Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
eruca alba |
|
Eruca sativa Mill. | Brassicaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Ölrauke ist ein
einjähriges, zuweilen überwinterndes, 15 bis 50 cm hohes Kraut
aus der Familie der Kreuzblütler oder Kohlgewächse. Der meist
verzweigte Stängel ist behaart und kantig gestreift. Die Pflanze trägt
tief fiederteilige, leierförmig eingebuchtete Blätter. Stängel
und Blätter riechen zerrieben scharf-würzig bis leicht unangenehm.
Die hellgelben bis weißlichen mit lila Streifen geaderten Blüten
stehen in lockeren endständigen Trauben. Nach der Blüte im Mai
bis Juni entwickeln sich die 2-3,5 cm langen, kaum zusammengedrückten
Schoten mit 5-9 mm langen "Schnäbeln", die senkrecht nach oben weisen.
Die Ölrauke ist eine
Mittelmeerpflanze und daher frostempfindlich. Sie findet sich bei uns wildlebend
nur vereinzelt und unbeständig an Stellen, die schnell von der Sonne
aufgeheizt werden, wie Mauern, Steine oder Schuttplätze. Sie benötigt
einen nährstoffreichen Sand- oder Lehmboden. Gelegentlich wird die
Rauke bei uns als Gründüngungs- oder Futterpflanze angebaut.
Geschichte
Die Senfrauke ist eine alte
Kulturpflanze, die als Salat- und Gemüsepflanze seit dem Altertum
angebaut wurde und im Mittelmeergebiet und vorderen Asien wild wächst.
Die Griechen kannten ein Kraut namens "Suppenlust", bei dem es sich vermutlich
um die Rauke handelte und das von den Römern ebenfalls sehr geschätzt
wurde. Bezeugt ist der Gebrauch der Rauke aber als Gewürzpflanze erst
seit dem Mittelalter. Das scharfe Kraut war in der damaligen deftigen Küche
sehr beliebt. Dioskorides bezeichnet die Pflanze als Weißen Senf
und beschreibt, dass die Samen in Essig oder Milch eingelegt, sich lange
"unverwest" halten. Er verweist darauf, dass Blätter und Samen verdauungsfördernd
und harntreibend wirken, aber auch eine "Begierde zur Unkeuschheit" erwecken.
Während im Orient auch Wildbestände genutzt werden konnten, war
in Mitteleuropa nur der Anbau im Garten möglich, weswegen die Pflanze
lange in allen Bauerngärten zu finden war. Das war aber vermutlich
nicht nur alleine auf die Verwendung als verdauungsförderndes und
harntreibendes Heilkraut zurückzuführen. Die ölhaltigen,
scharf schmeckenden Samen wurden auch als willkommener und preiswerter
Ersatz für Pfeffer gebraucht.
In der mittelalterlichen
Rezepturensammlung des Floridus Macer wird von der Rauke gesagt: "Nimmt
man ihren Samen, gestampft, mit Wein zu sich / soll er alle Arten verderblicher
Hiebwunden oder Prellungen heilen." und etwas später im gleichen Text:
"Ich weiß, ich künde Wundersames, doch ich sprech es aus: mit
Wein in reichstem Maß genossen, soll die Rauke so abhärten,
dass man Schläge nicht fühlt." Das dürfte heute noch genauso
gelten, jedoch nicht auf die Wirkung der Rauke zurückzuführen
sein.
In Mitteleuropa verlor die
Ölrauke ab dem 18. Jh. an Bedeutung. In Asien und den Mittelmeerländern
dagegen wurde das Kraut weiterhin als Würze in Salaten gebraucht und
das aus den Samen gepresste Öl wird dort bis heute zum Einlegen von
Gemüse verwendet.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Samen und grünen
Teile der Ölrauke liefern ein fettes Öl, das hohe Anteile an
Öl- und Erucasäure als Fettsäurekomponenten und ferner Linol-,
Behen-, Linolen-, Stearin- und Lignocerinsäure enthalten. Die Erucasäure
ist für den scharfen Geschmack der Ölrauke verantwortlich. In
Russland und Indien gewinnt man seit alters aus den Samen der Ölrauke,
die dort im feldmäßigem Anbau kultiviert wird, das sogenannte
Rauken- oder Jambaöl für Speise- sowie für medizinische
Zwecke und als Brennöl. Ferner finden die Samen bei der Herstellung
von Senf und scharfen Saucen Verwendung.
Als eigener Salat gegessen
oder als Salatwürze verwendet, indem man einige Blättchen an
Kopf-, Eichblatt- oder Lollo rosso-Salat gibt, ist in den letzten Jahren
der sog. Rucola-Salat aus Italien bei uns eingeführt, bekannt und
immer beliebter geworden. Er schmeckt scharf-würzig, nussartig und
ist nicht jedermanns Geschmack. Nicht damit zu verwechseln ist der Stinkkohl
(Diplotaxis tenuifolia), der italienisch ebenfalls rucola genannt
wird, der entsprechend seines deutschen Namens noch strenger im Geschmack
ist und nur gelegentlich als Salatwürze verwendet wurde.
[Eine
Seite zurück] [Zur Übersichtsseite
über den Karlsgarten] [Home]
zuletzt geändert am: 21.XII.2001