Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
amandalarios |
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Prunus dulcis (Mill.) D.A.Webb | Rosaceae |
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Botanische Beschreibung der Art
Der Strauch oder kleine Baum
hat gerade, kahle, bei der Wildform dornige Zweige mit grauer Rinde. Die
Blätter sind länglich-lanzettlich, am Rand stumpf gesägt,
kahl und glänzend dunkelgrün. Am 2,5cm langen Blattstiel sitzen
wenige Drüsen. Aus den Achseln der vorjährigen Blätter treiben
meist drei Knospen. Die beiden seitlichen sind Blütenknospen. Die
sehr früh erscheinenden Blüten sind deshalb paarweise angeordnet.
Die 5 länglichen Kelchblätter sind am Rand dicht filzig behaart.
Die Kronblätter sind bis 2cm groß, am Ende ausgerandet, ±
rosa und manchmal dunkler geadert. Die ca. 20 relativ kurzen Staubblätter
tragen gelbe Staubbeutel. Das einzige Fruchtblatt entwickelt sich zur einer
graugrünen, gefurchten, samtig-filzig behaarten, länglich-abgeflachten
Steinfrucht mit zähem, meist am Steinkern haftenden Fruchtfleisch.
Der Steinkern ist stark abgeflacht, gekielt und runzelig bis gefurcht.
Der darin enthaltene zimtbraune Samen ist abgeplattet und etwa 2cm lang.
Je nach Sorte kann er sehr bitter sein. In den Handel kommen die vom Fleisch
befreiten Steinkerne oder die Samen. Die Mandel ist botanisch also keine
Nuss!
Hauptsächlich nach der
Frucht werden drei Varietäten unterschieden: Die Süß-Mandel
(var. dulcis) hat "süße" -besser: nicht bittere- Samen.
Außerdem laufen die unteren Sägezähne des Blattes in kleine
Drüsen aus, und der Griffel ist länger als die inneren Staubblätter.
Die Bitter-Mandel (var. amara) unterscheidet sich durch kleinere,
bittere Samen und kürzere Griffel. Die Krach-Mandel (var. fragilis)
hat ± süße Samen in einer krustig gefurchten, zerbrechlichen
Steinschale. Außerdem sind die Blätter drüsenlos und die
Kronblätter nur so lang wie die Kelchblätter.
Die Art stammt aus Südwestasien,
wo es auch heute noch Wildvorkommen gibt. Von allen Obstgehölzen der
Gattung Prunus ist die Mandel die wärmeliebendste und frostempfindlichste.
In Mitteleuropa beschränkte sich die Kultur schon immer auf Wärmeinseln
wie das Mainbecken, den Oberrhein oder die Bergstraße. In den entsprechenden
Klimazonen wird die Mandel heute weltweit angebaut.
Geschichte
Die Mandel scheint schon
früh aus ihrem vermuteten Ursprungsgebiet in Turkmenistan und West-Tschien-Schan
weiter verbreitet worden zu sein. Bereits in der Steinzeit lässt sich
die Mandel für den Nahen Osten und Griechenland nachweisen. Ob die
Pflanzen gezielt angebaut oder unbewusst verschleppt wurden, lässt
sich aus den Belegen nicht rekonstruieren. Ab der Bronzezeit scheint es
aber eine Mandelkultur gegeben zu haben. Möglicherweise ist die Mandel
überhaupt das älteste Kulturobst in der Alten Welt.
Die sehr frühe, spektakuläre
Blüte und die Symbolik des in einem harten Kern verborgenen Samens
haben die Fantasie der Völker schon immer beflügelt. Nach der
griechischen Mythologie starb die thrakische Prinzessin Phyllis vor Kummer,
weil ihr Geliebter Akamas (nach einer anderen Version sein Bruder Demophon)
nach dem Trojanischen Krieg wegen schwerer See in Troja zurückgehalten
wurde und sie ihn für gefallen wähnte. Die Götter verwandelten
sie in einen Mandelbaum, und als ihr Geliebter endlich zurückkam und
mit gebrochenem Herzen den Baum umarmte, blühte der Baum in aller
Pracht auf. Bei den Phöniziern, die als hervorragende Seeleute einen
schwunghaften Handel mit Mandeln trieben, wurde wahrscheinlich eine Göttin
Amygdale verehrt, der die Mandel heilig war. Vielleicht wurde der Kult
aus Kleinasien importiert, z.B. spielte die Mandel eine wichtige Rolle
bei den rituellen Festen der phrygischen Mutter- und Liebesgöttin
Kybele.
In der Bibel wird die Mandel
mehrfach erwähnt, oft mit Bezug auf die frühe Blüte. Das
hebräische shaqed bedeutet gleichzeitig Wächter bzw. Wachender.
Darauf bezieht sich das folgende Wortspiel in Jeremia (1,11-12), das die
Lutherbibel im Deutschen nachzuahmen versucht: " Jeremia, was siehst du?
Ich sprach: Ich sehe einen erwachenden Zweig [shaqed, also Mandelzweig].
Und der Herr sprach zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich will wachen
[shoqed] über meinem Wort, dass ich's tue." Auch der sechsarmige
Leuchter der Stiftshütte (2.Mose/Exodus 25,32-34) war dem Mandelbaum
nachgebildet. Dagegen wird die Mandel als Nahrungsmittel nur ein einziges
Mal erwähnt (1.Mose/Genesis 43,11). Später wurde die Mandelfrucht
im Christentum als Symbol für die unbefleckte Empfängnis gedeutet.
