Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
amandalarios
83
Prunus dulcis (Mill.) D.A.Webb Rosaceae

 
 
 Mandel
deutscher Name 
 Amandel
niederländischer Name 
 amandier
französischer Name 
 almond
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Der Strauch oder kleine Baum hat gerade, kahle, bei der Wildform dornige Zweige mit grauer Rinde. Die Blätter sind länglich-lanzettlich, am Rand stumpf gesägt, kahl und glänzend dunkelgrün. Am 2,5cm langen Blattstiel sitzen wenige Drüsen. Aus den Achseln der vorjährigen Blätter treiben meist drei Knospen. Die beiden seitlichen sind Blütenknospen. Die sehr früh erscheinenden Blüten sind deshalb paarweise angeordnet. Die 5 länglichen Kelchblätter sind am Rand dicht filzig behaart. Die Kronblätter sind bis 2cm groß, am Ende ausgerandet, ± rosa und manchmal dunkler geadert. Die ca. 20 relativ kurzen Staubblätter tragen gelbe Staubbeutel. Das einzige Fruchtblatt entwickelt sich zur einer graugrünen, gefurchten, samtig-filzig behaarten, länglich-abgeflachten Steinfrucht mit zähem, meist am Steinkern haftenden Fruchtfleisch. Der Steinkern ist stark abgeflacht, gekielt und runzelig bis gefurcht. Der darin enthaltene zimtbraune Samen ist abgeplattet und etwa 2cm lang. Je nach Sorte kann er sehr bitter sein. In den Handel kommen die vom Fleisch befreiten Steinkerne oder die Samen. Die Mandel ist botanisch also keine Nuss!

Hauptsächlich nach der Frucht werden drei Varietäten unterschieden: Die Süß-Mandel (var. dulcis) hat "süße" -besser: nicht bittere- Samen. Außerdem laufen die unteren Sägezähne des Blattes in kleine Drüsen aus, und der Griffel ist länger als die inneren Staubblätter. Die Bitter-Mandel (var. amara) unterscheidet sich durch kleinere, bittere Samen und kürzere Griffel. Die Krach-Mandel (var. fragilis) hat ± süße Samen in einer krustig gefurchten, zerbrechlichen Steinschale. Außerdem sind die Blätter drüsenlos und die Kronblätter nur so lang wie die Kelchblätter.

Die Art stammt aus Südwestasien, wo es auch heute noch Wildvorkommen gibt. Von allen Obstgehölzen der Gattung Prunus ist die Mandel die wärmeliebendste und frostempfindlichste. In Mitteleuropa beschränkte sich die Kultur schon immer auf Wärmeinseln wie das Mainbecken, den Oberrhein oder die Bergstraße. In den entsprechenden Klimazonen wird die Mandel heute weltweit angebaut.
 

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Geschichte

Die Mandel scheint schon früh aus ihrem vermuteten Ursprungsgebiet in Turkmenistan und West-Tschien-Schan weiter verbreitet worden zu sein. Bereits in der Steinzeit lässt sich die Mandel für den Nahen Osten und Griechenland nachweisen. Ob die Pflanzen gezielt angebaut oder unbewusst verschleppt wurden, lässt sich aus den Belegen nicht rekonstruieren. Ab der Bronzezeit scheint es aber eine Mandelkultur gegeben zu haben. Möglicherweise ist die Mandel überhaupt das älteste Kulturobst in der Alten Welt.

Die sehr frühe, spektakuläre Blüte und die Symbolik des in einem harten Kern verborgenen Samens haben die Fantasie der Völker schon immer beflügelt. Nach der griechischen Mythologie starb die thrakische Prinzessin Phyllis vor Kummer, weil ihr Geliebter Akamas (nach einer anderen Version sein Bruder Demophon) nach dem Trojanischen Krieg wegen schwerer See in Troja zurückgehalten wurde und sie ihn für gefallen wähnte. Die Götter verwandelten sie in einen Mandelbaum, und als ihr Geliebter endlich zurückkam und mit gebrochenem Herzen den Baum umarmte, blühte der Baum in aller Pracht auf. Bei den Phöniziern, die als hervorragende Seeleute einen schwunghaften Handel mit Mandeln trieben, wurde wahrscheinlich eine Göttin Amygdale verehrt, der die Mandel heilig war. Vielleicht wurde der Kult aus Kleinasien importiert, z.B. spielte die Mandel eine wichtige Rolle bei den rituellen Festen der phrygischen Mutter- und Liebesgöttin Kybele.

In der Bibel wird die Mandel mehrfach erwähnt, oft mit Bezug auf die frühe Blüte. Das hebräische shaqed bedeutet gleichzeitig Wächter bzw. Wachender. Darauf bezieht sich das folgende Wortspiel in Jeremia (1,11-12), das die Lutherbibel im Deutschen nachzuahmen versucht: " Jeremia, was siehst du? Ich sprach: Ich sehe einen erwachenden Zweig [shaqed, also Mandelzweig]. Und der Herr sprach zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich will wachen [shoqed] über meinem Wort, dass ich's tue." Auch der sechsarmige Leuchter der Stiftshütte (2.Mose/Exodus 25,32-34) war dem Mandelbaum nachgebildet. Dagegen wird die Mandel als Nahrungsmittel nur ein einziges Mal erwähnt (1.Mose/Genesis 43,11). Später wurde die Mandelfrucht im Christentum als Symbol für die unbefleckte Empfängnis gedeutet. "Christus wurde gezeugt in Marien, wie der Mandelkern sich in der unverletzt bleibenden Mandel bildet." (Konrad von Würzburg, 13. Jhdt.)

