Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
diptamnum
38
Dictamnus albus L. Rutaceae
 
 
   
 Diptam
deutscher Name 
 Vuurwerkplant
niederländischer Name 
 fraxinelle commune 
französischer Name 
 burningbush
englischer Name 
   
    
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
 
Botanische Beschreibung der Art

Der 40-80 cm hohe Diptam wächst aufrecht mit meist unverzweigtem, drüsenreichem Stängel. Er ist der einzige auch in Mitteleuropa einheimische Vertreter der Familie der Rautengewächse und hat sein natürliches Vorkommen in warmen, sonnigen, lichten Laubwäldern und entlang von Waldsäumen der Kalkgebiete des südlichen Europa bis nach Asien hinein. In Deutschland kommt Diptam wildwachsend in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im nördlichen Bayern vor und steht unter Naturschutz. Die Staude ist frosthart und wächst in Kultur in lockerer, trockener, mäßig nährstoffreicher Erde in der vollen Sonne wie im Halbschatten.

Der Diptam hat unpaarig gefiederte, ledrige Blätter, die nach Zitrone duften (die Weinraute und die eigentlichen Zitronen gehören zur selben Pflanzenfamilie!). Die 7-11 Teilblättchen sind am Rand fein gesägt. Sie gleichen den Fiederblättern einer Esche, worauf der franz. Gattungsname "fraxinelle" Bezug nimmt. Im Frühsommer trägt er in großen Trauben stehende weiße oder rosa Blüten mit violetter Aderung. Von den fünf Blütenblättern weist eines nach unten. Die langen violetten Staubblätter ragen gebogen aus der Blüte heraus. Die Frucht ist eine sternförmige, fünfgliedrige Kapsel, die mit vielen drüsenköpfigen Härchen besetzt ist. Die Samen sind schwarzglänzend und rundlich. Die Staude besitzt einen weißen, waagerecht kriechenden Wurzelstock.

Diptam zählt zu den Giftpflanzen. Alle Pflanzenteile können bei Genuss zumindest zu Magenverstimmung führen. Nachgewiesen und zu beachten ist auch, dass der Saft der Blätter auf der Haut unter Einwirkung des Sonnenlicht photoallergische Reaktionen hervorruft.
 

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Geschichte

Der latinisierte Name dictamnus bedeutet Strauch (thamnos) vom Berg Dicte, der auf Kreta liegt. Dort wurde die Pflanze in der Antike sehr verehrt, weil man ihr wundersame Heilkräfte zuschrieb. Mit ihr heilte Aphrodite die Wunden des trojanischen Helden Aeneas und man glaubte, von Giftpfeilen getroffene Bergziegen fraßen von dieser Pflanze, woraufhin die Pfeile aus ihren Körpern fielen und die Wunden verheilten. Jedoch handelt es sich dabei nicht um Diptam, sondern um einen ähnlich riechenden, kretischen Dost (Origanum dictamnus). Der Artname albus kommt von der weißen Wurzel des Diptam. Darauf nehmen auch deutsche Namen wie Weißwurz, Elfenbeinwurzel, oder Todtenbein Bezug. Feuerpflanze oder Blitzblumm nehmen Bezug auf die immer wieder nachgesagte Selbstentzündung der Pflanze. Aufgrund der Ähnlichkeit der Blätter mit der Esche spricht Tabernamontanus von der "Aeschwurz", nennt aber auch den Namen "Bockwurz", den Dioskorides ebenfalls gebraucht. Er erklärt: Der Blüten "Geruch ist süß, lieblich, wie ein wohlriechender Zimmet, aber die Wurtzel ist eines starken Geruchs, fast wie ein Bock." Bezeichnenderweise übertrug dann auf diese heimische Pflanze Hieronymus Bock den Namen dictamnus.

Eine ganze Reihe von innerlichen und äußerlichen Anwendungen des Diptam beschreibt Tabernaemontanus: Aus dem Saft der Wurzel stellte man ein Wundheilmittel her; mit dem Rauch der glimmenden Wurzel sollten sich Frauen behandeln, wenn sie die Periodenblutung einleiten wollten. Aufgrund der zusammenziehenden Wirkung auf die Gebärmutter wurde Diptam als ein geburtsförderndes Mittel angewandt, das auch die Austreibung der Nachgeburt beschleunigte, jedoch in falscher Dosierung Fehlgeburten auslöste. Bei Kopfschmerzen sollte man Diptamwasser durch die Nase einziehen; dieses verhelfe auch zu einer reinen Haut. Das Öl aus den Blüten in Umschlägen aufgelegt half gegen das bekannte Zipperlein (Gicht). Innerlich wurden Blüten- Samen- und Wurzel-Auszüge außerdem gegen Fallsucht, Würmer, Bauchschmerzen und Schlangenstiche eingesetzt. Tabernaemontanus empfahl abschließend den Diptam als Zutat für den viel gerühmten Theriak, einen Heil- und Zaubertrunk, der im gesamten Mittelalter bis in die Neuzeit eine Rolle gespielt hat und schlussendlich sogar als Heilmittel gegen die Pest galt. Heute findet er seinen Nachklang im Schwedentrunk und den Schwedenkräutern. In der chinesischen Medizin wurde Diptam um 600 n.Chr. beschrieben als Mittel gegen pathogene Hitzewallungen. Hildegard von Bingen behandelte mit zermörsertem Diptam Herzbeschwerden und den Stein, der "von fetter Natur im Mensch" wächst, also offenbar Gallensteine. Gegen Epilepsie wurde Diptam in Kombination mit Mistel und Paeonie verwendet.

Blätter, Samen und Wurzel enthalten duftende etherische Öle. Aufgrund dieses hohen Gehalts an leicht flüchtigen Ölen hält sich daher hartnäckig das Gerücht, der Diptam entzünde sich bei heißem Wetter selbst, worauf sowohl der niederländische Name "Vuurwerkplant" als auch der engl. "burningbush" verweisen. Ein Zusammenhang mit dem in der Bibel erwähnten brennenden Dornbusch lässt sich allerdings nicht herstellen und J. Dahl berichtet von seinem jahrelangem Bemühen bei sommerlicher Hitze die Pflanze zu entzünden, was ihm allerdings nie gelang.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Diptam enthält neben den etherischen Ölen Saponine und Bitterstoffe, sowie Cumarin und Alkaloide, z.B. Dictamnin und Fagarin. Verantwortlich für die Photoreaktion ist das Bergapten.

Als Heilwirkung werden allgemein fungizide, bakterizide und fiebersenkende Eigenschaften beschrieben. In der Schulmedizin wird der Diptam heute aber nicht mehr verwendet. In der Volksmedizin werden Zubereitungen der Wurzel als schleimlösendes Mittel, sowie bei Magenkrämpfen und Nierenerkrankungen eingesetzt. Tinkturen mit den etherischen Ölen werden zum Einreiben bei rheumatischen Beschwerden verwendet. In der Homöopathie werden die frischen Blätter bei Gebärmutter- und Menstruationsbeschwerden verwendet. Traditionell wurde (und wird) die Pflanze zum Aromatisieren von Likören und in Sibirien zur Herstellung eines Tees gebraucht.
 

 

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zuletzt geändert am: 21.XII.2001