"Christus wurde gezeugt in Marien, wie der Mandelkern sich in der unverletzt
bleibenden Mandel bildet." (Konrad von Würzburg, 13. Jhdt.)
Sehr früh haben die
Römer die Mandelkultur von den Griechen übernommen. Theophrast
(4.Jhdt.v.Chr.) beschreibt bereits Kulturformen und Veredelungstechniken.
Bezeichnenderweise nannten die Römer die Mandel "griechische Nuss"
(nux graeca). Alte Flurnamen im Mittelwallis wie "Amandoley" oder
"Mandolaire" deuten auf eine frühe Ausbreitung der Mandelkultur in
die südlichen Alpentäler. Die älteste Erwähnung für
Deutschland ist das Capitulare. Aus klimatischen Gründen hat die Mandel
bei uns nie eine größere Verbreitung erfahren.
Zum Genuss wurden überwiegend
"süße" Sorten verwendet. Neben dem direkten Verzehr wurde wurden
die ganzen Samen oder deren ausgepresstes Öl zu Gebäck zu Süßwaren
wie Makronen oder Marzipan weiterverarbeitet. Das Marzipan wurde übrigens
nicht in Lübeck erfunden und der Name hat nichts mit "pan Marci" (Brot
des Markustages) zu tun. Vielmehr stammt das Rezept aus dem arabischen
Raum und der Name soll von der byzantinischen Münze "Mauthaban" abgeleitet
sein.
"Die süsse Mandelkern
sindt zu essen bequem. In der Artzney aber und remediis haben sie
ein viel geringere Tugent und Krafft dann die bittere." Diese Meinung von
Dioskorides war lange in der Naturheilkunde massgebend. Bis heute behauptet
der Volksmund ja, dass nur bittere Medizin wirke. Dioskorides empfiehlt
feuchte Umschläge mit dem Sud von Bittermandeln oder Wurzeln zur Reinigung
der Gesichtshaut, gegen Hautekzeme und Verletzungen und, um die Schläfen
gelegt, gegen Kopfschmerzen. Außerdem soll die Bittermandel gegen
Husten und Erkrankungen von Lunge, Leber und Nieren wirken. Ähnliche
Wirkungen schrieb er auch dem Gummi, dem bei Verletzung der Rinde austretenden
Harz, zu. In der Naturheilkunde hat sich vor allem die Verwendung des Bittermandelwassers
bei Husten, Brechreiz ubd Übelkeit lange gehalten. Bittermandelwasser
(Oleum Amygdalarum aethericum) ist der Extrakt der etherischen Öle
des Samens; es wurde außerdem zum Aromatisieren von Gebäck (Bittermandelaroma)
und zur Geschmackskorrektur von Heilsäften benutzt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Mandelsamen bestehen durchschnittlich
zu 54% aus einem fetten Öl, das die Fettsäuren Olsäure (77%)
und Linolsäure (um 20%) sowie etwas Palmitinsäure enthält.
In der Bittermandel kommt 5(-8)% Amygdalin hinzu, ein Glykosid, das unter
Einwirkung ebenfalls im Samen vorhandener Enzyme u.a. giftige Blausäure
und Benzaldehyd freisetzt. Letzteres ist Hauptkomponente des typischen
Bittermandelaromas. Der bei der Ölgewinnung anfallende Pressrückstand
wird als Mandelkleie bezeichnet.
Nach wie vor wird die Süßmandel
in großen Mengen direkt konsumiert oder als Zutat für Gebäck
und Süßspeisen -natürlich auch Marzipan- verarbeitet. Vom
Verzehr der Bittermandel ist dringend abzuraten. Da die leicht flüchtige
Blausäure erst durch die Verdauungsprozesse im Magen entsteht, ist
die wirksame Konzentration hoch. Für Kinder können schon 5 Bittermandeln
tödlich sein! Deshalb wird die Bittermandel mehr zum Aromatisieren
verwendet. Dazu verwendet man aber kaum noch die Samen oder das Öl
sondern die Bittermandelessenz, der zuvor die Blausäure chemisch entzogen
wurde. Echtes Bittermandelaroma ist ziemlich teuer; was man in Supermärkten
als Backaroma kaufen kann, ist meistens reines, synthetisches Benzaldehyd.
Theoretisch könnte man
das Mandelöl wie jedes andere Pflanzenöl verwenden. Dafür
ist est aber viel zu teuer. Dagegen dient es noch heute als Grundlage für
kosmetische und medizinische Hautsalben. Besonders in der Biokosmetik ist
Mandelöl beliebt, was sich auf den Preis der entsprechenden Präparate
auswirkt. Eine billigere Alternative ist Mandelkleie, die auch für
kosmetische Gesichtsmasken benutzt wird. Außer als Basis für
Hautsalben wird die Mandel in der Medizin heute nicht mehr verwendet.
Als Zierpflanze spielt der
Mandelbaum bei uns wegen seiner Frostanfälligkeit keine Rolle. Was
in Gärtnereien als Ziermandeln verkauft wird, sind verwandte Arten
wie Prunus triloba oder Prunus tenella.
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zuletzt geändert am: 14.VIII.2002