Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
cardones |
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Dipsacus sativus (L.) Scholl. | Dipsacaceae |
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Botanische Beschreibung der Art
Karden kommen in 15 zwei-
oder mehrjährigen, frostharten Arten in Europa, Nordafrika und den
gemäßigten Zonen Asiens vor. Sie sind die typischen Vertreter,
die der ganzen Familie den Namen geben. Sie wachsen auf durchlässigen,
mäßig fruchtbaren Böden in der Sonne oder im leichten Schatten,
in Unkrautbeständen an Wegen, Schuttplätzen, Dämmen etc.
und verbreiten sich rasch durch Aussaat.
Die Karden besitzen kräftige
Stängel, die sich erst oben verzweigen, rauhe, stachelige, gegenständige
Blätter und - besonders typisch! - langstielige aufrechte meist walzenförmige
Blütenköpfchen, an deren Basis sich ein Kreis langer dorniger
Hoch- oder Hüllblätter befindet. Die Blüten selbst sind
klein, weiss, rosa oder purpurrot bis lila, haben jede ein eigenes langausgezogenes
Spreublatt und öffnen sich nacheinander von der Basis her.
Dipsacus sativus wird
heute als Unterart von Dipsacus fullonum aufgefasst und ist bei
uns als Kulturpflanze bekannt. Wild kommt sie nur im westlichen Mittelmeerraum
vor. Fachleute meinen, sie stamme von Dipsacus ferox ab. In den
Merkmalen ähnelt D. sativus stark D. fullonum, die daher
im folgenden genauer beschrieben wird.
Dipsacus sativus ist
genauso wie Dipsacus fullonum zweijährig. Die Weberkarde unterscheidet
sich von der wilden Karde nur dadurch, dass die Hüllblätter bei
letzterer nach oben gebogen sind wohingegen sie bei ihr waagerecht abstehen
und die kleinen Spreublätter bei den einzelnen Blüten breiter,
kürzer, starr, unbiegsam und an der Spitze nach rückwärts
gekrümmt sind. Letzteres Merkmal machte Dipsacus sativus für
den Menschen nützlich.
D. fullonum (anderer
Name: D. sylvestris) wächst in Europa und Westasien auf etwas
steinigen kalk- und stickstoffhaltigen Böden in Unkrautbeständen,
auf frischfeuchten Ruderalstellen, in Auwäldern und an Böschungen
bis auf eine Höhe von 1000 m. Aus einer Rosette von 30 cm langen,
spitzen, am Rand kurz bewimperten Blättern, die bei Beginn der Blüte
vertrocknen, wächst ein bis zu 2 m hoher, aufrechter im oberen Teil
verzweigter Stängel. Er ist kantig gerillt, und auf den Kanten unregelmäßig
mit 1-5 mm langen Stacheln besetzt. Die Stängelblätter sind kürzer,
ungeteilt, am Rand kahl oder zerstreut stachelig. Sie stehen sich gegenüber
und sind am Grunde paarweise tütenförmig miteinander verwachsen,
so dass sie kleine Wasserreservoirs ausbilden. Der Hauptnerv dieser Blätter
ist an der Unterseite mit Stacheln besetzt. Im Spätsommer wachsen
aus den oberen Blattachseln an langen stacheligen Stielen 3-10 cm lange
und 2,5-4,5 cm breite Blütenähren in konischer, walzlicher oder
später auch zylindrischer Form. Die Blütenköpfchen sitzen
auf schmal lanzettlich bis schmal linealen, ungleich großen, bogig
aufgerichteten Hüllblättern, von denen die längeren
die Ähren überragen. Die kleinen hellvioletten Blütchen
haben vier etwa gleich lange Blütenblätter. Ihr Kelch ist röhrig,
vierkantig und mit den benachbarten Kelchen wabenartig verwachsen. Jede
Blüte sitzt auf einem kleinen nach oben gebogenen, elastischen Hoch-
oder Spreublatt, das in einen Stachel ausläuft. Die Blüten in
der Köpfchenmitte öffnen sich als erste. Danach schiebt sich
die Zone der geöffneten Blüten gleichmäßig nach oben
und nach unten woraus dann zwei Ringe offener Blüten resultieren.
Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln, Bienen und Fliegen. Die Frucht
ist ein kleines Nüsschen. In der Fruchtverbreitung zählt die
Karde zu den Tierballisten, d.h. die Versteifung bzw. die hakenförmige
Verlängerung der Tragblätter und der distelartige federnde Bau
der Pflanze machen es möglich, dass die Nussfrüchte beim Vorbeistreifen
von Tieren hinauskatapultiert werden. Der abgestorbene Stängel mit
den leeren Blütenständen bleibt den ganzen Winter über stehen.
Geschichte
Der Name Dipsacus lässt sich etymologisch aus dem gr. "dipsa" = Durst ableiten. Damit nimmt er Bezug auf den Wanderer, der seinen Durst mit dem Wasser aus den Reservoirs in den Blattachseln löschen kann. Dioskorides nennt Dipsacus wegen des Wassers auch "Labrum Veneris" = Venusbad. Es herrschte der Glaube, dass Mädchen, die sich mit diesem Wasser waschen, besonders schön werden. Ebenso glaubte man aber auch, das Wasser sei sehr wohltuend für die Augen.
Dioskorides weiß noch
um andere heilsame Wirkungen der Karde. So sollte man die Wurzeln in Wein
sieden und dann zerstoßen, bis eine dicke Paste wie Wachs entsteht,
die gut gegen Schrunden und Fisteln am Hintern sei (Fisteln sind abnorme
kanalartige Verbindungen zwischen einem inneren Organ und der Körperoberfläche).
Diese Paste, in kupfernen Büchsen gehalten, vertriebe auch Warzen.
Darüber hinaus berichtet Dioskorides, gäbe es in den Blütenköpfen
kleine "würmelin", die, in Blasen gebunden an Hals oder Arm gehängt,
gut seien gegen das viertägige Fieber.
Mit den trockenen Fruchtständen
der Weberkarde hat man früher Wollgewebe "gekrempelt", d.h. den Wollstoff
gekämmt und dabei die Haare "aufgekratzt". Heute wendet man diese
Methode nur noch bei der Herstellung von Filz für Billiardtische an.
Wegen einer ähnlichen Verwendung zum "Hecheln" des Leins (Aufspalten
der zusammenhängenden und Auskämmen der kürzeren Fasern
bevor sie versponnen werden) dürfte die Weberkarde als Utensil für
die Leinenweberei in die Pflanzenliste des Capitulare aufgenommen worden
sein.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Eine gewisse Verwendung finden
Karden heute noch bei den Landschaftsgärtnern, die sie wegen ihres
statuenhaften Erscheinungsbildes in Gärten und Parks einsetzen und
bei Floristen, die sie in Trockensträuße mit einbinden.
Die therapeutische Anwendung
von Karden ist umstritten. Sie enthalten Inulin, Bitterstoffe, Saponine,
organische Säuren und das Glykosid Scabiosid, das aber noch nicht
näher erforscht ist. Eine genauere Untersuchung der Wirkung könnte
durchaus lohnend sein, denn die meist aus den Wurzeln gewonnenen Stoffe
gelten als harn- und schweißtreibend, magenberuhigend und verdauungsfördernd,
gut gegen Durchfall, adstringierend und hilfreich bei Gelbsucht und bei
Gallenbeschwerden.
In der Volksheilkunde gilt
Dipsacus fullonum als wohltuend bei Fissuren (Rissen) und Rhagaden
(Schrunden). Aus ihnen wird eine Heiltinktur zur Behandlung von Hautkrankheiten
hergestellt.
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zuletzt geändert am: 3.XI.2002