Neros berichtet
wird. Damals wie auch später im Mittelalter war Kostus in zahlreichen
Arzneimitteln enthalten.
Ein Beispiel aus dem Lorscher
Arzneibuch für das "undankbare" Antidot (= Gegenmittel) gegen Seitenstechen,
Erbrechen von Blut, Husten, Atemnot, Dysenterie, Schlaflosigkeit:
Dioskorides unterscheidet
drei Sorten Costus: den arabischen, den er für den besten hält,
klein, nicht bitter, weißlich mit einem starken lieblichen Geruch,
den indischen, voll, fest, schwarz und leicht und ähnlich dem Kraut
Ferula (F. communis = Ferkelkraut, Steckenkraut) und den
syrischen, der schwer und gefärbt wie Buchsbaum war und einen scharfen,
beißenden Geschmack hatte. Ersatzweise wurden Alantwurzeln als Kostus
verkauft, die aber nicht so scharf und beißend schmeckten und weniger
stark rochen.
Übrigens heißt das
Mittel "undankbar", weil bereits nach einmaliger Einnahme das Leiden so
schnell verschwand, dass man auf weitere Einnahmen verzichtete und den
Arzt einfach nicht mehr bezahlte.
1 Unze Gelbdolde, 2 Unzen
Safran, 1 Unze Bibergeil, 4 Unzen langer Pfeffer, 1 Unze Pfeffer, 4 Unzen
Kostwurz, 4 Unzen Styrax, 1 Unze Zimtkassie, 1 Unze Mutterharz, genügend
attischer Honig.
Dioskorides empfiehlt Bäder
und Dampfbäder, Salben, Breie, Zäpfchen, Pulver, Tränke
aus Costus oder mit Costus zusammen zum Purgieren und Harntreiben, zum
Herbeiführen der Periode, zur Beruhigung von Schmerzen insbesondere
des Unterleibs und der Gebärmutter, gegen Fieber, Spulwürmer,
Blähungen, Pickel, Hautunreinheiten und Leberflecken im Gesicht und
gegen alte Wunden, Hüftgicht (Ischias) und geschwollene Glieder. Und
zum Schluss meint Dioskorides noch: "Zweyer quintlin (costus) mit Meth
und Honigwasser getruncken macht er ein begird zur unkeuschheit."
Heutige Bedeutung und Verwendung
Zum ersten Mal wird über
den Anbau von Costum im Capitulare de villis berichtet. Allerdings ist
nicht sicher festzustellen, welche Pflanze gemeint ist: die Kostwurz (Saussurea
costus), die in Mitteleuropa als Freilandpflanze nicht bzw. nur schlecht
gedeiht, oder die Frauenminze (Tanacetum balsamita). Im Karlsgarten
sind daher beide Pflanzen vorgesehen.
Obwohl die Droge Radix
Costum ehemals als Bestandteil zahlreicher Arzneimittel sehr beliebt
und geschätzt war und rege gehandelt wurde, kann man die Pflanze letztlich
nicht endgültig weder aus antiken Schriften noch später nach
Kräuterbüchern oder Pflanzenglossaren bestimmen, da es keine
eindeutigen Beschreibungen oder Abbildungen gibt. Im Dioskorides ist lediglich
der Teil einer getrockneten Wurzel zu sehen, die zu vielen Pflanzenarten
passen würde.
Radix Saussureae enthält
ein etherisches Öl, das die Grundlage für zahlreiche Flüssigkeitsextrakte,
Öle, Puder, Absude und andere Arzneimittel bildet. Dieses Öl
darf aber isoliert nicht innerlich angewendet werden. In der chinesischen
Medizin spielt es heute noch eine große Rolle. Deshalb wird die Kostwurz
in China angebaut, nachdem der Export der Wurzeln in Indien mittlerweile
wegen intensiven Sammelns und der damit verbundenen Gefahr der Ausrottung
verboten ist. Die ayurvedische Medizin verwendet die Kostwurz schon seit
2.500 Jahren als kräftigendes, anregendes und antiseptisches Mittel,
als Aphrodisiakum wie auch als Empfängnis verhütendes Mittel
und als Haarfärbemittel. Zusammen mit anderen Arzneipflanzen wird
die Kostwurz eingesetzt bei Atemwegserkrankungen (Bronchitis, Asthma),
bei Verdauungsbeschwerden (Blähbauch, Verstopfung) und Erkrankungen
von Leber und Gallenblase, bei Cholera. Eine weitere Verwendung findet
die nachhaltig duftende Wurzel vor allem in China als Fixativ in der Parfumindustrie.
Wegen der Intensität des Geruchs heißt die Kostwurz in China
auch "Mu-xiang" = Holzgeruch.
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zuletzt geändert am: 6.VIII.2002