Sehr früh haben die Römer die Mandelkultur von den Griechen übernommen. Theophrast (4.Jhdt.v.Chr.) beschreibt bereits Kulturformen und Veredelungstechniken. Bezeichnenderweise nannten die Römer die Mandel "griechische Nuss" (nux graeca). Alte Flurnamen im Mittelwallis wie "Amandoley" oder "Mandolaire" deuten auf eine frühe Ausbreitung der Mandelkultur in die südlichen Alpentäler. Die älteste Erwähnung für Deutschland ist das Capitulare. Aus klimatischen Gründen hat die Mandel bei uns nie eine größere Verbreitung erfahren.

Zum Genuss wurden überwiegend "süße" Sorten verwendet. Neben dem direkten Verzehr wurde wurden die ganzen Samen oder deren ausgepresstes Öl zu Gebäck zu Süßwaren wie Makronen oder Marzipan weiterverarbeitet. Das Marzipan wurde übrigens nicht in Lübeck erfunden und der Name hat nichts mit "pan Marci" (Brot des Markustages) zu tun. Vielmehr stammt das Rezept aus dem arabischen Raum und der Name soll von der byzantinischen Münze "Mauthaban" abgeleitet sein.

"Die süsse Mandelkern sindt zu essen bequem. In der Artzney aber und remediis haben sie ein viel geringere Tugent und Krafft dann die bittere." Diese Meinung von Dioskorides war lange in der Naturheilkunde massgebend. Bis heute behauptet der Volksmund ja, dass nur bittere Medizin wirke. Dioskorides empfiehlt feuchte Umschläge mit dem Sud von Bittermandeln oder Wurzeln zur Reinigung der Gesichtshaut, gegen Hautekzeme und Verletzungen und, um die Schläfen gelegt, gegen Kopfschmerzen. Außerdem soll die Bittermandel gegen Husten und Erkrankungen von Lunge, Leber und Nieren wirken. Ähnliche Wirkungen schrieb er auch dem Gummi, dem bei Verletzung der Rinde austretenden Harz, zu. In der Naturheilkunde hat sich vor allem die Verwendung des Bittermandelwassers bei Husten, Brechreiz ubd Übelkeit lange gehalten. Bittermandelwasser (Oleum Amygdalarum aethericum) ist der Extrakt der etherischen Öle des Samens; es wurde außerdem zum Aromatisieren von Gebäck (Bittermandelaroma) und zur Geschmackskorrektur von Heilsäften benutzt.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Mandelsamen bestehen durchschnittlich zu 54% aus einem fetten Öl, das die Fettsäuren Olsäure (77%) und Linolsäure (um 20%) sowie etwas Palmitinsäure enthält. In der Bittermandel kommt 5(-8)% Amygdalin hinzu, ein Glykosid, das unter Einwirkung ebenfalls im Samen vorhandener Enzyme u.a. giftige Blausäure und Benzaldehyd freisetzt. Letzteres ist Hauptkomponente des typischen Bittermandelaromas. Der bei der Ölgewinnung anfallende Pressrückstand wird als Mandelkleie bezeichnet.

Nach wie vor wird die Süßmandel in großen Mengen direkt konsumiert oder als Zutat für Gebäck und Süßspeisen -natürlich auch Marzipan- verarbeitet. Vom Verzehr der Bittermandel ist dringend abzuraten. Da die leicht flüchtige Blausäure erst durch die Verdauungsprozesse im Magen entsteht, ist die wirksame Konzentration hoch. Für Kinder können schon 5 Bittermandeln tödlich sein! Deshalb wird die Bittermandel mehr zum Aromatisieren verwendet. Dazu verwendet man aber kaum noch die Samen oder das Öl sondern die Bittermandelessenz, der zuvor die Blausäure chemisch entzogen wurde. Echtes Bittermandelaroma ist ziemlich teuer; was man in Supermärkten als Backaroma kaufen kann, ist meistens reines, synthetisches Benzaldehyd.

Theoretisch könnte man das Mandelöl wie jedes andere Pflanzenöl verwenden. Dafür ist est aber viel zu teuer. Dagegen dient es noch heute als Grundlage für kosmetische und medizinische Hautsalben. Besonders in der Biokosmetik ist Mandelöl beliebt, was sich auf den Preis der entsprechenden Präparate auswirkt. Eine billigere Alternative ist Mandelkleie, die auch für kosmetische Gesichtsmasken benutzt wird. Außer als Basis für Hautsalben wird die Mandel in der Medizin heute nicht mehr verwendet.

Als Zierpflanze spielt der Mandelbaum bei uns wegen seiner Frostanfälligkeit keine Rolle. Was in Gärtnereien als Ziermandeln verkauft wird, sind verwandte Arten wie Prunus triloba oder Prunus tenella.
 

 


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zuletzt geändert am: 14.VIII.2002